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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (1,1): Kunst und Künstler Deutschlands und der Niederlande bis gegen die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1877

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Wessely, Joseph Eduard: Hans Holbein: geb. in Augsburg 1497, gest. in London 1543
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https://doi.org/10.11588/diglit.33504#0321

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ARBEITEN IN BASEL.

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Künhler Gelegenheit zur Thätigkeit, da man von den beiten Meiltern Zeichnungen
sür Glasgemälde verlangte. Viele Blätter der Art sind erhalten, je nach dem
Ort, für den he behimmt waren, verschiedenen Inhalts, so Gehalten einzelner
Heiliger und eine Folge von Pashonsscenen, dann prächtige Figuren von Lands-
knechten, welche Wappenschilder halten. Besonders die architektonischen Um-
rahmungen in denFormen der Renaissance hnd an diesen Entwürfen zu bewundern,
wie die derbe und kecke Form, mit welcher der Künhler hier der Technik dieses
Induhriezweiges entgegenkam.
Von Holbein's kirchlichen Malereien dieser Zeit ih wahrscheinlich Manches
im Bildersturm 152p zerhört worden. Erhalten hat hch das Mittelbild eines
Abendmahls, dessen Compohtion beweih, dass der Künhler Luini's und Lionardo's
gleichnamige Compohtionen gekannt haben muss. Wann und wo er freilich die
Bekanntschaft mit diesen italienischen Kunhwerken gemacht, lässt hch, wie bereits
gesagt, nicht angeben.
Von seinen Arbeiten in Basel müssen wir noch die Pashon als eines seiner
Hauptwerke hervorheben, acht Darhellungen in besonderen Feldern auf einer
Tafel, "das allervortrefhichhe und die Krön von aller seiner Kunsb< wie Sandrart
von dem Werke urtheilt. Auch in diesen meiherhaft componirten Gemälden ih
italienischer Einhuss unverkennbar; der Künhler hat darauf verzichtet, der ge-
wöhnlichen Auffassung gemäss, Andachtsbilder zu malen, und hat mehr Gewicht
auf das hihorische Moment gelegt. Die acht Darhellungen kann man mit Recht
acht Gesänge eines Epos in Farben nennen.
Ein Beweis dafür, wie Holbein hch durch die ungünhighe Form des Raumes
nicht beirren liess, sondern hch denselben dienhbar zu machen wusste, hnd die
Orgelthüren des Baseler Münhers, jetzt im Museum daselbh. Wie verheilt es
der Meiher, diese unregelmässige Fläche zu verwenden ! Leider hat eine Ueber-
malung die Bilder bereits im Jahre iößp ganz verdorben, so dass nur das Impo-
sante der Gehalten noch erkennbar ih. Die Zeichnungen aber zu den beiden
Tafeln, die hch. in Basel befinden, Iahen uns die einhigen grossen Formenschön-
heiten des Werkes ahnen.
Ausserdgm hnd zwei Altarbilder aus dieserPeriode zu nennen, die, ursprünglich
in Basel gemalt, durch ihren Beheller, den Rathsherrn Oberriedt, später nach
Freiburg im Breisgau geschasft wurden. Es ih eine Geburt Chrihi und eine An-
betung der Könige. Besonders das zweite Bild verlässt den Boden eines blossen
Andachtsbildes und erinnert in seiner dramatischen Lebendigkeit an die Compo-
htionsweise eines Paul Veronese, wenn dieser biblische Begebenheiten in den
Rahmen eines venetianischen Fehes bannt.
Um das Jahr 1520, in dem er das Bürgerrecht von Basel erhielt, dürfte er
hch auch verheirathet haben. Die Urkunden erzählen uns nichts über diesen
Akt. Seine Hausfrau hiess Elsbeth und war Wittwe eines sonh unbekannten
Mannes, Namens Schmidt, als he der Künhler ehelichte. Wie über Dürer's
Gattin hatte auch über Frau Elsbeth eine spätere Zeit den Stab brechen
wollen, vielleicht hier noch mit etwas mehr Berechtigung als bei dem grossen
Nürnberger, wo bekanntlich Alles auf blossen gehäshgen Klatsch zurückgeht.
Es wird eben die alte Geschichte sein, wenn das Weib den Riesensehritten eines
 
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