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Grenzsteine
Außer den Gedenksteinen und Denkmälern verfügt die
Stadt noch über eine weitere Gruppe schützenswerter
Kleindenkmale, die Grenzsteine. Aufgrund der Gemen-
gelage unterschiedlicher Landesherrschaften im Umfeld
der Reichsstadt Wetzlar blieb eine Vielzahl von Grenz-
steinen erhalten, die zum Teil noch heute aktuelle Gemar-
kungsgrenzen markieren.
Die ältesten erhaltenen Steine entstammen dem ausge-
henden 18. Jahrhundert. Namenskürzel der jeweiligen
Herrschaften, zum Teil Datierungen und eine fortlaufen-
de Nummerierung, die durch den Verlust von Steinen in
den vergangenen Jahrhunderten nicht mehr vollständig
erfahrbar ist, geben den in situ erhaltenen Steinen zusam-
men mit der auf der Oberfläche angebrachten Weisung
(dem Verlauf der Grenzlinie) ihre historische Bedeutung.
Die historische Aussage des Steines ist daher direkt an
den Standort gebunden und erlischt, wenn der Stein ver-
setzt wird.
Insbesondere die Territorienabgrenzungen zwischen Hes-
sen-Darmstadt (HD) und Nassau-Weilburg (NW) sowie
den unterschiedlichen Linien der Familie Solms, hier vor
allem Solms-Braunfels (SB), lassen sich bis heute an den
Grenzen der eingemeindeten Vororte optisch noch gut

nachvollziehen. Nach 1815 fielen große Teile des Wetzla-
rer Umlandes an das Königreich Preußen, das schon bald
darauf mit der Vermessung und Abgrenzung seiner neuen
Territorien begann. Zum Teil wurden alte Grenzsteine
weiterverwendet und lediglich mit neuen Hoheitszeichen
(KP) versehen, vielfach wurden jedoch neue, im Ver-
gleich zu den älteren, schlankere Steine gesetzt, die seit-
her die territorialen Grenzen zwischen Preussen und hier
besonders dem Großherzogtum Hessen (GH) anzeigen.
Die Gemarkungskarte aus den Jahren 1885/86 zeichnet
den Grenzverlauf zweier preussischer Gemeinden auf:
Der Stadt Wetzlar, hier vertreten durch den Ortsteil Büb-
lingshausen, und der Dorfgemeinde Münchholzhausen.
Ein Jahrhundert zuvor trennte diese Linie noch zwei
deutsche Staaten - die Reichsstadt Wetzlar von der gräf-
lich solmsischen Exklave Münchholzhausen. Der Karten-
ausschnitt gibt die heute vorhandenen Grenzsteine wie-
der, die in dieser Häufigkeit nur noch selten anzutreffen
sind. Die Steine aus grauem Kalkstein besitzen unter-
schiedliche Maße und Formen sowie auffallend verschie-
dene Schriftarten. Die Münchholzhauser Seite trägt die
Buchstaben SB, darunter die Steinzählung, die Wetzlarer
Seite zeigt die Buchstaben BG für Büblingshausen.


Grenzstein von 1776 zwischen den Gemarkun-
gen Münchholzhausen (SB-NO-IO) und Büb-
lingshausen (BG-NO-IO)



Dreieckstein zwischen Garbenheim (NW-NO-1), Dorlar (NW) und Münchholzhausen (MH)

Kartenausschnitt: Gemarkung Wetzlar Nr. 995, Flur 37.


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