EINHART.
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wirken des Aachener Baues erkennen. Doch auch an KlöRern und Bischofs-
sitzen ahmte man das Werk Einhart's nach, so zu Mettlach in dem sogenannten
alten Thurm, zu Lüttich in der St. Johannskirche, in der Kirche des Nonnen-
kloslers zu Ottmarsheim, an dem verschwundenen alten Dom zu Magdeburg und
wenigRens theilweis an der Stiftskirche zu ERen. Besonders scheint auch den
ZeitgenoRen die originelle Gliederung der grossen ArkadenöRnungen ins Auge
gefallen zu sein. Es ist dies gleichfalls eine antike Behandlungsweise, deren älte-
Res uns bekanntes Beispiel wir in der ursprünglichen GeRaltung des Pantheon
(nach Adlers ReRauration) zu sehen haben, die aber in den Thermenanlagen der
späteren Zeit ziemlich beliebt gewesen zu sein scheint. Sie kehrt ohne weiteren
Anschluss^ an die Aachener Formen in der erRen Hälfte des XI. Jahrhunderts
in der Kirche Maria im Kapitol zu Cöln wieder, verschwindet aber dann aus der
mittelalterlichen BaukunR. —
Auf seiner BeRtzung MichelRadt in der heutigen hesRschen Provinz Starkenburg
hatte Einhart schon vor 819 eine mönchische AnRedlung Beine Cella« gegründet,
die er in jenem Jahre in Gemeinschast mit Imma für den Fall ihres kinderlosen
AbRerbens dem KloRer Lorsch vermachte. In der AbRcht das Ansehen dieser
seiner Stiftung zu heben, Rrebte er danach, Re in den BeRtz wunderthätiger und
damit den ZuRuss von Gläubigen befördernder Reliquien zu setzen. Lange Zeit
war jedes Bemühen umsonR, denn derartige Schätze wurden von ihren BeRtzern
selbRverRändlich nur in den allerseltenRen Fällen fortgegeben. Endlich zeigte
Reh eine Gelegenheit zur RealiRrung seiner Wünsche, wie er ausführlich in seiner
BGeschichte der Uebertragung der Körper der h. h. Märtyrer Petrus und Marcel-
linus schildert, eine Erzählung, die wenigRens im kurzen Auszuge hier ihren Platz
Rnde: Am Hofe von Aachen hielt Reh im Jahre 82/ ein Diakon aus Rom mit
Namen Deusdona auf. Mit ihm sprach Einhart gelegentlich über sein Begehr,
da er wulste, dass Rom eine reiche Fülle von Reliquien besass. In jener Zeit
gerade war man dort mit der Aufräumung der Katakomben beschäftigt; so
waren z. B. 8iy zweitausenddreihundert Körper nach Sta. Prassede übergeführt
worden. Der schlaue Italiener, der hier eine Gelegenheit witterte, Vortheil zu
ziehen, erzählte, als er Reh von Einhart's Eifer für die Sache überzeugt, dals er
felbR mehrere heilige Leichname beRtze, die er gegen ErRattung der ReisekoRen
in die Heimath und Stellung eines Maulthieres verkaufen würde. Sosort nahm
Einhart diese Bedingungen an und gab ihm seinen Secretär Ratleic nebR einigen
Begleitern mit, um die Heiligthümer in Empfang zu nehmen. Die günRige Ge-
legenheit benutzte auch Abt Hilduin von St. Denis, um seinerseits einen PrieRer
zu gleichem Zweck mit nach Rom zu senden. Als die Franken dort angekommen
waren, Rellte Reh bald heraus, dass Deusdona Re belogen hatte, und weder selbR
Reliquien belass noch auch nur die Ueberlassung solcher vermitteln konnte. Rat-
leic liess Reh dadurch aber nicht entmuthigen, sondern blieb entschloRen, es
koRe was es wolle, den Willen seines Herrn zu erfüllen. Deshalb schien es ihm
rathlam mit Deusdona, dem einzigen Menschen, den er in der fremden Stadt
