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XII. Abschnitt: Widerlegung von Furtwänglers Lehre
C. DIE PERIODEN DER ÄLTESTEN GRIECHISCHEN KUNST
NACH A. FURTWÄNGLER UND E. BUSCHOR UND DIE
PERIODEN NACH MEINER ANSICHT
In seinen „Bronzen aus Olympia" (1879) hatte Furtwängler die verschiedenen
Perioden der Entwicklung der älteren griechischen Kunst weder einzeln genannt
noch zeitlich begrenzt. Erst im IV. Bande des grossen Olympia-Werkes (1890)
hat er drei Perioden der olympischen Bronzen sehr klar geschieden und im ein-
zelnen geschildert, nämlich die primitiven, die geometrischen und die orientalisch-
griechischen. Er hatte aber, wie ich oben (S. 4) schon darlegte, und wie er selbst
später erklärt hat (Sitz.-Ber. d. Münch. Akad. 1906, 479), damals die von ihm
vorbereitete „zusammenfassende Behandlung nicht publiziert" und „den olym-
pischen Funden nicht ihre Stellung innerhalb der vor- und frühgeschichtlichen
Kultur Europas angewiesen". Diese Arbeit finden wir erst in seinen späteren
Veröffentlichungen, so namentlich in seinen „Gemmen" III (1900) und in seinem
soeben erwähnten letzten Münchener Akademie-Vortrag (1906). Nach dem Tode
Furtwänglers hat sein Schüler Ernst Buschor die zum orthodoxen Dogma
gewordene Lehre seines Vorgängers weiter ausgebaut und an mehreren Stellen,
zuletzt in seinen Berichten über die Arbeiten am Amyklaion von Sparta (Ath. Mitt.
1927, 1 ff.) und über die am Heraion von Samos (Ath. Mitt. 1930, 1 ff.), nochmals
dargelegt. Dabei betont er gelegentlich, dass dieselben Perioden und ihre zeitlichen
Ansätze auch für Olympia Geltung haben, wo Furtwängler sie schon richtig
erkannt habe.
Darnach sollen für Olympia und für Griechenland im Kunstgewerbe, vor allem
in der Keramik folgende Perioden bestehen:
1. Früh-helladische Topfware: Urfirnis mit bemalten geometrischen Mustern.
Zeit: Vom Ende des 111. Jahrtausends bis Anfang des II.
2. Mittel-helladische Ware: Minysches, Mattmalerei und vorhistorische geome-
trische Firnisware. Zeit: Vorn Anfang des II. Jahrtausends bis 1600. (Olympia
und Amyklai sollen in dieser Periode noch keine Heiligtümer, sondern einfache
Dörfer gewesen sein.)
3. Spät-helladische oder mykenische Ware. Zeit: 1600—1100. (In der Mitte
dieser Periode soll das Amyklaion als Heiligtum gegründet sein.)
4. Primitive und proto-geometrische Ware. Zeit: 1100—900. (Am Anfang dieser
Periode soll das olympische Heiligtum entstanden sein.)
5. Geometrische Ware: in Olympia Bronze-Bleche, Dreifüsse und Weihegaben
mit geometrischen Mustern; in Athen Dipylon-Vasen. Zeit: 900—750.
6. Orientalisierende Ware: Korinthischer und andere vom Orient beeinflusste
Stile. Zeit: 750—600.
Das Heiligtum in Olympia soll also erst um 1100 gegründet worden sein, also
erst nach der mykenischen Zeit und am Beginn der protogeometrischen Periode.
XII. Abschnitt: Widerlegung von Furtwänglers Lehre
C. DIE PERIODEN DER ÄLTESTEN GRIECHISCHEN KUNST
NACH A. FURTWÄNGLER UND E. BUSCHOR UND DIE
PERIODEN NACH MEINER ANSICHT
In seinen „Bronzen aus Olympia" (1879) hatte Furtwängler die verschiedenen
Perioden der Entwicklung der älteren griechischen Kunst weder einzeln genannt
noch zeitlich begrenzt. Erst im IV. Bande des grossen Olympia-Werkes (1890)
hat er drei Perioden der olympischen Bronzen sehr klar geschieden und im ein-
zelnen geschildert, nämlich die primitiven, die geometrischen und die orientalisch-
griechischen. Er hatte aber, wie ich oben (S. 4) schon darlegte, und wie er selbst
später erklärt hat (Sitz.-Ber. d. Münch. Akad. 1906, 479), damals die von ihm
vorbereitete „zusammenfassende Behandlung nicht publiziert" und „den olym-
pischen Funden nicht ihre Stellung innerhalb der vor- und frühgeschichtlichen
Kultur Europas angewiesen". Diese Arbeit finden wir erst in seinen späteren
Veröffentlichungen, so namentlich in seinen „Gemmen" III (1900) und in seinem
soeben erwähnten letzten Münchener Akademie-Vortrag (1906). Nach dem Tode
Furtwänglers hat sein Schüler Ernst Buschor die zum orthodoxen Dogma
gewordene Lehre seines Vorgängers weiter ausgebaut und an mehreren Stellen,
zuletzt in seinen Berichten über die Arbeiten am Amyklaion von Sparta (Ath. Mitt.
1927, 1 ff.) und über die am Heraion von Samos (Ath. Mitt. 1930, 1 ff.), nochmals
dargelegt. Dabei betont er gelegentlich, dass dieselben Perioden und ihre zeitlichen
Ansätze auch für Olympia Geltung haben, wo Furtwängler sie schon richtig
erkannt habe.
Darnach sollen für Olympia und für Griechenland im Kunstgewerbe, vor allem
in der Keramik folgende Perioden bestehen:
1. Früh-helladische Topfware: Urfirnis mit bemalten geometrischen Mustern.
Zeit: Vom Ende des 111. Jahrtausends bis Anfang des II.
2. Mittel-helladische Ware: Minysches, Mattmalerei und vorhistorische geome-
trische Firnisware. Zeit: Vorn Anfang des II. Jahrtausends bis 1600. (Olympia
und Amyklai sollen in dieser Periode noch keine Heiligtümer, sondern einfache
Dörfer gewesen sein.)
3. Spät-helladische oder mykenische Ware. Zeit: 1600—1100. (In der Mitte
dieser Periode soll das Amyklaion als Heiligtum gegründet sein.)
4. Primitive und proto-geometrische Ware. Zeit: 1100—900. (Am Anfang dieser
Periode soll das olympische Heiligtum entstanden sein.)
5. Geometrische Ware: in Olympia Bronze-Bleche, Dreifüsse und Weihegaben
mit geometrischen Mustern; in Athen Dipylon-Vasen. Zeit: 900—750.
6. Orientalisierende Ware: Korinthischer und andere vom Orient beeinflusste
Stile. Zeit: 750—600.
Das Heiligtum in Olympia soll also erst um 1100 gegründet worden sein, also
erst nach der mykenischen Zeit und am Beginn der protogeometrischen Periode.