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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (1,1): Kunst und Künstler Deutschlands und der Niederlande bis gegen die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1877

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Bode, Wilhelm von: Frans Hals: geb. in Antwerpen 1584, gest. in Harlem 1666
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https://doi.org/10.11588/diglit.33504#0550

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IOO

FRANS HALS.

mit voller Hingabe an dem Gegenstande der Discußlon betheiligen. Woher
dieses eigentümliche geschlolsene Licht? woher der warme, faß goldige Ton?
woher diele charakterißischen Eigenlchaften eines Rembrandt in einem Bilde
des F. Hals, welches 1641, allo nur zwei Jahre nach jenem großen Schützen-
ßücke von 1639, entstanden ist? Neben dielen Zeichen eines Einhusses des grolsen
Meißers des Helldunkels, der gerade um jene Zeit in der gelammten holländischen
Malerei belebend und neugestaltend zum Durchbruch kommt, weist dasfelbe eigen-
tümlicher Weile in der allgemeinen Anordnung und lelbst in der Außassung des
Vorganges und der einzelnen Figuren eine auffallende Aehnlichkeit mit einem
Meisterwerke RembrandPs auf, das erst zwanzig Jahre Ipäter entstand, mit den
Staalmeesters im Museum zu Amsterdam. Doch steht dieses tresfliche Werk nicht
allein da als Beilpiel des Einflußes, welchen der jüngere, lo lehr verschiedene Meister
auf den älteren ausübte. Ich nenne noch den Kopf einer alten Frau in der
Bridgewater-Galerie zu London, das stattliche Porträt einer älteren Dame im
Museum van der Hoop zu Amsterdam, datirt 1639, die Bildnilse eines Herrn und
einer Dame bei D. van der Kellen daselbst, datirt 1643, und das Bildniß einer
jungen sitzenden Frau mit großem bieglamen Mühlsteinkragen im Museum
Staedel zu Frankfurt.
Doch ist der Einßuß RembrandPs, welcher in jenem Bilde der Vorsteher des
Elisabethßißes vom Jahre 1641 am stärksten lieh geltend macht, nur ein vorüber-
gehender; er bildet für Hals gleichlam nur das Durchgangsstadium, die Anregung
für eine neue Richtung leiner künßlerilchen Entwickelung, welche derselbe von
jetzt an im Grolsen und Ganzen beibehält, immer schroßer und schlielslich lelbst
einleitig entwickelt. Sein Streben geht allmälig mehr und ;mehr auf möglichste
Vereinfachung der Färbung und der Behandlung; die Lokalfarben treten gegen
den Ton immer mehr zurück, und da die Tracht der folgenden Jahrzehnte nur
Ichwarze Stoffe kennt, so hebt der Meister dielelben in ihren schwarzen Kostümen
von mattem Licht umßoslen auf einem helleren grauen Grunde plaßisch ab und
taucht auch die Farbe des Fleisches in denselben grauen Gesammtton, der allmälig
immer kühler und immer dunkler wird, aber dennoch erst in der letzten Zeit
und auch dann nur seiten an Leuchtkraft verliert und den Geslehtem zuweilen
einen blassen, geisterhaften Zug giebt, welcher durch die wilde, fetzende Manier
der Behandlung und eine allzu gleichmäßige Beleuchtung oder richtiger Düsterkeit
noch verstärkt wird.
Bildnisse aus den vierziger und aus den fünfziger Jahren sind noch zahlreich
vorhanden, und sle beweisen, daß der Greis noch mit der Kraft eines Jünglings
schuf. Nur einige derselben will ich aufzählen. Vom Jahre 1643 sind die Bild-
nisse eines alten behäbigen Ehepaares beim Graf Mniszech in Paris, Werke ersten
Ranges; ähnlich iß ein männliches Porträt im Museum zu Rotterdam, das Bildniß
von Cartesius im Louvre und das des Hoornbeeck (von 1631) im Mufeum zu
Brüssel. Auch von den vier männlichen Brußbildern, welche die Eremitage zu
St. Petersburg von der Hand des Meißers besitzt, gehören drei dieser Epoche,
und zwar bereits den fünfziger Jahren, an. Ein prächtiges Beilpiel aus denselben
Jahren iß das große männliche Porträt bei Baron Rothschild in Wien (ßüher bei
Gsell), von gleicher Meißerlchaft ein jugendliches Porträt in Gotha (um 1660)
und wohl noch einige Jahre später der prächtige Jüngling mit dem Schlapphut
in der Caßeler Galerie, durch Unger's Radirung allgemein bekannt. Etwa gleich-
 
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