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PETER VON CORNELIUS
am längffcn treu bleibende Meifter des echten Freskobildes, deffen Wiederbe-
lebung jetzt in der Stanza Bartholdy Ratthnden tollte.
Seit Rattacl Mcngs war die Freskotechnik in Rom nicht mehr geübt worden
und daher fo gut wie in Vergeffcnheit gerathcn. Jetzt wurde mit Hilfe eines
alten Maurers, der noch unter Mengs gearbeitet hatte, der richtige Mauerbewurf
probirt und wiederhergeftellt. Der Maler Eggers fand durch eingehende chemi-
fche Unterfuchungen die Behandlungsweife wieder; Veit aber foll es gewefen
fein, der auf Aufforderung von Cornelius unter dem Beifall der crRaunt und
freudig zufehenden Freunde zuertt einen Porträtkopf al fresco malte. So konnte
endlich zur Ausführung gefchritten werden, nachdem auch nach andrer Seite
hin die forgfältigRen Vorbereitungen getroffen worden waren.
Die Wahl des Gegenftandes, die Gefchichte Jofephs, erfcheint recht eigent-
lich als ein Kompromifs zwifchen den Richtungen der beiden Hauptvertreter.
Cornelius hatte eben erkannt, dafs die menfchlich edle Auffaffung auch dann
national empfunden fein könne, wenn der Stoff dem vaterländifchen Kreife nicht
angehöre. Er hatte bereits in einer Reihe von Zeichnungen, ja felbR in einem
Oclbild, der Flucht nach Aegypten, jetzt in der Schacldfchen Galerie in Mün-
chen, bewiefen, dafs er auch in der heiligen Gefchichte das menfchlich Ergrei-
fende zu erfaffen verflehe. So hatte er fleh mit Vorliebe dramatifch bewegte
oder tief empfundene Situationen gewählt, wie die für die erfte Zeit des römifchen
Aufenthaltes ganz befonders charakteriftifche Gefangennehmung CliriRi (im Befitz
des Herrn von Bernus) mit ihrem grellen Gegenfatz des ganz overbcckifch gedach-
ten Chriftus zu dem fratzenhaften Judas, dem aus dem FauRcyklus herübergedrun-
genen Landsknecht, dem leidenfchaftlich bewegten Petrus und dem Reh auf dem
Boden krümmenden Malchus. Hierher gehören ferner die Kreuzabnahme, die Grab-
legung und befonders auch die in der Ausführung wie in der Kompofition zum
Beiten feines Schaffens zu rechnende Klage um den Leichnam Chrifti, eine Feder-
zeichnung im Befitz des Herrn Hermann Mumm von Schwärzendem in Frank-
furt. Denfelben Gegenftand hat er dann aufser in einer zweiten Handzeichnung in
München noch ein drittes Mal und zwar als Oelgemälde behandelt (jetzt im
Thorwaldfenmufeum zu Kopenhagen). Dahin gehört auch die urfprünglich für
den Schweizer Honegger angefertigte getufchte Zeichnung: die Enthauptung der
hl. Katharina, welche nach Förfters Bemerkung (I, S. 13$. — Riegel erwähnt
he in feinem verdienftvollen Verzeichnis der Werke von Cornelius in feinem
"Cornelius, der Meifter der deutfehen Malerei« 2. Auf!. 18/0 überhaupt nicht) für
verfchollen gelten mufste: he befindet fleh eingerahmt im grofsherzoglichen
Kupferftichkabinet zu Darmftadt. Da die bei Riegel als in Darmftadt be-
findlich erwähnte Traumdeutung Jofephs dort als nicht vorhanden bezeichnet
wird, fo liegt hier wohl eine Verwechslung in den Angaben vor. Die Kom-
pofition zeigt links vorn einen brennenden Altar, der als Ornament einen mit
einer Schlange kämpfenden Adler in fehl* Rarker Stilifirung aufweift, den König,
flehend und der vor ihm knieenden, gleich ihm gekrönten Katharina den Götzen
hinhaltend. Die Heilige legt betheuernd die rechte Hand auf die BruR, wehrt
die Zumuthung mit der vorgeftreckten linken ab und neigt das in milder Sanft-
mutli Prahlende Haupt leife weg, um fich dem widerwärtigen Anblick zu entziehen.
