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Einleitung

1. Entwicklung der Stadt Wetzlar

1.1.1 Vorgeschichte

Wetzlar, am Zusammenfluss von Lahn und Dill gelegen, markiert den Be-
ginn des nördlichen Weilburger Lahntals. Entstanden an einer Furt über
die Lahn, erstreckt es sich entlang eines Hanges von 147 bis 193 m Höhe,
umgeben von Hügelketten mit erzhaltigem Gestein.
Die Kernstadt mit Stift und Markt erhebt sich am linken Lahnufer zwi-
schen dem Wetzbach und dem tief eingeschnittenen Haarbachtal.
Funde bearbeiteter Tierknochen sowie von Steinwerkzeugen belegen eine
Besiedelung des Wetzlarer Raumes bereits im Paläolithikum, etwa
10.000 v. Chr. In die jüngere Steinzeit (25 00-1800 v. Chr.) wird ein Fund
in Naunheim bestehend aus Beilen, Hämmern und Pflugscharen sowie
ein weiterer Scherbenfund in der Nähe von Aßlar datiert. Aus der Hall-
stattzeit, etwa 800-450 vor Chr., sind in der Gegend um Wetzlar etwa 900
Hügelgräber erhalten, wovon 14 in der Gemarkung von Hermannstein lie-
gen. Diesem Zeitalter wird auch ein Depotfund bei Steindorf zugeordnet,
bei welchem es sich vermutlich um Gegenstände eines Bronzegießers
oder Schmiedes handelt.
In der Zeit um 500 v. Chr. wurde die Region durch Kelten besiedelt, die
auf dem Dünsberg eine Fluchtburg angelegt hatten. Wohl aus dieser Zeit
stammt eine Vorratsgrube, bestehend aus Gefäßteilen und einem Reib-
stein.
Nach der Vertreibung der Kelten durch germanische Völker entstanden
fränkische Siedlungen, die für das 7. Jahrhundert im Bereich der heutigen
Hofstatt nachgewiesen werden konnten. Flurnamen wie Hofstatt und Sil-
hofen lassen hier schon einen fränkischen Königshof vermuten.
Ursache der mittelalterlichen Siedlungsentstehung ist die günstige Lage
im Schnittpunkt des Fernweges von Frankfurt nach Köln mit der durch
das Lahntal ziehenden Straße von Koblenz über Weilburg nach Gießen.
Den ältesten nachweisbaren Kern der späteren Stadt bildet die Salvator-
kirche, die 897 von Bischof Rudolf von Würzburg geweiht wurde und
später im Marienstift aufging. Der Bischof gehörte dem Geschlecht der
Konradiner an, die im 9. Jahrhundert von der unteren Lahn kommend in
den hessischen Raum vordrangen. In Weilburg begründeten sie ihr Fami-
lienstift und errangen die Grafenrechte an der mittleren Lahn.
Die Errichtung des Marienstiftes erfolgte im Zusammenhang mit den
Stiftungen der Konradiner in Limburg (910) und Weilburg (vor 912).
1.1.2 Die Reichsstadt im Mittelalter
In der Zeit zwischen 897 und der Mitte des 12. Jahrhunderts entstand im
Stiftsbezirk um die Kirche herum eine Siedlung, die urkundlich erstmals
1141 erscheint. Die eigentliche Geschichte der Reichsstadt Wetzlar be-
ginnt jedoch erst in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Seit der
Gründung des Stifts übten die Konradiner hier wie auch im übrigen Lahn-
gebiet die Herrschaftsrechte aus. Durch Erbfall gingen diese Rechte an
das Grafenhaus der Gleiberger über, deren Geschlecht in der zweiten
Hälfte des 12. Jahrhunderts ausstarb, so dass die Besitzungen an das
Reich zurückfielen.
Durch das Erlöschen des Gleiberger Grafenhauses wurde es Kaiser Fried-
rich Barbarossa möglich, auch im Wetzlarer Raum auf Königsgut und al-
te königliche Rechte zurückzugreifen, um damit eine Neugestaltung der
territorialen Verhältnisse in seinem Sinne vorzunehmen.
Ansatzpunkte Friedrich Barbarossas waren die Präsentationspflicht des
Stiftspropstes und die Reichsvogtei Wetzlar, mittels derer er sich den di-


Ersterwähnung Wetzlars 1142

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