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ursprünglich beabsichtigten Baues als auch über die endgültige Ausführung Schlüsse gezogen
worden, die den Befund nicht richtig auswerten.

Dünne Marmorplatte

Im Erechtheion-Werk 163 Fig. 104 wird eine Marmorplatte bezeichnet und beschrieben, die
zu dem ursprünglichen Fußboden der „Parastas" gehört haben soll. Da es durch scharfsinnige
Beobachtungen geglückt ist, den genauen Platz dieses Steines wieder zu ermitteln (bei M auf
Taf. 1, 8 und 9), wurde damit auch die Höhenlage dieses angeblichen Pflasters festgelegt und
zwar mit der Oberfläche genau in Höhe der oben erwähnten Ritzlinie an der Schwelle. Die
Platte selbst paßt unter die ,,Sockelschicht" (19) der Westmauer, die nach außen in Form
von zwei Stufen unter der Wand vorspringt und nach innen stark zerstört ca. 50 cm weit noch
in die „Parastas" hineinreicht. Die dünne Marmorplatte ist nicht so regelmäßig wie in EW.
Fig. 104 etwa 50 cm leicht gerauht und dann mit gradliniger Begrenzung weitere 15 cm breit,
so weit wie sie noch heute erhalten ist, gut geglättet, sondern vielmehr wie das trotz der be-
trächtlichen Verwitterung zu erkennen ist, in gleicher Weise wie auch andere Steinoberflächen
am Erechtheion als Auflager so gut geglättet, daß nur wenige Spitzeisenspuren zu sehen sind.
Ein Riß im Marmor, etwa 50 cm von der Mauer entfernt und fast parallel zu ihr darf nicht
für eine Ritzlinie gehalten werden (Taf. 22a). Der Stein greift nur etwa 2 cm nach hinten in
das Fundament der Westmauer ein, ist aber mit der „Sockelschicht" verdübelt, womit er
im Gegensatz zu dem sonst bei einer Pflasterung üblichen Gebrauch in das Gefüge der Mauer
bzw. ihrer Fundamente einbezogen ist. Aus diesem Grunde muß er auch, worüber allerdings
im Erechtheion-Werk nichts gesagt ist, ein Fundament gehabt haben, als dessen oberste
Schicht zumindesten alle an der Westmauer liegenden Platten, die dieser einen wieder an
ihren Platz gebrachten ähnlich gewesen sein müssen, den Ausgleich zwischen den Poros-
schichten darunter und der Marmorschicht 19 darüber, also eine regelrechte Euthynterie ge-
bildet haben. Die genauen Maße der Platten dieser Reihe sind aus der Lage jener einen und
aus der Anschlußfläche an der Südseite der Schwelle auf 2 Fuß = 66 cm Breite und 4 Fuß -
ca. 1,23 m Länge wiederzugewinnen. Jene ist also an der besterhaltenen Stelle fast in voller
Breite und in der Länge etwas über die Hälfte erhalten. Sie war — im Gegensatz zu der
Deutung EW. 163 — mit der nördlichen Nachbarplatte durch eine normale, 26 cm lange und
9 cm breite l—l-Klammer verbunden. Die Plattenreihe ist zwar wegen der während des Baues
erfolgten Verschiebung der Westmauer um 3 Fuß nach Osten (s. unten S. 86) nicht an die
vorher für sie vorbereitete Anschlußfläche an der Türschwelle gestoßen, jedoch brauchte sie
selbst deshalb nicht verändert zu werden (vgl. Taf. 12b und 12c).

Fundament der Westmauer

Es ist immer schon aufgefallen, daß die Erechtheion-Westmauer merkwürdig schmal und
zwar nur in ihrer eigenen aufgehenden Breite von 2 Fuß fundamentiert ist (Taf. 9 und 10).
Diese Schmalheit des Fundaments hat auch bedingt, daß in der Nähe des Kekropsgrabes die
Fundamentschichten bis hinunter auf den Felsen aus Marmorquadern bestehen (Taf. 8), wie
überhaupt am Bau an wichtigen Stellen das Fundament eine oder mehrere Schichten tief aus
Marmor hergestellt wurde, so auch zwei Schichten unter der großen Nordtür bis zu der wich-
tigen Ecke mit der Westmauer und das ganze Fundament links und rechts der kleinen unter-
irdischen Tür zum Dreizackmal. Da jedoch erwiesenermaßen (EW. 167) die Westmauer nicht
an dem für sie vorgesehenen Platz steht, kann auch das Fundament nicht als normal be-
trachtet werden, sondern zur Beurteilung sowohl des ursprünglich geplanten als des ausge-
führten Baues steht allein das östliche Fundament der „Parastas" zur Verfügung.

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