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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (1,1): Kunst und Künstler Deutschlands und der Niederlande bis gegen die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1877

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Lemcke, Carl von: Peter Paul Rubens: geb. in Siegen den 29. Juni 1577, gest. in Antwerpen den 20. Mai 1640
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https://doi.org/10.11588/diglit.33504#0472

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PETER PAUL RUBENS.

Knaben eine Vorliebe und Sehnlucht nach dem Lande eingeflößt haben; in
dem er lelber lange Lehrjahre verbracht; um dann logleich lo hohe Würde daheim
zu gewinnen. Und jeden Künßlei*; der nicht ein Sonderling und Neuerer wie
Rembrandt und ihm Aehnliche war; jeden Idealißen zog es nach Italien; die be-
rühmteren Werke der alten und neueren Künßler zu lehen. Die Verbindung
zwilchen Italien und Belgien war seit der Ipanilchen Regierung stets eine außer-
ordentliche gewelen. Frankreich sland ja noch künßlerilch gegen Italien zurück
und war ebenfalls von dielem abhängig. Sodann trennte die Ipanilch-franzößsche
Feindschaft die beiden Nachbarländer.
Otto Venius habe Rubens dem Erzherzog Albert und seiner Gattin Ilabella
vorgeslellt; io hieß es sonst; und das kunslliebende Fürstenpaar habe dem jungen
Künstler Empfehlungskarten nach Mantua oder; wie Andere meinten; in blanco
an alle Fürstenhöfe mitgegeben. Die neuen Forlchungen ergeben das bisher
nicht. So reiste Rubens; dreiundzwanzig Jahre alt; nach Italien ab; nach dem
alten Bericht über Frankreich; vielleicht durch Deutschland; als Künstler ein Phä-
nomen von Talent und Können; als Menlch in jeder Beziehung den feinsten;
höchsten Klassen durch Bildung und Sitte angehörig.
In Philipp Rubens' Erzählung heißt es: In Venedig angekommen; habe Peter
Paul die Bekanntschaft eines Edelmanns vom Hofe des Herzogs Vincenz I.;
Gonzaga von Mantua; gemacht und ihm einige leiner Zeichnungen gezeigt; die
dieler seinem Herzoge vorlegte; worauf der kunstkundige Fürst Rubens logleich
in leinen personlichen Dienst gezogen habe. Armand Baschet; der die Archive
zu Mantua für den Aufenthalt Rubens dalelbß durchforscht hat und dessen Er-
gebnissen wir hier folgen; vermuthete Anfangs; daß der Herzog im Jahre 1599
auf einer Reise nach Spaa; wobei er auch Brüssel und Antwerpen besuchte und
daselbst einen Maler für leine Dienste engagirte; Rubens berufen habe. Doch
mußte er hernach annehmen; daß dies der jüngere Pourbus und nicht Rubens
war. Pourbus wurde als Portraitmaler angestellt. Von einem Empfehlungsbriefe
Albert's und Ißbella's fand Baschet nichts; auch nirgends eine Anlpielung darauf.
Rubens ist wahrscheinlich im Mai von Antwerpen abgereist. Der Paß für
;;Petrus Rubbens" ist ausgestellt vom 8. Mai 1600.
Wie der junge Künstler mit den Mantuaner Hof in Verbindung kani; darüber
iß bisher nichts Gewisses gefunden. Die erße Nachricht; daß er in Mantua's
Dienß ßeht; datirt vom 18. Juli 1601. Er wird nach Rom gelchickt; dort zu
copiren und zu malen. Am 1$. Auguß iß er nach einem Briefe des Cardinais Mon-
talto dalelbß und malt im Winter St. Helena am Fuß des Kreuzes; die Dornen-
krönung und den Cruzihcus zu beiden Seiten; für den Erzherzog Albert in der
Kirche des heiligen Kreuzes von Jerulalem. Er iß damals als ;;Vaillant" in seiner
Kunß bekannt. 1602 iß er wieder in Mantua; das jener Zeit eine der berührn-
teßen Kunßlammlungen Europas belaß. Da waren die Werke zu ßudiren von Man-
tegna; den Bellini'S; Monlignori; Lionardo da Vinci; Francia; Correggio; Michel
AngelO; Rafael; Palma Vecchio; Giulio Romano; A. del Sarto^ Tizian; Paul Veronese;
TintorettO; Pordenone u. s w. Auch das Kunßhandwerk fand bei dem Herzoge
für leine Sammlungen hohe PllegC; und Rubens konnte auch dafür leinen Geichmack
und seine Kennerlchaft ausbilden und betliätigen. Hiei*; wo er eine Art Kunß-
rath des Hofes ward und für alle Sammlungen mit den Kunßfreunden; Kunß-
gelehrten und Kunßhändlern zu thun hatte; machte er praktißh leine Studien
 
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