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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (1,1): Kunst und Künstler Deutschlands und der Niederlande bis gegen die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1877

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Wurzbach, Alfred von: David Teniers der Jüngere: geb. 1610 in Antwerpen, gest. 1690 in Brüssel
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https://doi.org/10.11588/diglit.33504#0435

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SEINE ERSTE GATTIN ANNA BRUEGEE.

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Composltionen Teniers das Lehrverhältniss zwischen Beiden aufrecht erhalten. Es
unterliegt auch keinem Zweifel, dass Teniers Jahre hindurch die Typen Brouwer's
copirte und sleh eine eigene Manier angeeignet hatte, die unter dem Namen:
die ((Brouwer-Manier" des Teniers bekannt ist und vollkommen das ausdrückt,
was he bezeichnen toll. Daraus aber einen endgiltigen Schluss auf die Beziehungen
der Beiden ziehen zu wollen, ist um so gewagter, da es noch gar nicht constatirt
ist, aus welcher Zeit diese in Brouwer's Manier gehaltenen Bilder des Teniers her-
rühren, und es andererseits erwiesen ist, dass Teniers ein seltenes Talent in der
Nachahmung anderer Meister besass, dieses also möglicherweise auch auf Kosten
des ihm geistesverwandten Brouwer geübt haben könnte.
Die älteren Biographen mit Ausnahme Houbrakens, der in seiner Erzählung
kurz und präcise ist, wissen noch manches über die Anfänge unteres Meisters zu
berichten und erzählen, dass sein erstes Auftreten nicht das glücklichste gewesen,
und dass er Anfangs grosse Mühe hatte, seine Bilder an den Mann zu bringen.
Dagegen bemerkt Eloubraken in Kürze: Ihn hat das Glück mit viel Geduld ge-
tragen, so dass er unter die glücklichsten Maler gezählt werden kann. Diese
wenigen Worte charakterisren seinen Eebensgang treffender als die längste
Biographie.
Schon die erste Ehe Teniers', die als eine vornehme bezeichnet werden kann,
deutet darauf hin, dass er frühzeitig ein Günstling des Glückes gewesen. Anna,
die Tochter des Jan Bruegel (genannt Sammet-Bruegel) und seiner zweiten Frau
Katharina von Marienborch hatte seine Blicke auf sich gezogen. Anna war am
4. October 1620 getauft worden, und die Trauung, bei welcher David Teniers
der Aeltere, Peter Paul Rubens und Paul van Halmale, ein Edelmann aus Ant-
werpen, als Zeugen erschienen, fand am 22. Juli 1637 statt. Zwei Porträts Teniers'
und seiner jungen Frau aus jener Zeit befanden sich ehedem in der Sammlung
de Vence und snd uns durch die Stiche J. B. Michel's erhalten. Teniers er-
scheint auf dem einen als junger Mann mit langem Haar, kleinem Lippen- und
Kinnbärtchen und breitem Hute, seine Frau mit langen Locken, blossem Hälse,
feinem Spitzenhemde, das Kleid auf der Brust mit einer kleinen Schleife ge-
schmückt. Beide Bilder wurden im Jahre 1750 mit der Sammlung de Vence
verkauft; es ist aber nicht bekannt, wo se sch gegenwärtig befinden. In einer
der wenigen, zweifellos echten Radirungen des Meisters, welche rechts oben das
Monogramm des Künstlers trägt, ist dieses Porträt der Anna Bruegel sofort
wieder zu erkennen. Es ist ein kleines, reizendes Brustbild leicht nach rechts
gewendet, die linke Hand hält eine Blume. Auch hier finden wir das
lange Lockenhaar und den entblössten . Hals. Sie mag damals ungefähr
zwanzig Jahre alt gewesen sein, und wir erhalten daraus einen Anhaltspunkt,
das kleine höchst seltene Blatt mit ziemlicher Sicherheit als eine eigenhändige
Radirung des Meisters aus der Zeit um 1640 bezeichnen zu können.
Nach den Taufregistern der Antwerpner und Brüsseler Pfarrkirchen sind sieben
Kinder aus dieser ersten Ehe geboren worden, von welchen die zwei ältesten ein
besonderes Interesse beanspruchen. Der erste Sohn, David, ward am 10. Juli 1638
getauft, wobei sein Grossvater David Teniers der Aeltere und Helene Fourment,
Rubens' zweite Gattin, als Pathen erscheinen. Dieser David Teniers III., auf wel-
chen wir in der Folge noch zurückkommen werden, war ebenfalls Maler und
hat nicht wenig zur Verwirrung der Biographie seines Vaters beigetragen. Er
 
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