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wirken des Aachener Baues erkennen. Doch auch an KlöRern und Bischofs-
sitzen ahmte man das Werk Einhart's nach, so zu Mettlach in dem sogenannten
alten Thurm, zu Lüttich in der St. Johannskirche, in der Kirche des Nonnen-
kloslers zu Ottmarsheim, an dem verschwundenen alten Dom zu Magdeburg und
wenigRens theilweis an der Stiftskirche zu ERen. Besonders scheint auch den
ZeitgenoRen die originelle Gliederung der grossen ArkadenöRnungen ins Auge
gefallen zu sein. Es ist dies gleichfalls eine antike Behandlungsweise, deren älte-
Res uns bekanntes Beispiel wir in der ursprünglichen GeRaltung des Pantheon
(nach Adlers ReRauration) zu sehen haben, die aber in den Thermenanlagen der
späteren Zeit ziemlich beliebt gewesen zu sein scheint. Sie kehrt ohne weiteren
Anschluss^ an die Aachener Formen in der erRen Hälfte des XI. Jahrhunderts
in der Kirche Maria im Kapitol zu Cöln wieder, verschwindet aber dann aus der
mittelalterlichen BaukunR. —
Auf seiner BeRtzung MichelRadt in der heutigen hesRschen Provinz Starkenburg
hatte Einhart schon vor 819 eine mönchische AnRedlung Beine Cella« gegründet,
die er in jenem Jahre in Gemeinschast mit Imma für den Fall ihres kinderlosen
AbRerbens dem KloRer Lorsch vermachte. In der AbRcht das Ansehen dieser
seiner Stiftung zu heben, Rrebte er danach, Re in den BeRtz wunderthätiger und
damit den ZuRuss von Gläubigen befördernder Reliquien zu setzen. Lange Zeit
war jedes Bemühen umsonR, denn derartige Schätze wurden von ihren BeRtzern
selbRverRändlich nur in den allerseltenRen Fällen fortgegeben. Endlich zeigte
Reh eine Gelegenheit zur RealiRrung seiner Wünsche, wie er ausführlich in seiner
BGeschichte der Uebertragung der Körper der h. h. Märtyrer Petrus und Marcel-
linus schildert, eine Erzählung, die wenigRens im kurzen Auszuge hier ihren Platz
Rnde: Am Hofe von Aachen hielt Reh im Jahre 82/ ein Diakon aus Rom mit
Namen Deusdona auf. Mit ihm sprach Einhart gelegentlich über sein Begehr,
da er wulste, dass Rom eine reiche Fülle von Reliquien besass. In jener Zeit
gerade war man dort mit der Aufräumung der Katakomben beschäftigt; so
waren z. B. 8iy zweitausenddreihundert Körper nach Sta. Prassede übergeführt
worden. Der schlaue Italiener, der hier eine Gelegenheit witterte, Vortheil zu
ziehen, erzählte, als er Reh von Einhart's Eifer für die Sache überzeugt, dals er
felbR mehrere heilige Leichname beRtze, die er gegen ErRattung der ReisekoRen
in die Heimath und Stellung eines Maulthieres verkaufen würde. Sosort nahm
Einhart diese Bedingungen an und gab ihm seinen Secretär Ratleic nebR einigen
Begleitern mit, um die Heiligthümer in Empfang zu nehmen. Die günRige Ge-
legenheit benutzte auch Abt Hilduin von St. Denis, um seinerseits einen PrieRer
zu gleichem Zweck mit nach Rom zu senden. Als die Franken dort angekommen
waren, Rellte Reh bald heraus, dass Deusdona Re belogen hatte, und weder selbR
Reliquien belass noch auch nur die Ueberlassung solcher vermitteln konnte. Rat-
leic liess Reh dadurch aber nicht entmuthigen, sondern blieb entschloRen, es
koRe was es wolle, den Willen seines Herrn zu erfüllen. Deshalb schien es ihm
rathlam mit Deusdona, dem einzigen Menschen, den er in der fremden Stadt