DER ALEXANDERZUG.
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in Babylon. In der erRaunlich kurzen EriR von drei Monaten war die CompoR-
tion des ungefähr 100 Fufs langen Friefes vollendet. In den Details konnte die
Arbeit natürlich nur wenig durchgeführt fein, Manche machten deshalb tadelnde
Bemerkungen, doch zeigte Reh, als der Fries in Gips geformt feinen Platz in
jenem Saale erhalten hatte, wie vorzüglich die Gefammtwirkung der Compohtion
berechnet war.
Napoleon kam nicht nach Rom; Ratt einer glänzenden »Romfahrt« trat er
den Feldzug nach Rufsland an und feine Abficht, den Alexanderzug für den
BRuhmestempeh< in Paris (die Kirche Ste. Madeleine) in Marmor herRellen zu
laffen, blieb unausgeführt. Als man in Kopenhagen von diefem neuen Werke
Kunde erhielt, fafste man fogleich den Plan, ein Exemplar deffelben in Marmor
für das damals nach dem Brande von 1/94 neuerbaute Schlofs ChriRiansborg zu
erwerben. Doch zogen Reh die Verhandlungen über diefes Projekt durch eine
beträchtliche Reihe von Jahren hin; den Auftrag zur Ausführung des Friefes für
das genannte Schlofs erhielt Thorwaldfen von der dänifchen Regierung erR 1818.
Im vorangehenden Jahre hatte er bereits auf BeRellung des Grafen Sommariva
für deffen Villa am Comerfee (jetzt Villa Carlotta) eine Wiederholuug des Alexan-
derzuges (in Marmor) begonnen. Schon bei diefer war die urfprüngliche Com-
pohtion im Einzelnen mannichfach umgeRaltet worden; namentlich hatte die
Stellung Alexanders, die im Fries des Quirinais etwas Btheatralifch« erfchien, eine
wefentliche Abänderung erfahren. Weitere Umarbeitungen nahm Thorwaldfen
bei dem für Kopenhagen beRimmten Exemplare vor, das er aufserdem noch
durch mehrere Figurengruppen bereicherte. In diefer dritten und vollendetRen
GeRalt iR das Werk fpäter von Amsler nach Zeichnungen Overbecks in meiRer-
haften Stichen reproducirt worden.
Seitdem der Alexanderzug den PalaR des Quirinais fchmückte, galt Thor-
waldfen unbeRritten als der MeiRer des klafhfehen ReliefRils par excellence; die
Römer priefen ihn feitdem als den "patriarca del bassorilievo«, und manchem
feiner Bewunderer iR der Alexanderzug in jeder Hinhcht als das Hauptwerk
des KünRlers erfchienen.
Der Zeitpunkt, in welchem das Modell zu diefem Werke entRand, bildet ohne
Zweifel den Beginn der wichtigRen Epoche in Thorwaldfens künRlerifchem
Schaffen. Die Zahl der BeRellungen wuchs feit jener Zeit in folchem Grade, dafs
er jetzt weniger, denn je, daran denken konnte, Rom zu verlaffen, obfehon hch
die Aufforderungen, nach Kopenhagen zu kommen, immer dringlicher wieder-
holten. Von allen Seiten Rrömten ihm Schüler zu, und fortwährend war er ge-
nöthigt, feine WerkRätten zu erweitern. Sie nahmen zuletzt in einem Garten-
grundRück an der Piazza Barberini mehrere anfehnliche Häufer ein, von denen
das eine im Inneren die Höhe von zwei bis drei Stockwerken hatte.
Diefe glänzendRe Epoche des MeiRers umfafst, wenn man Rreng rechnet, den
Zeitraum eines Jahrzehnts, die Jahre von 1810 bis 181g. Zwar find auch die
zwei folgenden Jahrzehnte noch reich an vortrefflichen und damals viel ge-
priefenen Werken, die Arbeitskraft des KünRlers erfcheint auch in feinem hohen
Alter nicht gebrochen, aber nur wenige der fpäteren Werke kommen an künR-
lerifcher Bedeutung denen gleich, die in jenem Jahrzehnt, der eigentlichen Blüthe-
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in Babylon. In der erRaunlich kurzen EriR von drei Monaten war die CompoR-
tion des ungefähr 100 Fufs langen Friefes vollendet. In den Details konnte die
Arbeit natürlich nur wenig durchgeführt fein, Manche machten deshalb tadelnde
Bemerkungen, doch zeigte Reh, als der Fries in Gips geformt feinen Platz in
jenem Saale erhalten hatte, wie vorzüglich die Gefammtwirkung der Compohtion
berechnet war.
