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FRANQOISRUDE.
gebung und Fürforge dem Wohlthäter ihrer Familie. Als Künftlerin erzielte he
mit hihorifchen und anderen Genrebildern fchöne Erfolge und wurde im Salon
von 1833 fogar mit einer Medaille zweiter Klaffe ausgezeichnet. Rüdes grofse
Uneigennützigkeit haben wir fchon früher hervorgehoben. Als er fo viel er-
worben hatte, dafs er über eine jährliche Rente von fünfzehnhundert Francs ver-
fügen konnte, glaubte er auf dem Gipfel aller feiner Wünfche zu ftehen. Zu
Thiers, welcher ihm um diefe Zeit eine fehr beträchtliche Summe zu einer Reife
nach Italien anbot, tagte er: wich bin Ihnen fehr erkenntlich für Ihre Freigebig-
keit, aber ich brauche nichts.« So fetzte er feine republikanifchen Gefinnungen
in die Praxis um. Den politifchen Ereigniffen folgte er mit lebhaftem Interehe,
ohne jedoch an denfelben thätigen Antheil zu nehmen. Seine bonapartiftifche
Parteinahme erflreckte fich nur auf alles, was mit Napoleon I. zufammenhing.
SonfI war er, wie er felbft tagte, ein n radikaler Demokrat«. Mit grotser Freude
begrüfste er 1848 die Proklamirung der Republik, und im Aufträge der Regie-
rung fchuf er in grofser Haft eine koloffale Statue der Republik, welche unter
der Kuppel des Pantheons aufgeftellt werden follte. Unter dem Kanonendonner
der Junitage ftürzte aber diefe Statue zufammen, in ihrem Sturze ein prophe-
tifches Symbol für die definitive Entwicklung der Ereignitfe.
Rüdes Anfehen itl im Laufe der Jahre gefliegen. Man hat in richtiger An-
erkennung feiner künftlerifchen und hiftorifchen Bedeutung den der neueren
Skulptur gewidmeten Saal des Louvre nach feinem Namen genannt. Die wSalle
Rüde« enthält den neapolitanifchen Fifcherknaben, die Bronzeftatue des Merkur,
die aus dem Luxembourggarten hierher verfetzte Jungfrau von Orleans, die Halb-
figur des gekreuzigten Chritlus, die Bütten von Jacques Louis David und Madame
Cabet und die Statue eines Cato von Utika, welche fein Freund Roman be-
gonnen und Rüde vollendet hatte. Im Jahre 1883 itt auch der Befchluts gefafst
worden, dem Meitter in Paris ein öffentliches Denkmal zu errichten.
Literatur.
Die wichtigfle und zuverhifügdc Quelle für die Lebensgefchichte Rüdes ift eine anonyme, 1856
bei Dentu in Paris erfchienene Biographie, zu welcher die Daten von der Familie des Künftlers ge-
liefert worden lind. Aufserdem lind noch zu nennen: Th. Silveflre, Les Artistes frangais, Paris iSyS
(Rüde p. 189—214). — Ph. G. Hamerton, Modern Frenchmen. Five Biographies. London iSyS (Rüde
p. 161—224). — Ch. Gindriez in der Zeitfchrift L'Art 1881 II. p. 25—32. p. 121—130. Die Urtheile
von Guflav Planche findet man in den Etudes sur l'Ecole frangaise. Paris 1S35. 2 Bde. und in den Por-
traits d'artistes (Paris 1853 II. p. 193) in einer Abhandlung über den Triumphbogen auf der Place de
l'Etoile.
FRANQOISRUDE.
gebung und Fürforge dem Wohlthäter ihrer Familie. Als Künftlerin erzielte he
mit hihorifchen und anderen Genrebildern fchöne Erfolge und wurde im Salon
von 1833 fogar mit einer Medaille zweiter Klaffe ausgezeichnet. Rüdes grofse
Uneigennützigkeit haben wir fchon früher hervorgehoben. Als er fo viel er-
worben hatte, dafs er über eine jährliche Rente von fünfzehnhundert Francs ver-
fügen konnte, glaubte er auf dem Gipfel aller feiner Wünfche zu ftehen. Zu
Thiers, welcher ihm um diefe Zeit eine fehr beträchtliche Summe zu einer Reife
nach Italien anbot, tagte er: wich bin Ihnen fehr erkenntlich für Ihre Freigebig-
keit, aber ich brauche nichts.« So fetzte er feine republikanifchen Gefinnungen
in die Praxis um. Den politifchen Ereigniffen folgte er mit lebhaftem Interehe,
ohne jedoch an denfelben thätigen Antheil zu nehmen. Seine bonapartiftifche
Parteinahme erflreckte fich nur auf alles, was mit Napoleon I. zufammenhing.
SonfI war er, wie er felbft tagte, ein n radikaler Demokrat«. Mit grotser Freude
begrüfste er 1848 die Proklamirung der Republik, und im Aufträge der Regie-
rung fchuf er in grofser Haft eine koloffale Statue der Republik, welche unter
der Kuppel des Pantheons aufgeftellt werden follte. Unter dem Kanonendonner
der Junitage ftürzte aber diefe Statue zufammen, in ihrem Sturze ein prophe-
tifches Symbol für die definitive Entwicklung der Ereignitfe.
Rüdes Anfehen itl im Laufe der Jahre gefliegen. Man hat in richtiger An-
erkennung feiner künftlerifchen und hiftorifchen Bedeutung den der neueren
Skulptur gewidmeten Saal des Louvre nach feinem Namen genannt. Die wSalle
Rüde« enthält den neapolitanifchen Fifcherknaben, die Bronzeftatue des Merkur,
die aus dem Luxembourggarten hierher verfetzte Jungfrau von Orleans, die Halb-
figur des gekreuzigten Chritlus, die Bütten von Jacques Louis David und Madame
Cabet und die Statue eines Cato von Utika, welche fein Freund Roman be-
gonnen und Rüde vollendet hatte. Im Jahre 1883 itt auch der Befchluts gefafst
worden, dem Meitter in Paris ein öffentliches Denkmal zu errichten.
Literatur.
Die wichtigfle und zuverhifügdc Quelle für die Lebensgefchichte Rüdes ift eine anonyme, 1856
bei Dentu in Paris erfchienene Biographie, zu welcher die Daten von der Familie des Künftlers ge-
liefert worden lind. Aufserdem lind noch zu nennen: Th. Silveflre, Les Artistes frangais, Paris iSyS
(Rüde p. 189—214). — Ph. G. Hamerton, Modern Frenchmen. Five Biographies. London iSyS (Rüde
p. 161—224). — Ch. Gindriez in der Zeitfchrift L'Art 1881 II. p. 25—32. p. 121—130. Die Urtheile
von Guflav Planche findet man in den Etudes sur l'Ecole frangaise. Paris 1S35. 2 Bde. und in den Por-
traits d'artistes (Paris 1853 II. p. 193) in einer Abhandlung über den Triumphbogen auf der Place de
l'Etoile.