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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (4,1): Kunst und Künstler der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1886

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Valentin, Veit: Cornelius, Overbeck, Schnorr, Veit, Führich, 2, Blüthezeit in Deutschland
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https://doi.org/10.11588/diglit.36323#0424
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120 GLYPTOTHEKGEMÄLDE. DAS EINGREIFEN KÖNIG LUDWIGS.

heifsungen und Erwartungen nicht ganz entfprachen. So entfteht ein für Cornelius
ausfichtslofer und peinlicher Kampf für die Exiltenz feiner Kunkübung, in wel-
chem bittere Enttäufchung ihm nicht vertagt blieb. König Ludwig hat dabei
des Meifters Gröfse Rets erkannt und anerkannt: he liegt in der Kompoktion und
in der Zeichnung. Er hat aber auch deffen Schwäche mehr und mehr erkannt
und ihm demgemäfs die Zuweifung der malerifchen Ausführung nicht mehr aus-
fchliefslich überlaffen. Als 1827 Cornelius dem König vorfchlug die Loggien
der Pinakothek nach Art des Raffaelifchen Vorbildes ausmalen zu laffen und
zwar die Darkellung des Entwicklungsganges der bildenden Kunh als Grundmotiv
zu benutzen, ging Ludwig begeikert auf diefen Plan ein, und Cornelius erhielt
den Auftrag die Zeichnungen anzufertigen. Wenn er aber dabei annahm, dafs
die Ausmalung ihm und feinen Schülern zufallen würde — und in erher Linie
feinen Schülern zu Liebe hatte er den Vorfchlag gemacht —, fo hatte er hch
arg getäufcht. Der König übertrug die Ausmalung dem Profelfor Clemens Zim-
mermann, und auch die eindringlichken Verkeilungen des dadurch nicht nur
perfönlich gekränkten, fondern in feiner behen Wirkfamkeit als Lehrer geknickten
Meihers vermochten nichts zu ändern. Die Abkcht des Königs geht aus feinem
Schreiben vom 10. Nov. 1827 (bei Förher I. S. 4$$) aufs klarfte hervor. "Um
in diefe ganze Kompoktion Einheit zu bringen und ke zu einem ausgezeichneten
Kunkwerk zu machen« überträgt er die Zeichnungen an Cornelius; was aber die
Ausführung betrikt, fo giebt er ke Bum ebenfalls in diefen Theil des Unter-
nehmens die fo nöthige Einheit zu bringen« an Profekor Zimmermann, wwelcher
daneben in artikifcher Hinkcht in ketem Benehmen mit dem Erknder der Kom-
poktionen, von Cornelius ... zu bleiben hat.« Eben diefe Einheit fehlte in der
Glyptothek, und hier follte diefer Mangel vermieden werden. Dafs aber der
König feine monumentalen Werke als Gegenkand der Kund und nicht als Lern-
objekt für eine Malerfchule behandelte, kann ihm nicht verargt werden, und
ik kcher mehr die Folge eigener Einkcht als der Intriguen der perfönlichen
Gegner von Cornelius gewefen, zumal wenn man bedenkt, dafs andere minder
bedeutfame Vorfchläge des Meikers vom König angenommen und auch bereit-
willig feinen Schülern zur Ausführung überladen wurden. Dahin gehören die
Ausfchmückung des Holgartens mit 16 Fresken aus der bayerifchen Gefchichte
fowie die Bemalung der Decke des Odeonsfaales, und endlich die letzte Kon-
zefkon, welche der König dem Lehrer machte, die Ausmalung des Ifarthores.
Für die dem König jedoch offenbar näher am Herzen liegende Ausmalung des
Königsbaues wird fogar der Vorfchlag von Cornelius in feinem Grundgedanken
zurückgewiefen; nur zwei Zimmer werden ihm überladen, welche der durch diefes
Verfahren gekränkte Meiker feinen Schülern zuwies.
Aber noch ein anderer Umfchwung bahnte kch in diefem Jahre an. Corne-
lius ik feiner innerken Natur nach fymbolifcher KünRler. Von feinen Schülern
aber hat, wie es fcheint, nur einer diefe gröfste Seite des Meikers mit vollem
Verkändnifs erfafst und, freilich mit geringerem Können und mit entfchiedener
Hinneigung zu naturalikifcher Auffaffung, fortzubilden gefucht, C. Hermann, der
daher dem Meiker auch näher kand als die andern und von ihm durch die An-
bietung der Bruderfchak geehrt wurde. Die anderen dagegen wendeten kch
 
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