Jan Bruegel gen. Sammet-Bruegel.
Geb. i$68;gest. den 12. Januar 1623.
))Der Apfel fällt nicht weit vom Stammen, lautet das Sprüchwort, und
wenn man es auf die gleichartige Gehnnungsweise der Kinder mit ihren Eltern
deutet, so findet es oft im Leben seine volle Giltigkeit. Jan Bruegel macht aber
eine Ausnahme von der Regel ; in seiner KunEweise erblicken wir keine Aehnlichkeit
mit der seines Vaters, weder was den Stoff, noch was die Form der DarEellung
anbetrifft. Mit rechtem VerEändniss hatte der Künsller eingesehen, dass man eine
Kosi, wie he Bosch aufgetragen und sein Vater aufgewärmt hatte, nicht nochmals
auftischen dürfe, wenn man den Appetit der Kunstfreunde nicht verderben wolle.
Auch die Art seiner Erziehung mag dazu beigetragen haben, ihn auf andere
Bahnen zu führen.
Jan Bruegel iE als zweiter Sohn des alten Peter im Jahre 1568 zu Brüssel
geboren. Er verlor den Vater in den erEen Jahren seines Lebens. Sei es, dass
auch die Mutter bald Earb, oder dass Jan ein Liebling seiner mütterlichen Gross-
mutter war, die als Wittwe nach Peter Coeck van A1E in BrüEel lebte (he war
eine geborene Marie Bessemers), er wurde von dieser aufgenommen und er-
zogen. Da die Grossmutter, wie van Mander berichtet, auch in Aquarell malte, so
gab he dem Enkel den erEen, wohl ziemlich primitiven KunEunterricht, der hch
nur auf Blumenmalerei erEreckt hat; es erklärt hch aber so leicht, dass der Schüler
sür diese eine besondere Vorliebe fasste. Im Oelmalen konnte he ihn nicht unter-
weisen, da he es selbE nie betrieben hatte. Als darum der für KunE schwär-
mende Schüler ihren bescheidenen Kenntnissen entwuchs, gab he ihn zu Peter
Goedkind in die Lehre. Dieser nicht näher bekannte Maler Earb aber bereits
am 18. Juli 1583; in Folge deEen kehrte der erE fünfzehnjährige Zögling wieder
zur Grossmutter zurück und scheint bereits selbEändig als KünEler aufgetreten
zu sein, indem er fortan die Natur zu seiner Lehrerin erwählte.
Ohne hch in die Malergilde aufnehmen zu Iahen, begab er hch bald darauf
in die Ferne auf die KunEreise. Das ausschliessliche Blumenmalen befriedigte
ihn nicht mehr, sein Gehchtskreis erweiterte hch, und er fühlte einen inneren
Drang von der DarEellung des Naturindividuums, der Phanze, zur Dar-
Eellung der Natur selbE, der Landschaft, emporzuEeigen. Doch hat er auch
Figürliches gemalt. Ueber den Weg, welchen er einsehlug, um nach Italien, dem
gewöhnlichen Ziele der KünEler, zu kommen, herrscht Unhcherheit in den An-
gaben. Michiels (Gazette des beaux arts 1868) lässt ihn nach Paris reisen und
dalelbE ein Bild ausführen, welches die am 3. Juni 1590 Eattgefundene Prozeshon
der Ligue zum GegenEande hatte. Wohin das Bild kam, iE unbekannt; Louis
Petit soll es 1/88 geEochen haben. Ich kenne den Stich nicht, kann also die
Compohtion nicht beurtheilen, und die Sache mag somit unentsehieden bleiben.
Nach anderen Angaben ging er zuerE nach Köln und den Rhein hinauf.
Die pittoresken Anhchten dieses FluEes werden den feinen Naturbeobachter
wohl mächtig ergriEen unTd Aeissige Studien, mit Blei oder Feder umrissen und
Dohme, Kunst u. Künstler. No. 17. 18. 19. ß
Geb. i$68;gest. den 12. Januar 1623.
