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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (1,1): Kunst und Künstler Deutschlands und der Niederlande bis gegen die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1877

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Wessely, Joseph Eduard: Hans Holbein: geb. in Augsburg 1497, gest. in London 1543
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https://doi.org/10.11588/diglit.33504#0320

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1IANS HOP HEIN.

die nach der Leiche ihres Vaters schiessen sollen; in einer Stube, die vielleicht
ursprünglich die Hauskapelle war, schilderte er die Erscheinung der 14 Noth-
helfer nach der Legende, in einem Saale daneben sah man Jagdscencn und das
beliebte RenaiEancethema: den Jugendbrunnen. Leider sind alle diesc Malereien
1824 in Folge eines Neubaues zu Grunde gegangen.
Dass der KünEler, wie wir eben gesehen haben, lieh durch italienische MeiEer
bceinhussen liess, ja durch diese der hervorragendste Vertreter der deutsehen
Rcnaissance geworden iE, lässt hch leicht aus seinen Werken beweisen. Die
Frage indeEen, ob er selbE in Italien, wenigEens eine kurze Zeit im nördlichen
Theilc deEelben gewesen, iE nicht so leicht zu lösen.
Wenn man auch die Möglichkeit einer solchen Reise zugiebt, so wird man
schwerer den Zeitpunkt beEimmen können, wann he hätte Eatthnden sollen, und
es lässt hch nicht leugnen, dass für einen genialen AuffassungsgeiE, wie ihn
Holbein besass, schon die damals nach Deutschland gebrachten KupferEiche
italienischer MeiEer allein ein reiches Material zum Studium geboten haben.
Hat er wirklich Italiens Gehlde gesehen, so kann diese Reise unmöglich lange
Dauer gehabt haben, da Ort und Datum seiner Arbeiten uns nur kurze Lücken
erkennen laEen.
Am 2$. September 1319 befand er hch wieder in Basel, denn unter diesem
Datum wurde er in die Zunft zum Himmel aufgenommen, am 3. Juli des nächEen
Jahres erhielt er das Bürgerrecht. Zwischen beide Begebenheiten fällt die Voll-
endung eines seiner vorzüglichEen Portraits, des BruEbildes des Bonifacius
Amerbach, welches hch im Baseler Museum behndet. Der DargeEellte, ein
gelehrter Professor des Rechtes in Basel, mit Erasmus befreundet, war ein Sohn
des berühmten Baseler Buchdruckers Hans Amerbach.
Mit diesem BildniEe Eeht Holbein bereits auf der Höhe der künBlerischen
Vollendung — ein zwei und zwanzigjähriger Jüngling! Amerbach mag eine be-
sondere Freude an dem jungen Manne gehabt haben, denn bis zu seinem Tode,
1562, sammelte er Alles, was er von Werken des KünElers erwerben konnte.
Es war ein glücklicher und he ehrender Gedanke der Stadt, dass he 1661 diese
zum Verkauf beEimmte koEbare Sammlung erwarb. In der nächEliegenden Zeit
war unser KünEler mit dem Ausmalen verschiedener HäuserfaEaden von Basel
in Thätigkeit erhalten. Leider hat hch, ausser Skizzen zu diesen Arbeiten in
verschiedenen Sammlungen, nichts erhalten. Eine der bewundertEen LeiEungen
der Art zeigte bis inj die Mitte des vorigen Jahrhunderts ein Haus in der
EisengaEe, nach einer DarEellung eines Bauerntanzes, der dabei vorkam, das
iiHaus zum Tanz« genannt. Die eine Hälfte der FaEade behndet hch in colo-
rirtem Entwurf im Berliner KupferEichkabinet.
Gleichartig war auch die derselben Epoche angehörende Ausmalung des
grossen Saals im Rathhause, die auf Betreiben des BürgermeiEers Meyer be-
schlossen und Holbein übertragen wurde. Dieser wählte die StoEe aus der antiken
Geschichte und Eellte solche Scenen dar, die in einem gewiEen Bezug auf die
Rechtspflege Eehen. Feuchtigkeit der Wand hat die Arbeiten frühzeitig zerEört.
Die in der Schweiz mit grosser Vorliebe betriebene Glasmalerei, welche aus
den Kirchen bis in die Privathäuser verphanzt wurde, gab ebenfalls unserem
 
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