30
LUCAS CRANACH.
versagen dürfen. Schuchardt gibt einige wichtigere Stellen daraus in folgenden
Worten wieder: nSie war ein edles Vorbild einer ehrsamen Hausfrau, die zum
Muster zu nehmen jedem Weibe geziemt: denn alle Gaben des Geisies, welche
man Frauen zuschreibt und deren mehrere das weibliche Geschlecht allein besitzt,
waren keiner in höherem Masse zu Theil als ihr.M Dann rühmt derselbe weiter,
dass he ihre Kinder muherhaft erzogen habe, dass Niemand von besserer Sitte
sei als diese: ^Die eine Tochter, welche jetzt (1541) verwittwet id, war der Ruhm
des ganzen Mädchenchors. Während andere äusserlich ansländig zu erscheinen
sich bemühten, war es ihre Sorge, hch Schätze des Geisies zu erwerben. Es
gab keine zweite so schön, und in der ganzen Stadt gab es keine so keusche
Schönheit. Durch Erziehung ihrer Kinder macht he der Mutter und dem Vater
Ehre.« Dann lobt er Lucas den Jüngeren und kommt auf den älteren, 1536
verdorbenen Sohn Johannes. Diesen nennt er die Ehre und besondere Zier der
Künsller, für dessen Ruhm, da kein Vorzüglicherer in seiner Kund exidire, der
Erdkreis zu enge sei.M Von diesem, wie es scheint, sehr begabten und von
seinem Vater besonders geliebten jungen Maler hnd Werke mit Sicherheit nicht
nachzuweisen. Man weiss von ihm eigentlich nur, dass er zu seiner weiteren Aus-
bildung nach Italien zog und jung in Bologna darb. Wie tief des Vaters
Schmerz über diesen Verlud war, bezeugen die eindringlichen Mahn- und Trod-
worte Luther's in dessen Tischreden, worin es u. A. heisst: ^Darnach wandte
er hch zum Vater, der da weinete und sprach: Lieber Meider Luca, halt dille,
Gott will euren Willen brechen, denn er greift einen gern an, da es ihm am
weheden thut, zur Tödtung unseres alten Adam u. s. w.t<
Des Meiders zweiter Sohn, Lucas, berühmt unter dem Namen Cranach
der Jüngere, id im Jahre 1515 geboren und wird später als namhafter Schüler
seines Vaters zu erwähnen sein.
Ausserdem wissen wir von drei Töchtern Cranach's. Die ältede, Ursula, war
vermählt mit Georg Tasche, Stadtsehreiber und Bürgermeider zu Gotha, eine
zweite, Barbara, mit Dr. Chridian Brück, herzogl. Kanzler, bekannt durch seine
Betheiligung an dem Grumbach'schen Streite, der ihm im Jahre 156/ das Leben
kodete. Eine dritte Tochter endlich, Anna, heirathete einen Caspar Pfreund,
der später Bürgermeider wurde und 15/4 darb.
Wir sehen, Cranach's Familienverhältnisse waren im Ganzen glückliche. Aber
auch die Verbindungen nach aussen, welche er anzuknüpfen verdand, waren her-
vorragende, und die öffentliche Stellung, die er hch durch Talent, Fleiss und tüch-
tigen Charakter errang, eine ausgezeichnete. Er war nicht allein, wie erwähnt,
vermögend und dand an der Spitze einer vielgerühmten und beschäftigten Maler-
werkdatt, sondern er war ausserdem Behtzer einer Apotheke und Buchdruckerei
und lange Jahre Bürgermeider von Wittenberg, der Mann des Vertrauens seiner
Mitbürger und, was damals noch weit mehr galt, als heutigen Tages, der beson-
dere Gündling seines Landesherrn, ja dreier auf einander folgenden Fürden von
Sachsen. Es waren die Kurfürden Friedrich der Weise, Johann der Bedändige
und Johann Friedrich der Grossmüthige. Der Erdgenannte soll ihn auf seiner
Reise ins gelobte Land im Jahre I4pß mitgenommen haben, was jedoch zu be-
zweifeln id, da er in der Lide des kurfürdlichen Geleites, welche Spalatin ver-
LUCAS CRANACH.
