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EiNHART.
eine freie Copie diescs Werkes sehen wollen. Zweifellos war der prachtvolle
mosaikengeschmtickte Bau des Julianus Argentarius mit seinen Erinnerungen an
JuRinian dem Kaiser bekannt; er oder seine Architekten haben sich seiner auch
bei der Conception der Aachener Kirche erinnert. Mehr aber als der Gesammt-
cindruck von S. Vitale hat in Aachen nicht eingewirkt; in allen Einzelheiten
Rehen beide Bauten selbRändig neben einander. Nur die Idee eines achteckigen
Mittelraumes, der über ein zweigeschoshges Seitenschiff noch emporReigt, mit
dem quadraten Altarhaus im ORen und einer ähnlichen Vorhalle im WeRen iR
ihnen gemein. Namentlich iR das Aachener GewölbesyRem durchaus selbRändig.
Ganz besondere Aufmerksamkeit verdient hier, wie schon erwähnt, die Ein-
deckung des oberen Seitenschiffes; vielleicht die sorgfältigR überdachte Con-
Rruction des früheren Mittelalters überhaupt. Um dem Schub der Kuppel zu
begegnen, was in Ravenna namentlich die niedrigen Halbkuppeln der Exedrcn
thun, liess man die Gewölbe der Empore von den Umfassungsmauern aus schräg
gegen das Mittelschiff anReigen, wodurch Re gewissermassen als um das Ganze
herumlaufende Strebebogen functioniren. AeRhetisch gewann man dabei die
Möglichkeit einer besseren AnRcht der Mosaiken dieser Decken für den Be-
trachter vom Fussboden des Mittelraumes aus. Zugleich aber war Reh der
Architekt wohl bewusst, dass ein Tonnengewölbe, welches in schräger Richtung
(in einem Rümpfen Winkel) die Wand trifft, erheblich weniger WiderRandskraft
in den Schnittlinien beRtzt als ein solches, bei dem der Schnittwinkel ein rechter
iR. Um diesen trotz der schräg abfallenden Decke zu gewinnen, bildet er in
den Umfassungsmauern bogenförmige Nischen, die den einzelnen Gewölbebreiten
genau entsprechen. Der Schildbogen, in dem Reh die beiden CylinderRächen
von Decke und Wand jetzt schneiden, liegt nun seiner Hauptrichtung nach in
einer sehiefen Ebene, gegen welche das Tonnengewölbe winkelrecht anfällt, so
dass sein Schub dadurch viel voller und gleichmässiger aufgefangen wird, als
wenn die sehräge Fläche gegen die gerade Wand liefe (Mertens). Einer für jene
Zeit so ungemein fein überdachten ConRruction gegenüber kann man Reh des
Verdachtes kaum erwehren, dass irgend ein heut verschwundenes Bauwerk des
Alterthums das Vorbild dafür abgegeben. Zu den Feinheiten der ConRruction
iR ferner die geschickte Anbringung von Strebepfeilern an der Mittelkuppel zu
rechnen. Im Innern als Theil des Mittelschiffspfeilers functionirend, treppen Re
Reh dicht über den Pultdächern des Seitenschiffes ab und Reigen an den Ecken
des Obergeschosses in Form ziemlich Rark ausgesprochener PilaRer mit Compo-
Rtkapitellen auf. Bekanntlich iR der Strebepfeiler an den römischen Gewölbe-
bauten durchaus nichts seltenes. Von ihnen lernte ihn die romanischc Ba'u-
kunR Frankreichs kennen, während er Deutschland mit alleiniger Ausnahme
von Aachen in vorgothischcr Zeit fremd iR. An seiner Stelle hcrrscht hier die
Lisene. Sein Vorkommen in Aachen deutet also auf ein Studium antiker Bauten,
wie denn ein solches auch aus allen Details hervorleuchtet. Trotz aller Ver-
wilderung und Rohheit der Form Randen KtinRler und Handwerker noch immer
auf dem Boden der römischen Tradition. Wie sehr man aber zugleich doch schon
das richtige VerRändniss sür die antike Formgebung verloren, zeigt gerade der
Abschluss dieser Streben, die ganz Rnnlos in korinthische Kapitelle auslaufcn.
