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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (4,1): Kunst und Künstler der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1886

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Dohme, Robert: Karl Friedrich Schinkel: geb. in Neu-Ruppin d. 13. März 1871, gest. in Berlin d. 9. October 1841
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https://doi.org/10.11588/diglit.36323#0018
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KARL FRIEDRICH SCHINKKI

Zeichenübungen begonnen. Jetzt trat er, liebzehnjährig, in das Atelier des von
feiner Reife zurückgekehrten Friedrich Gilly ein.
Nur zwei Jahre dauerten die Beziehungen zu Friedrich Gilly, denn fchon
im Auguft 1800 Rarb derfelbe in Karlsbad, wohin die damalige Heilkunde den
BruRleidenden gefandt hatte. Der flerbende Lehrer hatte dem Schüler noch
ein glänzendes Zeugnifs ausgeRellt; er übertrug vor feiner Abreife dem Acht-
zehnjährigen die Weiterführung feiner fämmtlichen Arbeiten. So fah lieh
Schinkel bei Gilly's Tode unerwartet früh in die Praxis eingeführt. Und bald
kamen ihm felbftändige Aufträge; der erRe vom Grafen Flemming auf Buckow
in der Mark, der ihm den Umbau feines Wohnhaufes übertrug. Im Verkehr mit
diefem Bauherrn lernte Schinkel andere GrofsgrundbeRtzer kennen, und bald war
die liebenswürdige und befchcidene Erfcheinung des jungen Berliner Architekten,
der zugleich ein trefflicher MuRker war, ein gern gefehener GaR in einer Anzahl
der erRcn Häufcr des Landes, u. A. beim MiniRer Grafen Haugwitz und bei den
FürRen Reufs-KöRritz und Radziwill. Aus jener Frühzeit auch datiren bereits
die Anfänge feiner Thätigkeit für das KunRgcwerbe, indem er für die Steingut-
fabrik eines Baron EckartRein als Zeichner thätig war.
Die meiRen Bauten Schinkels aus den erRcn Jahren des Jahrhunderts Rnd
heute bereits wieder verfchwunden; eine bleibende Bedeutung wird man ihnen
auch fchwerlich beizumeffen haben; Re interefRren vielmehr nur als die Anfangs-
punkte der Thätigkeit des fpätcren MeiRers. Als ein Beifpiel hierfür verdient
deshalb der im Schinkel-Mufcum aufbewahrte Entwurf für ein Schlofs in Coburg
vom Jahre i8o2befondereAufmerkfamkeit. Die Rark gebofchtenThüren, die an
die protodorifche Form erinnernden Säulen, die Pavillons in Form von Pylonen,
die wie Medaillons unter das HauptgeRms geklebten Löwenköpfe athmen noch
durchaus die fchwerfällige antike Romantik vom Ende des vorigen Jahrhunderts
und vergeblich fucht man in dem Werke die feinere Durchbildung diefes Stiles,
welche der oben erwähnte Entwurf Gilly's für ein Denkmal Friedrichs des Grofscn
bereits darbietet. Aehnlich erfcheint er in zwei intereffanten Entwürfen zum Bau
eines Mufeums aus der gleichen Zeit, mit einer in weiter halbkreisförmiger
Nifche Reh öffnenden Eintrittshalle. Dem Biographen Rnd diefe idealen Kom-
poRtionen befonders deshalb wichtig, weil Reh in ihnen bereits die Grundzüge
der Anlage Rnden, welche Schinkel zwanzig Jahre fpäter beim Bau des Berliner
Mufeums wirklich zur Ausführung brachte: die grofse Rotunde inmitten eines
umfehrtebenen Rechtecks. Die Blätter Rnd heute im BeRtz der Familie v. QuaR.
Schinkel fclbR aber fühlte damals die Unzulänglichkeit feines bisherigen Bil-
dungsganges; er fehnte Reh hinaus in die Welt, nach dem Studium mannigfalti-
gerer Vorbilder, als Re ihm Berlin bot. Auch mochte der weitgereiRe Gilly ihn oft
genug auf die Monumente Italiens und Frankreichs hingewiefen haben. So brach
er, trotz der Bedenken des Vormundes, die bereits angeknüpften gefchäftlichen
Beziehungen ab, vereinigte fein väterliches Erbtheil von einigen hundert Thalern
mit den Erfparniffen, welche fein anfpruchslofes Leben ihm gewährt hatte, und
machte Reh am 1. Mai 1803 in Begleitung des ihm befreundeten Architekten
Steinmeyer zu längerer Studienreife nach dem Süden auf.
 
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