Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (1,1): Kunst und Künstler Deutschlands und der Niederlande bis gegen die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1877

DOI article:
Wurzbach, Alfred von: David Teniers der Jüngere: geb. 1610 in Antwerpen, gest. 1690 in Brüssel
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.33504#0434

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
40

DAVID TKNIERS DER JÜNGERE.

Ueber das Privatleben des Vaters und die erste Jugend des Sohnes wussten
die älteren Schriftsteller manche Details zu erzählen; zur Charakterisirung derselben
wollen wir eine Stelle aus der Feder des französischen Biographen Charles
Blanc folgen Iahen, der unter Anderem erzählt: «der alte Teniers führte ein
Leben wie die Bauern, welche er malte. Die Tradition berichtet von ihm, dass
er in Begleitung seines Sohnes auf einem Esel seine Gemälde zu Markte brachte.
Dieses Trio ging oft von Antwerpen nach Brüssel, um seine Waare anzubieten,
und mehr als einmal erfuhr es die Demüthigung keinen Käufer anzutreffen.))
Wenige Zeilen später aber erzählt derselbe Biograph, der soeben eine so idyllische
Schilderung von dem eigenen Vertriebe der künstlerischen Produkte des alten
Teniers gegeben hatte, folgendes: «Eines Tages, es war als Teniers fünfzehn Jahre
alt war, malte er im Atelier seines Vaters; da trat Rubens herein. Alle An-
wesenden geriethen bei dem Erscheinen des grossen Malers in Verwirrung, und
der Jüngling zitterte sogar, doch nicht etwa aus Furcht, — nein, vor Enthusias-
mus. Rubens bleibt vor der Staffelei des Schülers stehen, er lässt auf dem an-
gefangenen Gemälde einen jener Blicke schweifen, welche die Leinwand bevölkern,
darauf ergreift er Teniers' Pinsel, und, mit Hand und Wort zugleich Rath er-
theilend, gibt er ihm in wenigen Momenten eine Lection und ein Gemälde
zugleich.))
Die neuere Forschung hat sich dagegen mit derartigen Anekdoten nicht recht
zufrieden geben wollen, und man isl trotz Charles Blanc noch heute nicht darüber
einig, in weisen Schule der jüngere Teniers eigentlich gelernt habe. Aus den
Registern der Gilde iss weder zu entnehmen wann, noch bei wem er als Schüler
eintrat, und es ist sonach Spielraum genug geblieben, ihn seinem Vater, Rubens
und Adriaen Brouwer als Schüler zuzuweisen.
Houbraken spricht nur davon, dass er von seinem Vater Impuls und An-
regung empfangen, und an dieser Mittheilung ist wohl, da sse der Natur der
Sache am nächsten kommt, kein Zweifel zu finden. Die Anziehungskraft, welche
die Darstellung gewisser, der unmittelbaren Umgebung entnommener Scenen auf
Beide ausübte, lässt dieses naheliegende Lehrverhältniss als das wahrscheinliche
erscheinen. Uebrigens wird es durch die Schrift auf dem Porträte Teniers' des
Jüngeren von Peter de Jode bestätigt.
Eins nur lässt sich mit Sicherheit begründen, nämlich dals innige Beziehungen
zwischen Rubens und der Familie des jüngeren Teniers obwalteten, aber sie
scheinen späteren Datums zu sein und ihren Ursprung in der Neigung des Rubens
für sein Mündel Anna Bruegel, die erste Frau des jüngeren Teniers, gehabt zu
haben, und durch die Nachbarschaft der Wohnsitze Beider in der Folgezeit
noch inniger geworden zu sein.
Ebenso wenig erwiesen ist die Annahme, nach welcher Teniers ein Schüler
Adriaen Brouwer's gewesen sein sbll. Aus den Büchern der Lucas-Gilde zu Ant-
werpen geht allerdings hervor, dass Adriaen de Brouwer in dem Jahre 1631 auf
1632, um ein Jahr früher als David Teniers, als Meister in die Genossenschaft
aufgenommen wurde. Es ist aber auch erwiesen, dass in dieser Zeit Jean Baptiste
d'Andois Brouwer's Schüler gewesen, während David Teniers nicht als solcher
genannt wird. Gleichwohl erscheint dieser im nächsten Jahre 1632 auf 1633
als Sohn eines Meisters selbst in der Gilde. Ungeachtet dessen hat W. Bürger
gestützt auf das auffallende Wiederkehren einzelner Figuren Brouwer's in den
 
Annotationen