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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (4,1): Kunst und Künstler der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1886

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Dohme, Robert: Karl Friedrich Schinkel: geb. in Neu-Ruppin d. 13. März 1871, gest. in Berlin d. 9. October 1841
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https://doi.org/10.11588/diglit.36323#0020
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KARL FRIEDRICH SCHINKEL.

nächB in Dresden die Galerie fein ganzes Intereffe beanfprucht. Vierzehn Tage
bleibt er in diefer Stadt; und die Eindrücke, welche er hier empfangen, lind
wohl mit entfcheidend für die ganze Art feines künfllerifchen Sehens auf diefer
Reife geworden. Unter dem unmittelbaren Eindruck der Werke der Dresdener
Galerie macht er lieh felbfl an das Componiren malerifcher Entwürfe, und wäh-
rend der ganzen Reife iE feine Aufmerkfamkeit vorwiegend auf das Malerifche
in der Natur fowohl wie in feiner befonderer KunB, der Architektur, gerichtet.
Ueber Wien ging es dann weiter nach TrieE und IErien, dann über Venedig,
Padua, Ferrara, Florenz und Siena nach Rom, wo er den Winter über blieb. Im
Frühjahr 1804 befuchte er noch Neapel und Sicilien, um von dort in langfamen
Etappen über Neapel, Bern, Mailand und Genua nach Paris zu gehen, wo er im
Dezember eintraf.
Im Jahre 1805 iE er dann wieder in der Heimath. Von TrieE an belitzen
wir ein Tagebuch Schinkels; mannigfache Briefe aus diefer Zeit find gleichfalls
erhalten: wenig aber iE in beiden von Architektur die Rede, Schilderungen
des Lebens und der Landfchaft füllen Ee faE ganz. Nur gelegentlich Enden Ech
eingeEreute Notizen über die Bauten und auffallend genug, nicht die antiken
ReEe Italiens nehmen fein Intereffe fonderlich in Anfpruch, "Ee End dem Archi-
tekten von früh auf geläuEg«, fchreibt er. Auch die RenaiEance läfst ihn
ziemlich kühl; ihr Studium fcheint ihm für den äEhetifchen Werth der Archi-
tektur von wenig Nutzen, ihre beEe Zeit fei mit Bramante vorüber. Die Hoch-
renaiEance entlockt ihm kaum eine beifällige Aeufserung. "Ich habe auf diefe
GegenEände um fo weniger meine Betrachtung zu richten, da Ee mir vorher
fchon bekannt waren, und mich dem Ideal, das ich mir vorgefetzt, und deEen
Principien ich mit der Zeit vielleicht zu einem Ganzen füge, wenig näher führen«.
Dagegen feffelt ihn das Mittelalter. Des begeiEerten Lobes iE er für die romani-
fchen und gothifchen Bauten Venedigs und Siciliens, die "farazenifchen Werke«,
wie Ee ihm heifsen, voll. Der Mailänder Dom reizt ihn zu einer Reihe künB-
lerifcher PhantaEen, darunter das oft citirte Blatt, auf dem er das mächtige
Werk auf Eeiler Felfenklippe am Meeresrande gezeichnet. Der EinEufs der
romantifchen Weltanfchauung, deren Herrfchaft in jenen Jahren beginnt, macht
Ech auch auf ihn geltend. Noch aber Eeht die Zeit in den Jugendjahren der
hiBorifchenErkenntnifs: vorerB reizt auch in der Architektur das Malerifche die
Phantahe zumeiB an; die Gelammterfcheinung der mittelalterlichen Bauten, nicht
ihre conEructiven und ornamentalen Einzelheiten End es auch, was Schinkel an
ihnen feEelt; Uhr Bild in der Natur«, "ihre malerifche ZufammenBellung« betont
er. Eine ruhige hiBorifche Kritik des Werthes und der Bedeutung der Bau-
formen, wie wir Ee heute zu üben Eichen, konnte erB bei ausreichender Kenntnils
des gelammten Materials durch die damit ermöglichten Vergleiche gewonnen
werden. Die Tage, welche dies brachten, hat Schinkel nicht mehr erlebt.
Unter den unmittelbaren Eindrücken der Reife fafste Schinkel den Plan, die
mittelalterlichen Architekturen Italiens und "andre neue Werke, die in unbe-
kannten Winkeln des ganzen Landes Eehen und durch glückliche Auflaffung
der Idee befonders durch die vortheilhafteBe Benutzung der Umgebungen der
Natur« hervorragend End, in einem Sammelwerke zu publiziren. Der für feine
 
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