58 CORNELIUS: ENTWURF ZUR DECKE DES DANTEZIMMERS.
ConRantin, Gottfried von Bouillon, Jofua und Judas Makkabaeus. Im fünften als
im Saturn Und die Contemplativen, St. Benedikt, St. Romoald, St. Franciskus
und St. Dominikus. Im fechften lieht man Dante und Beatrice im Zeichen der
Zwillinge, wo erflerer von Petrus, Jakobus und Johannes in feinem Glauben,
feiner Hoffnung und Liebe gleichfam examinirt wird. Die beiden letzten [Felder]
deuten den empyräifchen Himmel an. Man fieht eine Reihe von Heiligen aus
dem Alten und Neuen Bunde; diefe Reihe fängt mit Adam an und fchliefst mit
Johannes dem Täufer.« Wie er hinzufügt, wird udies doch nur ein Drittel des
Ganzen fein.« Er will die Zeichnungen wnach Art der alten Miniaturen in
Wafferfarben ausmalen, weil diefe Gattung der der Freskomalerei am nächflen
kömmt.«
Die ausgeführten Kartons, deren urfprtinglich drei waren, von welchen aber
der das Mittelbild darltellende verfchollen, der von Schäfer geRochene dagegen
eben hierdurch allgemein bekannt iR, zeigen den MeiRer von einer ganz neuen
Seite. Bisher hatte er das Seelenleben im Streben und Kampf erfafst und des-
halb mit Vorliebe zu den heftigRen, felbR gewaltfamen Scenen gegriffen, die ihm
allein eine genügende Sprache für das zu fein fchienen, was er ausdrücken wollte,
und nur nebenfächlich treten ruhige Gehalten hinzu. Hier wird die DarRellung
des nach irdifchem Kampf gewonnenen Friedens die Hauptfache, und das Inter-
effe mufs durch Vertiefung in das Innere gewonnen werden. Es iR kein Zweifel,
dafs ihm hier die Propheten und Sibyllen, fowie die Vorfahren der Maria von
Michelangelo lehrreiche Vorbilder waren, nicht etwa fo, dafs er Re kopirt hätte,
wohl aber fo, dafs er verwandte Ziele durch ähnliche Mittel zu erreichen fuchte.
Er gewinnt hiermit eine neue Wendung feiner Ausdrucksweife, die fpäterhin
noch bedeutfamer Reh äufsern follte. Hier weifen unmittelbar auf fein Vorbild
die überkräftige Muskulatur Adams und die italienifchen GeRchter, befonders
der Beatrice und des Stephanus hin. Der Theil der Aufgabe, in welchem er
feine dramatifche Kraft hätte entfalten können, Hölle und Fegfeuer, Rnd dagegen
nicht einmal bis zum Entwurf gediehen, fo dafs wir aufser dem in der obigen
Notiz Enthaltenen nichts über die beabRchtigte Art ihrer Ausführung wiffen. Aber
auch das nur in feinem Kopfe fertig Gewefene iR für feine künRlerifche Ent-
wickelung Rcher nicht ohne Bedeutung geblieben: in der hier geplanten einheit-
lichen GeRaltung eines für die Anfchauung fo fchwer fügfamen und fo aufser-
ordentlich mannichfaltigen Stoffes bildet Reh jene Leichtigkeit vor, mit welcher
er kurz darauf feine grofsen KompoRtionen für die Glyptothek und fpäter die
für den Campo Santo entwarf.
Nach feinem Rücktritt nahm für die Ausführung von Hölle und Fegfeuer
J. A. Koch, für die Decke aber Philipp Veit feine Stelle ein. Diefer hatte eben
das oben erwähnte Lünettenbild im Vatikan vollendet und damit aufs neue feine
hervorragende Tüchtigkeit erwiefen. Jetzt, nach des MeiRers Tode, iR aus
feinem Nachlafs der Karton zu diefem Fresko wieder ans Licht getreten, welcher
mit der ganzen Sorgfalt und Schönheit gezeichnet iR, wie Re Veit in jener Epoche
feines Wirkens anzuwenden pRegte und wie wir Re auch bei feinem Karton zu
den Reben fetten Jahren bewundern, zu dem diefer ein herrliches GegenRtick iR.