EiNHART.
eine freie Copie diescs Werkes sehen wollen. Zweifellos war der prachtvolle
mosaikengeschmtickte Bau des Julianus Argentarius mit seinen Erinnerungen an
JuRinian dem Kaiser bekannt; er oder seine Architekten haben sich seiner auch
bei der Conception der Aachener Kirche erinnert. Mehr aber als der Gesammt-
cindruck von S. Vitale hat in Aachen nicht eingewirkt; in allen Einzelheiten
Rehen beide Bauten selbRändig neben einander. Nur die Idee eines achteckigen
Mittelraumes, der über ein zweigeschoshges Seitenschiff noch emporReigt, mit
dem quadraten Altarhaus im ORen und einer ähnlichen Vorhalle im WeRen iR
ihnen gemein. Namentlich iR das Aachener GewölbesyRem durchaus selbRändig.
Ganz besondere Aufmerksamkeit verdient hier, wie schon erwähnt, die Ein-
deckung des oberen Seitenschiffes; vielleicht die sorgfältigR überdachte Con-
Rruction des früheren Mittelalters überhaupt. Um dem Schub der Kuppel zu
begegnen, was in Ravenna namentlich die niedrigen Halbkuppeln der Exedrcn
thun, liess man die Gewölbe der Empore von den Umfassungsmauern aus schräg
gegen das Mittelschiff anReigen, wodurch Re gewissermassen als um das Ganze
herumlaufende Strebebogen functioniren. AeRhetisch gewann man dabei die
Möglichkeit einer besseren AnRcht der Mosaiken dieser Decken für den Be-
trachter vom Fussboden des Mittelraumes aus. Zugleich aber war Reh der
Architekt wohl bewusst, dass ein Tonnengewölbe, welches in schräger Richtung
(in einem Rümpfen Winkel) die Wand trifft, erheblich weniger WiderRandskraft
in den Schnittlinien beRtzt als ein solches, bei dem der Schnittwinkel ein rechter
iR. Um diesen trotz der schräg abfallenden Decke zu gewinnen, bildet er in
den Umfassungsmauern bogenförmige Nischen, die den einzelnen Gewölbebreiten
genau entsprechen. Der Schildbogen, in dem Reh die beiden CylinderRächen
von Decke und Wand jetzt schneiden, liegt nun seiner Hauptrichtung nach in
einer sehiefen Ebene, gegen welche das Tonnengewölbe winkelrecht anfällt, so
dass sein Schub dadurch viel voller und gleichmässiger aufgefangen wird, als
wenn die sehräge Fläche gegen die gerade Wand liefe (Mertens). Einer für jene
Zeit so ungemein fein überdachten ConRruction gegenüber kann man Reh des
Verdachtes kaum erwehren, dass irgend ein heut verschwundenes Bauwerk des
Alterthums das Vorbild dafür abgegeben. Zu den Feinheiten der ConRruction
iR ferner die geschickte Anbringung von Strebepfeilern an der Mittelkuppel zu
rechnen. Im Innern als Theil des Mittelschiffspfeilers functionirend, treppen Re
Reh dicht über den Pultdächern des Seitenschiffes ab und Reigen an den Ecken
des Obergeschosses in Form ziemlich Rark ausgesprochener PilaRer mit Compo-
Rtkapitellen auf. Bekanntlich iR der Strebepfeiler an den römischen Gewölbe-
bauten durchaus nichts seltenes. Von ihnen lernte ihn die romanischc Ba'u-
kunR Frankreichs kennen, während er Deutschland mit alleiniger Ausnahme
von Aachen in vorgothischcr Zeit fremd iR. An seiner Stelle hcrrscht hier die
Lisene. Sein Vorkommen in Aachen deutet also auf ein Studium antiker Bauten,
wie denn ein solches auch aus allen Details hervorleuchtet. Trotz aller Ver-
wilderung und Rohheit der Form Randen KtinRler und Handwerker noch immer
auf dem Boden der römischen Tradition. Wie sehr man aber zugleich doch schon
das richtige VerRändniss sür die antike Formgebung verloren, zeigt gerade der
Abschluss dieser Streben, die ganz Rnnlos in korinthische Kapitelle auslaufcn.