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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (4,1): Kunst und Künstler der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1886

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Valentin, Veit: Cornelius, Overbeck, Schnorr, Veit, Führich, 1, Jugendzeit in Rom
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https://doi.org/10.11588/diglit.36323#0345
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STANZA BARTHOLDY.

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und Anordnung) noch in irgend etwas was die Kunft betrifft, habe ich meine
Künftler genirt, beim Vorlegen der Skizzen jedoch habe ich ihnen meine Kriti-
ken freimüthig getagt, von denen die meiften angenommen worden find. Mein
Kontrakt für die auszumalende Wohnung läuft noch vier Jahre. Nachher, follten
auch meine Verhältniffe in Italien noch diefelben fein, werden die nicht billigen
Miethsleute mich vermuthlich fo Reigern, dafs ich nicht werde bleiben können.
Auf die Kartons habe ich rcnoncirt. Die Kopien im Kleinen fchicke ich Seiner
Majeftät. So habe ich den Künftlern und denen die um die Sache wiffen ge-
zeigt, dafs keine Art Intereffe mich leitet. Der Eitelkeit wird man mich auch
nicht befchuldigcn, denn ich ziehe mich zurück, fo gut ich kann und werde
hierin der Undankbarkeit nicht entgehen. Gott weifs es, dafs diefe Ausgabe
mich drückt, und dafs ich bei fo vielen anderen, die meine Lage nothwendig
macht, und bei meiner Unfähigkeit zur Oekonomie manche Nacht nicht gut
fclilafe, aus Sorge wie ich das viele Geld was ich verbrauche, zufammenfchwin-
deln foll; aber die wahrhaft reichen Deute thun ja nichts, oder thun es unge-
teilt und für fich.« Ein fchöncres Zeugnifs hätte hch der befcheidene uneigen-
nützige Mann nicht ausftellen können, dem es fo gut gelungen ift hch zurück-
zuziehen, dafs er nur noch als der zufällige Urheber genannt wird, und der, wie
hch aus der Bitterkeit gegen den Schlufs wohl herausfühlen läfst, offenbar von Un-
dankbarkeit und Mifsdeutung nicht verfchont geblieben ih. Aus diefem Briefe
ergiebt hch aber das Vcrhältnifs klar: Bartholdy ift es, welcher die richtigen
Mittel, die Künhler zu fördern, erkennt und trotz der Unhcherheit der Wohnung
und des ihm zu Gute kommenden Genuffes doch die notwendigen Koften auf-
bringt. Er will grofse Gemälde; die angeblich urfprünglich geplante Arabesken-
ausfchmückung beruht wohl auf Künftlertradition: he hätte den klar erkannten
und gewollten Zweck nicht erfüllt. Wie richtig dies ift, beweift die Stelle aus
einem früheren Brief (vom 26. Dec. 1816 a. a. O. S. in): ))Ueberhaupt find
diefe Malereien eine Wohltat für unfere Künftler gewefen, nicht wegen der
Summen, die ich in meiner Armut ihnen bewilligen konnte und, wie mir um's
Herz ift, ohne Eigennutz gegeben habe, fondern wegen der Entwicklung ihrer
Kräfte, zu der ich die Hand geboten und nicht unverftändig, ihnen felbft un-
bewufst gezwungen habe.« Das ktinftlerifche Verdient! dagegen, Wahl und
Behandlung des Gegenftandes, fowie Ausführung ift das der Künftler und
zwar in erfter Linie das von Cornelius, und es ift wahrlich kein geringes. Wohl
aber erfordert es die Gerechtigkeit, Bartholdy nicht nur als den zufälligen An-
reger, fondern als den zweckbewufsten, aufopferungsfähigen Auftraggeber anzu-
erkennen, fo dafs dem berühmten Zimmer der Cafa Zuccari mit vollem Recht
der Name der Stanza Bartholdy zukommt. Eine Beftätigung, welche ein fo
klar und unbefangen ausgefprochenes Zeugnifs allerdings kaum mehr bedarf,
findet der hier feftgeftellte Sachverhalt durch die Aeufserungen von Zeit-
genoffen. Am 3. Juli 1816 fchreibt Dorothea v. Schlegel an ihre Söhne in Rom
(Briefe II, S. 353 f.), fie habe indirekt durch den Maler Vogel von ihrem ))jetzi-
gen Gefchäft in Bartholdys Haufe« gehört; Ausführlicheres habe ihr der Vater,
Bankier Veit in Berlin, gefchriebcn. Sie bricht in den Ruf aus: Wivat Bartholdy!«
was fie nicht gekonnt hätte, wenn die erhaltenen Nachrichten nicht derart ge-
 
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