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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (1,1): Kunst und Künstler Deutschlands und der Niederlande bis gegen die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1877

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Wessely, Joseph Eduard: Die Künstlerfamilie Bruegel
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https://doi.org/10.11588/diglit.33504#0412

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iS

DIE KUNSTLERFAMILIE BRUEGEL.

leicht mit Farbe getönt, seine Mappe bereichert haben. Bevor er dieitalienischen
Gefilde betrat, war er bereits ein entschiedener Landschaftsmaler. Seine erste.
Malgattung, die Blumenmalerei, that ihm gute Dienste; er blieb ihr treu, indem
er ihr untreu zu werden schien; die Vordergründe seiner Landschaften lassen
ihn überall als den erfahrenen Blumenmaler erkennen.
In Rom hielt er hch längere Zeit auf, denn das Glück blühte ihm und er
bekam viele Aufträge. Er wurde nämlich mit dem Cardinal Federigo Borromeo,
einem Neffen des h. Carl und deslen Nachfolger auf dem Mailänder erzbischöf-
lichen Stuhle, bekannt, und dieser fand ein solches Wohlgefallen an dem jungen
ICünsHer und seinen Bildern, dass er ihn in seine Dienste nahm. Für Federigo malte
er mehrere Gemälde, die der geislliche Mäcen dann nach Mailand schickte.
Auch nach seiner Rückkehr ins Vaterland blieb der KünsHer in brieflichem
Verkehr mit dem Kirchenfürslen, für den er eine grosse Achtung hegte. Die
Zeit seines römischen Aufenthaltes beslimmt eine Zeichnung des Colosseums,
welche die Jahrzahl 1393 trägt, wie Mariette berichtet.
Zu Ende des Jahres 1394 war er bereits nach Antwerpen zurückgekehrt,
denn am 23. Januar 1393 heirathet er dort Elisabeth de Jode, eine Toch-
ter des Gerard de Jode, der 1391 gestorben war. Die Trauung wurde in der
Cathedrale vollzogen, der Maler Jan Snellinx und der Kupferslecher P. de Jode
waren Zeugen. Das Jahr darauf 1396 wurde er in die Lucasgilde von Antwer-
pen aufgenommen; am 4. October 1601 erhielt er das Bürgerrecht und im
September desselben Jahres wurde ihm sein Sohn Jan geboren.
Die Vorliebe der niederländischen Maler für Italien und eine Kunslreise dahin
hatte in Antwerpen einen besonderen Verein ins Leben gerufen, den Verein der
Romanisten. Mitglieder desselben durften nur jene Künstler werden, die in Rom
gewesen waren. Jan war Mitglied und im Jahre 1609 Doyen (Dekan) des
Vereins. Bereits 1602 bekleidete er dieselbe Würde bei der Malergilde. Um
diese Zeit war Daniel Zeghers sein Schüler, welcher 1612 als freier Meister in
die Gilde eintrat und sleh als Blumenmaler einen berühmten Namen machte.
Im Jahre 1604 scheint die Gattin des Künsllers gestorben zu sein; das Jahr
darauf, im April schreitet er zur zweiten Ehe mit Katharina von Marienburg,
die ihm acht Kinder gebar. Von diesen Kindern müssen wenigstens zwei hier
erwähnt werden. Ambroslus, geboren 10. August 161/, ward Blumenmaler, und
Anna, geboren 4. October 1620, wurde am 22. Juli 163/ die Frau des jüngeren
Teniers. Ihr Bildniss, von Teniers gemalt, hat Michel gestochen.
Wie Bruegel neben seiner Kunst auch die Wissenschaft schätzte, erhellt
daraus, dass er auch Mitglied der Gesellschaft Giroflee (Rederykkamer, Verein
der Rhetoriker) war. Hier gewann er 1618 bei einer Concurrenz sogar den Preis.
So bietet uns das Leben des Künstlers ein anmuthendes Bild; wie er als
Maler fleissig und hochgeschätzt war — seine Zeitgenossen hielten ihn für den
grössten Meister in der Landschaft — so war er auch als Mensch viel umworben,
geachtet und als Freund geliebt. Sein Hauswesen gestaltete sleh, trotz des
reichen Kindersegens, zu einem vornehmen, mit allem Comfort ausgestatteten.
Seines Sohnes Jan Tagebuch erzählt, dass sein Vater in aristokratischem Wohl-
stand lebte. Neben seinen eigenen Gemälden zierten seine Wohnung Werke von
 
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