Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Dörpfeld, Wilhelm; Forbat, Fred; Forbat, Fred [Oth.]
Alt-Olympia: Untersuchungen und Ausgrabungen zur Geschichte des ältesten Heiligtums von Olympia und der älteren griechischen Kunst (1. Band) — Berlin: Mittler, 1935

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.71562#0317
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Einleitung: Vier Kunstarten auf griechischem Boden

295

rischen Epen und dem phönikischen Orient denke, ist aus meinen Darlegungen
in den Teilen C und D dieses Abschnittes zu entnehmen.
Meine allgemeinen Ansichten über den Ursprung und die Entwicklung der
älteren griechischen Kunst habe ich seit dem Erscheinen-meines Buches „Homers
Odyssee I" in mehreren Punkten verbessern und erweitern können. Sie werden
hier ausführlich veröffentlicht. Dabei konnten auch noch die Ergebnisse der
neuesten Ausgrabungen, soweit sie mir wichtig und gesichert scheinen, berück-
sichtigt werden. Die Erweiterung bezieht sich namentlich auf die jüngere phöni-
kische Kunst des I. Jahrtausends, die ich zwar schon damals in der „orientali-
sierenden" Kunst erkannte (S. 324), aber nur kurz behandelt habe; sie wird
im Teile D dieses Abschnittes eingehend besprochen werden. Ich hatte früher
nicht genügend beachtet, dass die „orientalisierende" oder „korinthische" Kunst-
weise, die schon Furtwängler und Evans für eine dekadente Tochter der „myke-
nischen" oder „kretischen" Kunst erklärt haben, nach der Eroberung Phöni-
kiens durch Tiglatpileser I. um 1100 entstanden ist, als zu den phönikischen
Künstlern assyrische hinzukamen, wodurch eine neue, eben die jung-phönikische
Kunstart entstanden ist.
Ich behandle hiernach in den folgenden Teilen zuerst (A) die einfache Kunst-
art der Achäer, die von diesen aus ihrer mittel-europäischen Heimat mitgebracht
und in einigen Landschaften, z. B. in Ithaka und in Thessalien, Jahrhunderte
lang beibehalten worden ist. In anderen Landschaften, z. B. in Attika, ist sie
durch die bessere einheimische, geometrisch bemalte Topfware ersetzt worden.
Wieder in anderen, z. B. in der Argolis und in Böotien, hat sie der reichen
und viel besseren mykenischen Kunst weichen müssen.
In einem zweiten Teile (B) bespreche ich die verschiedenen Arten der in
Griechenland vorkommenden geometrisch bemalten Topfware und suche zu zeigen,
dass sie alle schon vor der Einwanderung der ältesten Griechen bei mehreren
hier wohnenden vorgriechischen Völkern geherrscht haben und erst allmählich
durch das einfachere Kunsthandwerk der eingewanderten Achäer, besonders aber
durch die aus dem Orient importierte mykenische Kunst beeinflusst und ver-
ändert worden sind, daneben aber auch diese selbst immer mehr geometrisch
gestaltet haben. Zu diesen vorgriechischen geometrischen Topfarten gehört, wie
ich besonders beweisen werde, auch die Dipylon-Keramik Athens, die man selt-
samer Weise noch heute für eine Erfindung der Athener aus dem Anfänge des
I. Jahrtausends hält. Sie ist in Wirklichkeit schon 1000 Jahre früher und zwar
als „greisenhafte" Tonware von den Tyrsenern aus Kleinasien mitgebracht worden
und kommt in mehreren Landschaften Griechenlands vor, in denen die Tyrsener
nach der Überlieferung gewohnt haben, so in Attika, in der Argolis und auf
einigen Inseln.
Im dritten Teile (C) behandle ich die mykenische Kunst und suche nachzu-
weisen, dass sie zuerst in der Mitte des II. Jahrtausends von den als Hyksos aus
Unter-Ägypten und Palästina vertriebenen arabischen Stämmen nach den Inseln
 
Annotationen