In dem als Hintergrund verwendeten KoloReum, deffen Sitzreihen noch mit Ge-
ConRantin, Gottfried von Bouillon, Jofua und Judas Makkabaeus. Im fünften als
im Saturn Und die Contemplativen, St. Benedikt, St. Romoald, St. Franciskus
und St. Dominikus. Im fechften lieht man Dante und Beatrice im Zeichen der
Zwillinge, wo erflerer von Petrus, Jakobus und Johannes in feinem Glauben,
feiner Hoffnung und Liebe gleichfam examinirt wird. Die beiden letzten [Felder]
deuten den empyräifchen Himmel an. Man fieht eine Reihe von Heiligen aus
dem Alten und Neuen Bunde; diefe Reihe fängt mit Adam an und fchliefst mit
Johannes dem Täufer.« Wie er hinzufügt, wird udies doch nur ein Drittel des
Ganzen fein.« Er will die Zeichnungen wnach Art der alten Miniaturen in
Wafferfarben ausmalen, weil diefe Gattung der der Freskomalerei am nächflen
kömmt.«
Die ausgeführten Kartons, deren urfprtinglich drei waren, von welchen aber
der das Mittelbild darltellende verfchollen, der von Schäfer geRochene dagegen
eben hierdurch allgemein bekannt iR, zeigen den MeiRer von einer ganz neuen
Seite. Bisher hatte er das Seelenleben im Streben und Kampf erfafst und des-
halb mit Vorliebe zu den heftigRen, felbR gewaltfamen Scenen gegriffen, die ihm
allein eine genügende Sprache für das zu fein fchienen, was er ausdrücken wollte,
und nur nebenfächlich treten ruhige Gehalten hinzu. Hier wird die DarRellung
des nach irdifchem Kampf gewonnenen Friedens die Hauptfache, und das Inter-
effe mufs durch Vertiefung in das Innere gewonnen werden. Es iR kein Zweifel,
dafs ihm hier die Propheten und Sibyllen, fowie die Vorfahren der Maria von
Michelangelo lehrreiche Vorbilder waren, nicht etwa fo, dafs er Re kopirt hätte,
wohl aber fo, dafs er verwandte Ziele durch ähnliche Mittel zu erreichen fuchte.
Er gewinnt hiermit eine neue Wendung feiner Ausdrucksweife, die fpäterhin
noch bedeutfamer Reh äufsern follte. Hier weifen unmittelbar auf fein Vorbild
die überkräftige Muskulatur Adams und die italienifchen GeRchter, befonders
der Beatrice und des Stephanus hin. Der Theil der Aufgabe, in welchem er
feine dramatifche Kraft hätte entfalten können, Hölle und Fegfeuer, Rnd dagegen
nicht einmal bis zum Entwurf gediehen, fo dafs wir aufser dem in der obigen
Notiz Enthaltenen nichts über die beabRchtigte Art ihrer Ausführung wiffen. Aber
auch das nur in feinem Kopfe fertig Gewefene iR für feine künRlerifche Ent-
wickelung Rcher nicht ohne Bedeutung geblieben: in der hier geplanten einheit-
lichen GeRaltung eines für die Anfchauung fo fchwer fügfamen und fo aufser-
ordentlich mannichfaltigen Stoffes bildet Reh jene Leichtigkeit vor, mit welcher
er kurz darauf feine grofsen KompoRtionen für die Glyptothek und fpäter die
für den Campo Santo entwarf.
Nach feinem Rücktritt nahm für die Ausführung von Hölle und Fegfeuer
J. A. Koch, für die Decke aber Philipp Veit feine Stelle ein. Diefer hatte eben
das oben erwähnte Lünettenbild im Vatikan vollendet und damit aufs neue feine
hervorragende Tüchtigkeit erwiefen. Jetzt, nach des MeiRers Tode, iR aus
feinem Nachlafs der Karton zu diefem Fresko wieder ans Licht getreten, welcher
mit der ganzen Sorgfalt und Schönheit gezeichnet iR, wie Re Veit in jener Epoche
feines Wirkens anzuwenden pRegte und wie wir Re auch bei feinem Karton zu
den Reben fetten Jahren bewundern, zu dem diefer ein herrliches GegenRtick iR.
In dem als Hintergrund verwendeten KoloReum, deffen Sitzreihen noch mit Ge-