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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (4,1): Kunst und Künstler der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1886

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Eggers, Friedrich: Johann Gottfried Schadow und Christian Daniel Rauch
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https://doi.org/10.11588/diglit.36323#0156
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CHRISTIAN DANIEL RAUCH. 1804—1830.

Technik der Freskomalerei ward neu entdeckt und diente dazu, die hiRorifche
Richtung der Malerei zu inauguriren. Auf klafkfcher Seite Randen Koch und
Wach, vor allen aber die Bildhauer Thorwaldfen, Rauch. Seine widerwärtige
Seite hatte diefer Gegenfatz in dem Renegatenthum zur katholifchen Kirche und
der daraus entfpringenden Bekehrungsfucht, welche lieh auch an Rauch heran-
wagte. Für ihn hatte dies Treiben nur Anwiderndes, deffen deprimirendem Ein-
drücke er lieh durch rege Thätigkeit entzog.
Seine nächfte Arbeit war eine als GewandRudie unternommene Statue des
Aeskulap, welche, fpäter in Marmor ausgeführt, von Rauch feinem Arzte Kohl-
rausch nach glücklicher Heilung des Nervenhebers gefchenkt, 184.1 an König
Friedrich Wilhelm IV. verkauft ward. Zu gleicher Zeit waren an Rauch zwei
Kandelaber übertragen worden, welche von den Offizieren des IV. Armeekorps
des Generals von Bülow den Helden der Vendee insbefondere der Familie La
Roche Jacquelin als Denkmal geRiftet werden follten. Rauch überliefs die Aus-
führung des einen wiederum an Tieck. Die Vollendung derfelben gefchah erR
fpäter in Berlin, von wo Re 1824. an ihren BeRimmungsort, zunächR Rouen, ab-
gingen. Seit 1830 Rnd Re verfchollen. Man hat nur eine Zeichnung des von
Schinkel gemachten Entwurfes und einen Gipsabgufs der Viktorien, welche den
SchaR des von Rauch gearbeiteten Kandelabers umkreifen. Um den Schaft des
Tieck'fchen Kandelabers gingen drei Frauen mit Afchenkrügen. An den Unter-
fätzen waren die Porträts der Herren La Roche Jacquelin und l'Escure angebracht.
Eine gröfsere Arbeit war dann die Statue des Kaifers Alexander, welche
fchon 1814. von dem General ORermann-TolRoy beRellt und erR jetzt in Angriff
genommen ward, wo Re kontraktlich eigentlich vollendet fein follte. Rauch hatte
das Mifsgefchick, dafs erR der vierte in Arbeit genommene Marmorblock Reh
als fehlerfrei erwies und mit aus diefem Grunde eine Verfpätung der Ablieferung
um ein Jahr eintrat, die ihn um einen Theil des Honorars brachte. Dies war
eigenthümlicher Weife mit Einfchlufs des Marmor-PiedeRals auf die billige Summe
von 1000 Dukaten feRgeRellt nebR lebenslänglicher PenRon von jährlich 100
Dukaten. Die Zahlung der PenRon ward wegen Vertragsbruchs verweigert. Die
Marmorarbeit iR nach der Ablieferung nach Petersburg verfchollen, das Modell
beRndet Reh im Rauch-Mufeum. Die KompoRtion beruht offenbar auf der be-
Rimmten BeRellung, den Monarchen darzuRellen, wie er das Schwert zur Rettung
des Vaterlandes zieht. Dies befagt die Infchrift auf der Schwertklinge. Wenn
neben diefer kriegerifchen Aktion zugleich das bekannte graziöfe Wefen des
Kaifers charakteriRrt werden follte, was in der ganzen Haltung und zierlichen
Stellung der Füfse gegen einander zu Tage tritt, fo fchadet das Zwiefpältige der
Motivirung um fo mehr, als auch die Mantel-Drapirung mit den baufchigen Falten
vor der BruR nichts Anfprechendes hat. Das BeRe iR der gelungene Kopf nach
der früheren BüRe.
Neben diefen gröfseren Arbeiten liefen kleinere an BüRen. So wurde die
der PrinzefRn Charlotte, fpäteren Kaiferin von Rufsland, und des FürRen Harden-
berg, fowie andere der R'üher genannten in Marmor gearbeitet, und endlich ward
auch die Uebertragung des 1806 modellirten Jafon-Relieis in Marmor wenigRens
angefangen. Es iR unvollendet geblieben, wie es jetzt im Rauch-Mufeum aufbe-
 
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