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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (1,1): Kunst und Künstler Deutschlands und der Niederlande bis gegen die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1877

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Eisenmann, Oskar: Die niederländischen Nachfolger der Brüder van Eyck
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https://doi.org/10.11588/diglit.33504#0269

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Die niederländischen Nachfolger der Brüder van Eyck.

Wir haben keine behimmte Vorhellung davon, in wie weit Hubert und
Johann van Eyck auf den Schultern ihrer Vorgänger stehen, ja wir kennen
nicht einmal ihre eigne Entwicklung. Sie Und eine jener herrlichen fertigen
Erscheinungen in der Geschichte, wie he dann und wann gleich einem vollen-
deten Kunhwerke emporheigen, dem wir die Vorhufen, die Mühe und das Ueber-
legte der Entstehung nicht ansehen.
Anders verhält es hch mit ihren Nachfolgern, einem Roger, Bouts, Crihus,
van der Goes und Anderen. Sie hnd die geihigen Erben der Brüder und speisen
ihre Kanäle aus dem einen frischen Quell, den jene wie mit dem Zauberstabe
des Moses aus dem Schoosse der Natur gelockt. Man will zwar Roger auf
eigene Füsse hellen als den Begründer einer besonderen Brabanter Schule, deren
spätere Blüthen wir dann in Memling, G. David u. A. zu suchen hätten}; indess
wohl mit Unrecht. Denn abgesehen von dem nur ihm eigenthümlichen leiden-
schaftlichen Ferment, welches er in die Entwicklung der althandrischen Schule
brachte, hnd doch die Elemente seiner Erscheinung ohne Voraussetzung der
überwältigenden Kräfte, welche den Genter Altar geschaffen, nicht denkbar.
Wir werden also gut thun, die im Folgenden zu betrachtenden Maler als
eine geschlossene, von den van Eyck's ausgehende Gruppe zu betrachten.
Als der augenfällig Abhängighe unter ihnen erscheint Petrus Crihus,
Peter's Sohn aus Baerle bei Deynze. Desshalb, aber auch nur desshalb darf man
vermuthen, er sei persönlicher Schüler des Jan van Eyck gewesen und nicht, weil
er etwa Werkhattgeräthe desselben, z. B. Teppiche, für seine Gemälde ebenfalls
benuzte. Das kann eine gute Weile nach van Eyck's Tode geschehen sein, ja
ih geschehen, nämlich bei dem Bilde des Städel'schen Inhituts v. J. 144/, an
welches man obige Combination knüpft. Und übrigens, sollten damals die
Teppichweber ein Muher nur ein einziges Mal gefertigt haben? Ausserdem ih
nicht zu vergessen, dass Crihus nach de Laborde's Forschungen erh 1450 in
die Lukasgilde zu Brügge eingeschrieben wurde. Ehe man dies wusste und ehe
eine falsche oder gefälschte Rehauration der Jahrzahl auf dem genannten Werke
in Frankfurt als solche erkannt war, hatte man ihn sogar zum Schüler Hubert's
machen wollen. Eine thronende Madonna mit den Heiligen Franciscus und
Hieronymus trägt es nämlich heute das Datum 1417, welches offenbar früher
1447 lautete.
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