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und Südwand der Cella je sechs aeginetische Steine untergebracht werden, die beiden dann
noch übrigbleibenden müssen ebenso wie die obenerwähnten schmaleren pentelischen Hinter-
mauerungssteine im Westteil des Baues angeordnet werden. Eine genaue Erklärung, warum
diese aeginetischen Steine l1/2 Fuß breit sind und damit zusammen mit den regulär 1 Fuß
breiten eleusinischen Steinen des Frieses eine Wandstärke bilden, die um 1/2 Fuß dicker wird
als die Wände darunter, kann deshalb nicht gegeben werden, weil keiner dieser aeginetischen
Steine mehr erhalten ist. Offenbar sind sie schon bei der großen römischen Reparatur entfernt
worden. An einigen Bruchstücken der eleusinischen Steine kann festgestellt werden, daß diese
langen Platten des öfteren nach ihrer endgültigen Bearbeitung nur 3/4 Fuß breit ausgefallen
sind. Das ist z. B. auch schon an der Auflagerspur des dritten Friesblockes (von Osten) an
der Südseite auf dem Architrav in situ zu sehen (EW. Fig. 11 links oben). Der eleusinische
Stein bricht in sehr glatten, schiefrigen Schichten und bedarf daher einerseits an der nicht
sichtbaren Seite keiner sehr ausgiebigen Bearbeitung und kann andererseits deshalb auch
zu — im Verhältnis zur Länge — sehr schmalen Platten verarbeitet werden. Das für den
Fries verlangte Maß von 1 Fuß Dicke für diese Steine ist daher nur ein Höchstmaß, das offen-
bar von vielen Platten nicht erreicht wurde. Mit Rücksicht darauf hat man wohl vorsorglich
den Hintermauerungssteinen einen Zuschlag von x/2 Fuß gegeben, der am Bau an der Innen-
seite entsprechend der Friesplattenstärke reduziert werden konnte, bis das Gesamtmaß von
2 Fuß oder etwas darüber erreicht war. Eine genaue Innenflucht brauchten die aeginetischen
Steine nicht zu haben, da sie am Bau nicht sichtbar waren. So wie sie jetzt in Abb. 17 an-
geordnet sind, ist mit ihrer vollen Stärke gerechnet, da sie selbst damit die Verlegung der
Holzdecke nicht beeinträchtigen. Diese Unabhängigkeit der Arbeit an der Holzdecke von der
Hochführung der Mauer bis zur Friesschicht wird durch die Art der getrennten Aufzählung
beider Arbeitsvorgänge in den Bauinschriften gefordert. In der langen Anm. 2 (EW. 351/352)
werden die daraus insbesondere für die dort vorgeschlagene Rekonstruktion entstehenden
Schwierigkeiten und Absonderlichkeiten ausführlich besprochen. Unter anderem wird dort
der Ubergang von Stein zu Holz innerhalb ein und derselben Schicht „stilistisch tadelnswert"
gefunden, obwohl er keineswegs vereinzelt dasteht und nur deshalb, weil kaum ein klassischer
griechischer Bau noch bis zur Deckenkonstruktion erhalten ist, nicht öfter nachgewiesen
werden kann. Einen guten Vergleich mit einer der Abb. 17 fast gleichen Konstruktion bietet
die Vorhalle des Schatzhauses von Megara in Olympia (Ergebnisse der Ausgrabung von
Olympia, Textband II S. 52 und Taf. 36—38). Wenn die Mischung von Holz und Stein inner-
halb einer Schicht in der Tat so stilwidrig wäre, so wäre es bei dieser kleinen und technisch
einfachen Decke der Schatzhausvorhalle ohne weiteres möglich gewesen, die Wandbalken ent-
weder aus Holz statt aus Stein herzustellen oder die steinernen Wandbalken mit Holzbrettern
zu verkleiden. An dem Schatzhaus ist auch zu erkennen, daß der Materialunterschied durch
Bemalung für das Auge unsichtbar gemacht werden konnte.

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