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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 48.1921

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Zierstücke und Ringe von Carl Berthold
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https://doi.org/10.11588/diglit.9123#0342

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ZIERSTÜCKE UND RINGE VON CARL BERTHOLD.

Die von echt handwerklichem Geist getragene
Schmuck-Kunst des Hanauer Meisters Carl
Berthold baut sich klar und zielbewußt aus.
Es ist ein Zurückgehen auf alte Werkstatt-Ge-
sinnung, zugleich aber ein entschiedenes Vor-
dringen auf den Wegen neuester Notwendig-
keiten und gegenwärtigster Form. Man hat mit
Recht gesagt, daß alles künstlerische und geistige
Fortschreiten nichts anderes sei als ein Aktuali-
sieren, d. i. ein
Verlebendigen der
guten Vergangen-
heit. Die ewigen,
die immer gültigen
Dinge in Kunst
und Geist hat die
Menschheit vor-
längst gefunden.
Es kommt nur da-
rauf an, dieses
Ewige immer von
den besonderen
Zeitvoraussetzun-
gen her wieder le-
bendig zu machen.
AlleKultur (durch-
greifende Lebens-
formung) wird ein
Aktualisieren der
Antike sein. Al-
les künstlerische
Fortschreiten wird
immer nur heißen
können: neuer
Durchbruch zum
Alten, d. h. zum
Ewigen, das unter
unseren Vorvätern
schon lebendig
war. So will das
verstanden wer-
den, was hier über
Carl Bertholds
Zurückgreifen auf
alte Handwerks-
Gesinnung gesagt
wurde. Es gibt
vielleicht gerade
auf dem Gebiet
der freien, blu-
menhaften Zier-
stücke, deren ei-
nes hier gezeigt
wird, elegantere,

carl berthold—hanau. »wunderblume« silberverg.

geschmücktere Dinge. Aber Carl Berthold wird
von keinem überboten in der Handhaftigkeit
seiner einschlägigen Arbeiten, im unmittelbaren
Verkehr der feinen Werkzeuge mit den feinen
Materialien, in der herzhaften Lust am Spielen
und Auswirken der Phantasie. Dieses Zier-
stück „bedeutet" nichts, es ahmt keine in der
Natur vorhandene Form nach. Es ist ein Auf-
steigen, ein wechselseitiges Durchschlingen, ein

Zittern und Glit-
zern von gewölb-
ten Metallflächen,
Ketten und Spira-
len ; dem Haupt-
wesen nach blu-
menhaft, aber im
Ganzen doch nur
ein ornamentales
Ausleben von Sil-
ber, Gold und
Email. Es ist so
dennoch etwasOr-
ganisches darin.
Man sieht anPflan-
zen, daß sie ihre
Blätter der Sonne
wie Hände ent-
gegenstrecken,um
möglichst viel von
ihrem Licht zu
saugen. So streckt
auch hier das Gold
dem Lichte Schim-
merflächen hin.da-
mit es ihm reich
und vielfältig be-
gegnet. Freund-
lich zwecklos, nur
eben „schön", so
mag das in der Vi-
trine stehen und
dasAuge erfreuen.
Schwarzes Email,

dunkelgrünes
Email, Mond-
steine, Karneole,
Diamanten, Perl-
drähte begegnen
sich auf den Rin-
gen, auf denen
das Ornament sei-
ne neuen, oft sehr
eigenartigenWege
sucht..... h. r.
 
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