versagen dürfen. Schuchardt gibt einige wichtigere Stellen daraus in folgenden
Worten wieder: nSie war ein edles Vorbild einer ehrsamen Hausfrau, die zum
Muster zu nehmen jedem Weibe geziemt: denn alle Gaben des Geisies, welche
man Frauen zuschreibt und deren mehrere das weibliche Geschlecht allein besitzt,
waren keiner in höherem Masse zu Theil als ihr.M Dann rühmt derselbe weiter,
dass he ihre Kinder muherhaft erzogen habe, dass Niemand von besserer Sitte
sei als diese: ^Die eine Tochter, welche jetzt (1541) verwittwet id, war der Ruhm
des ganzen Mädchenchors. Während andere äusserlich ansländig zu erscheinen
sich bemühten, war es ihre Sorge, hch Schätze des Geisies zu erwerben. Es
gab keine zweite so schön, und in der ganzen Stadt gab es keine so keusche
Schönheit. Durch Erziehung ihrer Kinder macht he der Mutter und dem Vater
Ehre.« Dann lobt er Lucas den Jüngeren und kommt auf den älteren, 1536
verdorbenen Sohn Johannes. Diesen nennt er die Ehre und besondere Zier der
Künsller, für dessen Ruhm, da kein Vorzüglicherer in seiner Kund exidire, der
Erdkreis zu enge sei.M Von diesem, wie es scheint, sehr begabten und von
seinem Vater besonders geliebten jungen Maler hnd Werke mit Sicherheit nicht
nachzuweisen. Man weiss von ihm eigentlich nur, dass er zu seiner weiteren Aus-
bildung nach Italien zog und jung in Bologna darb. Wie tief des Vaters
Schmerz über diesen Verlud war, bezeugen die eindringlichen Mahn- und Trod-
worte Luther's in dessen Tischreden, worin es u. A. heisst: ^Darnach wandte
er hch zum Vater, der da weinete und sprach: Lieber Meider Luca, halt dille,
Gott will euren Willen brechen, denn er greift einen gern an, da es ihm am
weheden thut, zur Tödtung unseres alten Adam u. s. w.t<
Des Meiders zweiter Sohn, Lucas, berühmt unter dem Namen Cranach
der Jüngere, id im Jahre 1515 geboren und wird später als namhafter Schüler
seines Vaters zu erwähnen sein.
Ausserdem wissen wir von drei Töchtern Cranach's. Die ältede, Ursula, war
vermählt mit Georg Tasche, Stadtsehreiber und Bürgermeider zu Gotha, eine
zweite, Barbara, mit Dr. Chridian Brück, herzogl. Kanzler, bekannt durch seine
Betheiligung an dem Grumbach'schen Streite, der ihm im Jahre 156/ das Leben
kodete. Eine dritte Tochter endlich, Anna, heirathete einen Caspar Pfreund,
der später Bürgermeider wurde und 15/4 darb.
Wir sehen, Cranach's Familienverhältnisse waren im Ganzen glückliche. Aber
auch die Verbindungen nach aussen, welche er anzuknüpfen verdand, waren her-
vorragende, und die öffentliche Stellung, die er hch durch Talent, Fleiss und tüch-
tigen Charakter errang, eine ausgezeichnete. Er war nicht allein, wie erwähnt,
vermögend und dand an der Spitze einer vielgerühmten und beschäftigten Maler-
werkdatt, sondern er war ausserdem Behtzer einer Apotheke und Buchdruckerei
und lange Jahre Bürgermeider von Wittenberg, der Mann des Vertrauens seiner
Mitbürger und, was damals noch weit mehr galt, als heutigen Tages, der beson-
dere Gündling seines Landesherrn, ja dreier auf einander folgenden Fürden von
Sachsen. Es waren die Kurfürden Friedrich der Weise, Johann der Bedändige
und Johann Friedrich der Grossmüthige. Der Erdgenannte soll ihn auf seiner
Reise ins gelobte Land im Jahre I4pß mitgenommen haben, was jedoch zu be-
zweifeln id, da er in der Lide des kurfürdlichen Geleites, welche Spalatin ver-