PETER VON CORNELIUS
am längffcn treu bleibende Meifter des echten Freskobildes, deffen Wiederbe-
lebung jetzt in der Stanza Bartholdy Ratthnden tollte.
Seit Rattacl Mcngs war die Freskotechnik in Rom nicht mehr geübt worden
und daher fo gut wie in Vergeffcnheit gerathcn. Jetzt wurde mit Hilfe eines
alten Maurers, der noch unter Mengs gearbeitet hatte, der richtige Mauerbewurf
probirt und wiederhergeftellt. Der Maler Eggers fand durch eingehende chemi-
fche Unterfuchungen die Behandlungsweife wieder; Veit aber foll es gewefen
fein, der auf Aufforderung von Cornelius unter dem Beifall der crRaunt und
freudig zufehenden Freunde zuertt einen Porträtkopf al fresco malte. So konnte
endlich zur Ausführung gefchritten werden, nachdem auch nach andrer Seite
hin die forgfältigRen Vorbereitungen getroffen worden waren.
Die Wahl des Gegenftandes, die Gefchichte Jofephs, erfcheint recht eigent-
lich als ein Kompromifs zwifchen den Richtungen der beiden Hauptvertreter.
Cornelius hatte eben erkannt, dafs die menfchlich edle Auffaffung auch dann
national empfunden fein könne, wenn der Stoff dem vaterländifchen Kreife nicht
angehöre. Er hatte bereits in einer Reihe von Zeichnungen, ja felbR in einem
Oclbild, der Flucht nach Aegypten, jetzt in der Schacldfchen Galerie in Mün-
chen, bewiefen, dafs er auch in der heiligen Gefchichte das menfchlich Ergrei-
fende zu erfaffen verflehe. So hatte er fleh mit Vorliebe dramatifch bewegte
oder tief empfundene Situationen gewählt, wie die für die erfte Zeit des römifchen
Aufenthaltes ganz befonders charakteriftifche Gefangennehmung CliriRi (im Befitz
des Herrn von Bernus) mit ihrem grellen Gegenfatz des ganz overbcckifch gedach-
ten Chriftus zu dem fratzenhaften Judas, dem aus dem FauRcyklus herübergedrun-
genen Landsknecht, dem leidenfchaftlich bewegten Petrus und dem Reh auf dem
Boden krümmenden Malchus. Hierher gehören ferner die Kreuzabnahme, die Grab-
legung und befonders auch die in der Ausführung wie in der Kompofition zum
Beiten feines Schaffens zu rechnende Klage um den Leichnam Chrifti, eine Feder-
zeichnung im Befitz des Herrn Hermann Mumm von Schwärzendem in Frank-
furt. Denfelben Gegenftand hat er dann aufser in einer zweiten Handzeichnung in
München noch ein drittes Mal und zwar als Oelgemälde behandelt (jetzt im
Thorwaldfenmufeum zu Kopenhagen). Dahin gehört auch die urfprünglich für
den Schweizer Honegger angefertigte getufchte Zeichnung: die Enthauptung der
hl. Katharina, welche nach Förfters Bemerkung (I, S. 13$. — Riegel erwähnt
he in feinem verdienftvollen Verzeichnis der Werke von Cornelius in feinem
"Cornelius, der Meifter der deutfehen Malerei« 2. Auf!. 18/0 überhaupt nicht) für
verfchollen gelten mufste: he befindet fleh eingerahmt im grofsherzoglichen
Kupferftichkabinet zu Darmftadt. Da die bei Riegel als in Darmftadt be-
findlich erwähnte Traumdeutung Jofephs dort als nicht vorhanden bezeichnet
wird, fo liegt hier wohl eine Verwechslung in den Angaben vor. Die Kom-
pofition zeigt links vorn einen brennenden Altar, der als Ornament einen mit
einer Schlange kämpfenden Adler in fehl* Rarker Stilifirung aufweift, den König,
flehend und der vor ihm knieenden, gleich ihm gekrönten Katharina den Götzen
hinhaltend. Die Heilige legt betheuernd die rechte Hand auf die BruR, wehrt
die Zumuthung mit der vorgeftreckten linken ab und neigt das in milder Sanft-
mutli Prahlende Haupt leife weg, um fich dem widerwärtigen Anblick zu entziehen.