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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (4,1): Kunst und Künstler der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1886

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Valentin, Veit: Cornelius, Overbeck, Schnorr, Veit, Führich, 1, Jugendzeit in Rom
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https://doi.org/10.11588/diglit.36323#0371
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SCHNORR: DER HEILIGE ROCHUS.

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die gröfsere Zahl der vor dem Altäre Knieenden, welchen andrerfeits die
Gruppe von nur zwei Knieenden entfpricht, fo dafs hier die geringere Zahl der
Knieenden wiederum die gröfsere Zahl der hintereinander Stehenden ausgleicht
Hierin ifl nicht zu verkennen, dafs durch die ganze Darflellung ein ftreng
fchematihrender Zug geht, der ferner ganz befonders in der Vertheilung von
Hell und Dunkel hervortritt: durch den kräftigen, in regelmäfsiger Abwechslung
lieh ablöfenden Gegenfatz ifl die malerifche Wirkung des Bildes erhrebt. Wäh-
rend im fernflen Hintergründe Hell und Dunkel in zwei grofsen Maffen einander
entgegentreten, im Himmel und hellen Gewölk einerfeits, dem dunklen Walde
andrerfeits, theilen lieh diefe Maffen in immer mannichfaltiger abwechfelnde
Schichten, je weiter wir nach vorne blicken. Von dem das Centrum des Mittel-
grundes bezeichnenden Kruzifix aus bilden beleuchtete und im Schatten liegende
Abhänge links, Kirche, Klofler, Wald mit ihren Zwifchenräumen rechts die
einzelnen Stufen, welche zu reichfler Mannichlaltigkeit im Vordergründe in dem
regelmäfsigen Wechfel der heller und dunkler gehaltenen Gehchter der einzelnen
Perfonen lieh gehalten. Dabei wird das ganze Bild durch den dunklen Baum
rechts, die dunkle Architektur links wie in einem Rahmen zufammengehalten,
der Vordergrund fcharf durch eine helle Wand vom Mittelgründe gefchieden,
ohne dafs eine Durchfchneidung der Gelichter vorhanden wäre, oder, wo lie, wie
bei der knieenden Frau links, dem erhen behenden Mönche links eintritt, lieh
hörend bemerkbar machte, da die fchneidende Linie nur einerfeits lichtbar wird,
alfo mehr anhöfst als fchneidet. Im Mittelgründe fenken lieh die Anhöhen nach
der Mitte hin und gehatten fo den Blick in die Ferne des Hintergrundes, der
trotz feiner Entfernung die Bäume grün, das Laubwerk in feinher Ausführung
erfcheinen läfst, fo dafs von Luftperfpektive nicht die Rede ih. Diefe feine Aus-
führung heigert lieh aber zu miniaturartiger Behandlung in den Blumen des
Vordergrundes, in dem Nebenwerk, wie dem Korb der knieenden Frau rechts,
des Felles des daneben befindlichen Mannes, und erreicht ihren Höhepunkt in
der fcharfen charakterihifchen Durchführung der einzelnen Köpfe. Hier zeigt
lieh der junge Ktinhler bereits als d^n Meiher der Individualilirung, die ihn zum
Porträtihen fo fehr befähigte, wovon die jetzt in der Sammlung der K. K. Aka-
demie zu Wien befindlichen, zwifchen 1818 und 1824 enthandenen Porträtköpfe,
die auch um der dargehellten Perfönlichkeiten willen vom höchhen Interehe lind
— fo der Griechenmüller, Rtickert, Overbeck, Thorwaldfen, Marchefe Maflimi,
Freiherr vom Stein -— ein trefhliches Zeugnifs ablegen. Auch auf dem Rochus-
bilde hat er diefe Meiherfchaft im Porträtiren verwerthet: das Mädchen vor der
Kapelle ih die fpätere Gattin des Künhlers, der Mann rechts an der Eiche fein
Freund Friedrich vonOlivier. Nach dem durch diefe Bilder errungenen Erfolge war
feines Bleibens in Wien nicht mehr. Gerade zur rechten Zeit und licherlich
feiner eigenen Abficht entgegenkommend, erreichte ihn die Einladung des Bundes
der neudeutfehen Ktinhler in Rom, von denen Veit ihm bereits von Wien her
bekannt war. An ihn und Ferdinand von Olivier war der Ruf ergangen, in den
Kreis einzutreten, der zur Durchführung feines Kampfes tüchtiger Rekruten be-
durfte: er brachte noch den zweiten Bruder Olivier, Friedrich, als Verbündeten
mit, dem es gleich ihm gehattet war, dem Rufe auch äufserlich durch die Wan-
 
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