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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (4,1): Kunst und Künstler der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1886

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Valentin, Veit: Cornelius, Overbeck, Schnorr, Veit, Führich, 1, Jugendzeit in Rom
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https://doi.org/10.11588/diglit.36323#0363
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VEIT: FRESKO IM VATIKAN. — DECKE IM DANTEZIMMER.

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büfch bewachfen find, fitzt die fchöne Geftalt der "Religion«, mit der linken Hand
das Kreuz auffbitzend, die rechte, die eine Palme hält, leicht auf den Schofs
gelegt. Sie wendet lieh, während die Hauptrichtung des Körpers nach ihrer
Kinken hingeht, mit dem Haupte leicht nach ihrer Rechten, wo ein Pilger, den
Porträtkopf des Prieflers Noirlieu, des Freundes des Ktinfllers, zeigend (Brief-
wechfel Dor. v. Schl. etc. II, 437 vgl. 414), anbetend niederkniet und mit der
linken Hand auf eine Schrifttafel deutet, die von einem dahinter flehenden Engel
gehalten wird. Auf der anderen Seite, der linken der Religion, der rechten des
Bildes, hält ein zweiter Engel, im Profil fichtbar, eine auf das Knie des auf eine
Stufe tretenden rechten Fufses geflützte Tafel, auf deren Schrift er mit der
rechten Hand von oben her deutet: PIUS VII P. M. ARENAM FL. V. MARTIR.
VICTORIA CEARAM R. C. Zu Füfsen der Religion liegen zwei Haken und
ein Kratzer, auf die Martyrien der dort hingerichteten Chriflen deutend, worauf
auch wohl die Krüge Bezug haben, die rechts auf einem Steintifche flehen,
während links eine der neuerrichteten Altarflationen erfcheint. So tritt klar der
Gedanke hervor, dafs der heilige Rauip feiner religiöfen Bedeutung zurückge-
geben ift und dafs die Frommen wieder ihre Pilgerfahrten beginnen können, um
dort ihre Gebete zu verrichten. Von befonderer Schönheit ifl die majebätifche,
in einen prächtig geflickten Mantel gehüllte Religion, deren Antlitz jenen feinen
lieblichen Ausdruck, jenen finnigen, etwas träumerifchen, man möchte fagen
weltvergeffenen Zug trägt, der Veit fo vortrefflich gelingt und darum auch fo oft
bei ihm zu finden ifl. Nach diefer Leibung durfte er wohl werth erfcheinen,
das Paradies darzubellen.
Wenn er hierbei nun auch im allgemeinen die Eintheilung des Freundes
beibehielt, fo hat er doch einige einfehneidende Aenderungen getroffen, welche
fein Beflreben zeigen, fleh dem Dichter genauer anzufchliefsen. Cornelius, darin
dem zu verherrlichenden Dichter gleich, fcheut fleh nicht, dem eigenen Genius
zu folgen. So hatte er die Planetenfphären zufammengedrängt, um noch Raum
für das Empyraeum zu gewinnen, wo fleh jene herrlichen Geflalten des Adam
und Stephanus, des Mofes und Paulus befinden. Veit giebt dies auf und theilt
feinen Raum fo ein, dafs um das Mittelbild vier Felder fleh gliedern, den vier
Wänden entfprechend. Auf jedem der vier Bilder erfcheint Dante mit Beatrice,
zuerft auffleigend und von ihr geführt in die Sphäre des Mondes eintretend, mit
der in demfelben Rahmen die des Merkur vereint ifl. So folgen einander flets je
zwei Sphären verbunden: Venus und Sol, Mars und Jupiter, endlich Saturn und
die Zwillinge. Auch im einzelnen ifl Veit genauer: Konflantin, den Cornelius
in den Mars zu den gläubigen und frommen Kriegshelden gebellt hatte, mufs
in Uebereinbimmung mit Dante in den Jupiter zu den gerechten Herrfchern
treten. Im Mittelbilde felbb hatte Cornelius den kühnen Dichter an Kühnheit
überboten. Bei diefem ib die Wefenheit Gottes, des Urgrundes alles Dafeins
und der bewegenden Kraft desfelben, nur ahnungsvoll erfafst und wie mit heiliger
Scheu durch ein einziges Bild angedeutet, das, wie der Dichter fleh wohl be-
wufst ib, von der fonb fo bedeutenden plabifchen Kraft feiner Bilder weit ent-
fernt ib (Paradies, Gef. 33, 11$ fp Ueberfetzung von Streckfufs):
 
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