Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
bäudes, mißt in der Breite zwischen den Außenwänden genau 30 attische Fuß und in der
Länge von der Rückwand bis zur Mittelachse der Säulenfront ihrer Vorhalle ebenfalls 30 Fuß.
Der westlich anschließende, auf dem tiefen Niveau liegende offene Raum mit dem Grabe des
Erechtheus ist zuzüglich der östlichen, mit der Athena-Cella gemeinsamen Trennmauer 20 Fuß
tief. Bis zur Symmetrieachse folgt der halbe Mittelraum mit weiteren 10 Fuß, so daß er bei
symmetrischer Ergänzung einschließlich seiner beiden Pfeilerwände eine ostwestliche Breite
von 20 Fuß gehabt hätte bei nordsüdlicher lichter Länge von 30 Fuß. Die Decke sollte zu-
gleich auch das flache Dach der Halle bilden und war daher grundsätzlich ebenso zu kon-
struieren wie die steinerne Decke über der Korenhalle. Diese Pfeilerhalle sollte im Lichten mit
16 Fuß genau so hoch wie breit werden und mit einer steinernen Kassettendecke bedeckt
werden. Neben der Rücksicht auf ausreichende Licht- und Luftzufuhr zum dicht benachbarten
Ölbaum wurde mit diesem quadratischen Querschnitt offenbar ein Idealmaß eingehalten.
Auch der Längsschnitt durch die Ostcella ergibt im Lichten eine quadratische Fläche von
20 : 20 Fuß, und auch der Querschnitt durch das „Prostomiaion" ist fast quadratisch.

„Prostomiaion" ohne Dach

Von besonderer Bedeutung für die Ergänzung der beiden Räume östlich und westlich der
Pfeilerhalle ist die Vorbedingung, die der unveränderliche Standplatz des Ölbaums dem ganzen
Mittelteil stellte: er mußte ohne Dach bleiben. Wäre sowohl die Pfeilerhalle wie auch womög-
lich noch das Temenos um den Ölbaum nach dem ursprünglichen Plan ausgeführt worden, so
würde niemand bezweifeln, daß auch östlich der Pfeilerhalle ein offenes Temenos bestand,
obwohl der jetzige Erhaltungszustand keine sichtbaren, direkten Anhaltspunkte dafür bietet.
Die Unmöglichkeit, diesen Raum mit etwa 10 m kürzester lichter Spannweite (von Süden
nach Norden) mit Holz zu überdecken, würde ebenso zu diesem Schluß führen wie das Fehlen
eines Abschlusses nach Westen gegen den Ölbaum. Die Veränderung bei der Bauausführung,
insbesondere die Hochführung einer neuen Westmauer an Stelle der geplanten niedrigen West-
wand der Pfeilerhalle, erschweren die Beurteilung der Frage, ob auch der jetzige Mittelraum,
das „Prostomiaion", nach Aufgabe des großen Planes nun vielleicht doch mit einem Dach
bedeckt wurde. Der entscheidende Grund für die Planung, die Symmetrie zum Raum des
Ölbaumes, hatte seine Bedeutung durch den Verzicht verloren, und wenn wirklich ein Kult-
mal im „Prostomiaion" offenen Himmel über sich bedingte, so konnte eine ähnliche Lösung
wie über dem Dreizackmal im Dach der Nordhalle gefunden werden. Der jetzt erhaltene Zu-
stand gibt keine Auskunft über die tatsächliche Ausführung, aber die Unterstützung des
neuen Westgiebels durch eine weitere Säulenstellung auch auf der östlichen Pfeilerreihe er-
möglichte nun eine Uberspannung des „Prostomiaions" mit nur etwa 6,30 m lichter Spann-
weite.

Bei allen bisherigen Ergänzungen, zuletzt auch wieder EW. Tafel XIV und XV, ist daher
eine vollständige Uberdeckung des „Prostomiaions" angenommen worden, wodurch die drei
Haupträume des Erechtheions unter ein gemeinsames Satteldach gebracht werden. Für eine
Ergänzung ohne Dach auch beim ausgeführten Bau ergaben sich jedoch an verschiedenen
Stellen der vorstehenden Abschnitte gewisse, wenn auch nicht unmittelbare Hinweise, die
hier nochmals im Zusammenhang aufgezählt seien:

1. Auf S. 58 war der Unterschied von 6 cm in der Höhenlage an der Unterkante der Ortho-
statenschichten der Nordwand und der Südwand sowie die verschiedene Art der Bearbeitung
an der Innenseite der Quaderschichten darunter am besten damit zu erklären, daß der Fuß-
boden des „Prostomiaions" ein leichtes Gefälle von Norden nach Süden zu einer Abflußrinne

83
 
Annotationen