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Dörpfeld, Wilhelm; Forbat, Fred; Forbat, Fred [Oth.]
Alt-Olympia: Untersuchungen und Ausgrabungen zur Geschichte des ältesten Heiligtums von Olympia und der älteren griechischen Kunst (1. Band) — Berlin: Mittler, 1935

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https://doi.org/10.11588/diglit.71562#0048
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26 I. Abschnitt: Neue Ausgrabungen in Olympia

selbst, da er Furtwänglers Datierung des olympischen Heiligtums für gesichert
hält, in der vordorischen Zeit noch keine Spiele in Olympia an. Achäische Spiele
sind aber, wie ich im II. Abschnitt dargelegt habe, durch Ephoros sicher bezeugt
und überdies durch zahlreiche kleine Weihegaben von Zweigespannen aus Ton
und Bronze, die zum Teil unter dem ältesten Heraion gefunden sind, vollkommen
bestätigt. Körte selbst hat diese Weihegaben zwar auch mit den „Spielen des
Pelops", wie Pindar sie nennt, in Verbindung gebracht, wagt aber nicht, diese
Spiele ins II. Jahrtausend zu setzen, sondern lässt sie erst in dorischer Zeit be-
ginnen. Wir besitzen jetzt in dem vordorischen Grabhügel und in jenen alten
Weihegaben von primitiven Rennwagen mit Zweigespannen sichere Zeugen dafür,
dass die literarische Überlieferung über vordorische Spiele, die als Leichenspiele
für Pelops begonnen hatten, richtig ist.
5. DIE ALLGEMEINEN ERGEBNISSE DER NEUEN AUSGRABUNGEN
Nachdem im Anfänge dieses Abschnittes das Ziel der neuen olympischen
Grabungen dargelegt und sodann ihr Verlauf von 1906 bis 1929 geschildert ist,
mag hier zum Schlüsse nochmals kurz zusammengefasst werden, welche Er-
gebnisse sie gehabt haben und wie weit die beabsichtigten Ziele erreicht sind. Eine
genauere Schilderung und Würdigung der einzelnen Ergebnisse werden erst die
folgenden Abschnitte bringen.
Erstens haben wir im Herzen der Altis zwischen den Tempeln der Hera und der
Göttermutter mehrere steinzeitliche Apsidenhäuser entdeckt, die wegen ihres
Inhaltes an Steingeräten und an ganz alter Keramik mit Troja I gleichgesetzt
werden dürfen und daher sicher der ersten Hälfte des II. Jahrtausends, vielleicht
sogar noch dem Ende des III. Jahrtausends zugeschrieben werden müssen. Wir
dürfen in diesen Häusern Priesterwohnungen und Verwaltungsgebäude eines ur-
alten Heiligtums erkennen, das am Fusse des Kronos-Hügels bei einer alten
Naturquelle gelegen hat und dessen Spuren noch nachzuweisen sind.
In diesem ältesten Heiligtum sind wahrscheinlich die pelasgischen Götter
Rhea und Kronos verehrt worden. Die alte Idäische Grotte, in der Rhea
den Zeus geboren haben sollte, ist noch in einem jüngeren Bau erhalten, und vor
diesem sind übereinander liegend noch die Unterbauten zweier Altäre des Herakles
und der Kureten zu sehen. Den obersten dieser Altäre hat Pausanias noch be-
schrieben, während der Grottenbau mit dem älteren Altäre zu seiner Zeit schon
unter der Erde lag und durch das im 4. Jahrhundert vor Chr. erbaute Metroon
ersetzt worden war.
In diesen vordorischen Anlagen am Südfusse des Kronions haben wir die ersten
monumentalen Zeugen für das hohe Alter des olympischen Heiligtums gewonnen.
Hier sind also die Angaben der literarischen Überlieferung und auch die Ansichten
von Ernst Curtius und mir bestätigt worden. Die Lehre Furtwänglers hat sich
dagegen als unhaltbar erwiesen.
 
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