Napoleon kam nicht nach Rom; Ratt einer glänzenden »Romfahrt« trat er
den Feldzug nach Rufsland an und feine Abficht, den Alexanderzug für den
BRuhmestempeh< in Paris (die Kirche Ste. Madeleine) in Marmor herRellen zu
laffen, blieb unausgeführt. Als man in Kopenhagen von diefem neuen Werke
Kunde erhielt, fafste man fogleich den Plan, ein Exemplar deffelben in Marmor
für das damals nach dem Brande von 1/94 neuerbaute Schlofs ChriRiansborg zu
erwerben. Doch zogen Reh die Verhandlungen über diefes Projekt durch eine
beträchtliche Reihe von Jahren hin; den Auftrag zur Ausführung des Friefes für
das genannte Schlofs erhielt Thorwaldfen von der dänifchen Regierung erR 1818.
Im vorangehenden Jahre hatte er bereits auf BeRellung des Grafen Sommariva
für deffen Villa am Comerfee (jetzt Villa Carlotta) eine Wiederholuug des Alexan-
derzuges (in Marmor) begonnen. Schon bei diefer war die urfprüngliche Com-
pohtion im Einzelnen mannichfach umgeRaltet worden; namentlich hatte die
Stellung Alexanders, die im Fries des Quirinais etwas Btheatralifch« erfchien, eine
wefentliche Abänderung erfahren. Weitere Umarbeitungen nahm Thorwaldfen
bei dem für Kopenhagen beRimmten Exemplare vor, das er aufserdem noch
durch mehrere Figurengruppen bereicherte. In diefer dritten und vollendetRen
GeRalt iR das Werk fpäter von Amsler nach Zeichnungen Overbecks in meiRer-
haften Stichen reproducirt worden.
Seitdem der Alexanderzug den PalaR des Quirinais fchmückte, galt Thor-
waldfen unbeRritten als der MeiRer des klafhfehen ReliefRils par excellence; die
Römer priefen ihn feitdem als den "patriarca del bassorilievo«, und manchem
feiner Bewunderer iR der Alexanderzug in jeder Hinhcht als das Hauptwerk
des KünRlers erfchienen.
Der Zeitpunkt, in welchem das Modell zu diefem Werke entRand, bildet ohne
Zweifel den Beginn der wichtigRen Epoche in Thorwaldfens künRlerifchem
Schaffen. Die Zahl der BeRellungen wuchs feit jener Zeit in folchem Grade, dafs
er jetzt weniger, denn je, daran denken konnte, Rom zu verlaffen, obfehon hch
die Aufforderungen, nach Kopenhagen zu kommen, immer dringlicher wieder-
holten. Von allen Seiten Rrömten ihm Schüler zu, und fortwährend war er ge-
nöthigt, feine WerkRätten zu erweitern. Sie nahmen zuletzt in einem Garten-
grundRück an der Piazza Barberini mehrere anfehnliche Häufer ein, von denen
das eine im Inneren die Höhe von zwei bis drei Stockwerken hatte.
Diefe glänzendRe Epoche des MeiRers umfafst, wenn man Rreng rechnet, den
Zeitraum eines Jahrzehnts, die Jahre von 1810 bis 181g. Zwar find auch die
zwei folgenden Jahrzehnte noch reich an vortrefflichen und damals viel ge-
priefenen Werken, die Arbeitskraft des KünRlers erfcheint auch in feinem hohen
Alter nicht gebrochen, aber nur wenige der fpäteren Werke kommen an künR-
lerifcher Bedeutung denen gleich, die in jenem Jahrzehnt, der eigentlichen Blüthe-