))Der Apfel fällt nicht weit vom Stammen, lautet das Sprüchwort, und
wenn man es auf die gleichartige Gehnnungsweise der Kinder mit ihren Eltern
deutet, so findet es oft im Leben seine volle Giltigkeit. Jan Bruegel macht aber
eine Ausnahme von der Regel ; in seiner KunEweise erblicken wir keine Aehnlichkeit
mit der seines Vaters, weder was den Stoff, noch was die Form der DarEellung
anbetrifft. Mit rechtem VerEändniss hatte der Künsller eingesehen, dass man eine
Kosi, wie he Bosch aufgetragen und sein Vater aufgewärmt hatte, nicht nochmals
auftischen dürfe, wenn man den Appetit der Kunstfreunde nicht verderben wolle.
Auch die Art seiner Erziehung mag dazu beigetragen haben, ihn auf andere
Bahnen zu führen.
Jan Bruegel iE als zweiter Sohn des alten Peter im Jahre 1568 zu Brüssel
geboren. Er verlor den Vater in den erEen Jahren seines Lebens. Sei es, dass
auch die Mutter bald Earb, oder dass Jan ein Liebling seiner mütterlichen Gross-
mutter war, die als Wittwe nach Peter Coeck van A1E in BrüEel lebte (he war
eine geborene Marie Bessemers), er wurde von dieser aufgenommen und er-
zogen. Da die Grossmutter, wie van Mander berichtet, auch in Aquarell malte, so
gab he dem Enkel den erEen, wohl ziemlich primitiven KunEunterricht, der hch
nur auf Blumenmalerei erEreckt hat; es erklärt hch aber so leicht, dass der Schüler
sür diese eine besondere Vorliebe fasste. Im Oelmalen konnte he ihn nicht unter-
weisen, da he es selbE nie betrieben hatte. Als darum der für KunE schwär-
mende Schüler ihren bescheidenen Kenntnissen entwuchs, gab he ihn zu Peter
Goedkind in die Lehre. Dieser nicht näher bekannte Maler Earb aber bereits
am 18. Juli 1583; in Folge deEen kehrte der erE fünfzehnjährige Zögling wieder
zur Grossmutter zurück und scheint bereits selbEändig als KünEler aufgetreten
zu sein, indem er fortan die Natur zu seiner Lehrerin erwählte.
Ohne hch in die Malergilde aufnehmen zu Iahen, begab er hch bald darauf
in die Ferne auf die KunEreise. Das ausschliessliche Blumenmalen befriedigte
ihn nicht mehr, sein Gehchtskreis erweiterte hch, und er fühlte einen inneren
Drang von der DarEellung des Naturindividuums, der Phanze, zur Dar-
Eellung der Natur selbE, der Landschaft, emporzuEeigen. Doch hat er auch
Figürliches gemalt. Ueber den Weg, welchen er einsehlug, um nach Italien, dem
gewöhnlichen Ziele der KünEler, zu kommen, herrscht Unhcherheit in den An-
gaben. Michiels (Gazette des beaux arts 1868) lässt ihn nach Paris reisen und
dalelbE ein Bild ausführen, welches die am 3. Juni 1590 Eattgefundene Prozeshon
der Ligue zum GegenEande hatte. Wohin das Bild kam, iE unbekannt; Louis
Petit soll es 1/88 geEochen haben. Ich kenne den Stich nicht, kann also die
Compohtion nicht beurtheilen, und die Sache mag somit unentsehieden bleiben.
Nach anderen Angaben ging er zuerE nach Köln und den Rhein hinauf.
Die pittoresken Anhchten dieses FluEes werden den feinen Naturbeobachter
wohl mächtig ergriEen unTd Aeissige Studien, mit Blei oder Feder umrissen und
Dohme, Kunst u. Künstler. No. 17. 18. 19. ß