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tig mit der Neuerrichtung des Kopfbaus im
späten 18. Jh. aufgesetzte Zwerchhaus kehrt
in gleicher Ausformung an der Südfassade
am Ölschlägern wieder. Auf dieser nicht un-
terkellerten Haushälfte hat das Erdgeschoß
noch seine alte Höhe; an dem auch hier leicht
vorkragenden Obergeschoß sind die Knag-
gen entfernt, und kräftige Fußstreben stehen
auf der Stockwerkschwelle, die auf ihrer gan-
zen Länge einen Inschriftenzug mit Besitzer-
angabe trägt, der wahrscheinlich der Umbau-
phase des 18. Jh. entstammt.
Die gleiche Besitzerangabe mit der Jahres-
zahl „1646“ findet sich auf der Stockwerk-
schwelle des zweistöckigen, fünfachsigen
Fachwerkhauses Langedammstraße 11. Das
Erdgeschoß mit neuer Eingangstür und vier
kleinen Schaufenstern ist massiv ersetzt, das
Holzgerüst des 17. Jh. im Obergeschoß hat
sich stark nach rechts abgesenkt. Das Dach
ist wohl in der 1. Hälfte des 18. Jh., als der
Fassade das Zwerchhaus aufgesetzt wurde,
erneuert worden. In dieser Zeit erhielt die
Dachfläche auch die querliegende Zäsur,
eine bei Dachumbauten des 18. Jh. häufige
Sonderform, die das Erscheinungsbild eines
damals modernen Mansarddaches vortäu-
schen sollte. Den westlichen Abschluß deran
der Langedammstraße noch erhaltenen kur-
zen Zeile von Fachwerkbauten bilden zwei
Beispiele wohl aus der Mitte des 19. Jh.,
Langedammstraße 12 und 13. Es sind frühe
und in Braunschweig heute nur noch in weni-
gen Exemplaren vorhandene Mietshausbau-
ten, die, wie in diesem Falle 1902, im Erdge-
schoß Ladeneinbauten erhielten, die bei
Haus Nr. 12 noch weitgehend im ursprüngli-

chen Zustand erhalten sind. Die beiden drei-
geschossigen Häuser sind in ihrer Konstruk-
tionsweise gleich behandelt: gleichmäßig ge-
reihte Doppelständer zwischen breiteren Ge-
fachen mit hochrechteckigen Fenstern und
einseitigen Fußstreben in den Brüstungsfel-
dern. Profilierte Hölzer verdecken gesimsar-
tig die Köpfe der Stockwerksbalkenlagen.
Während die Fassade von Haus Nr. 12 mit sie-
ben Fensterachsen um die mittige Symme-
trieachse entwickelt ist, ist bei Nr. 13 mit nur
vier Achsen das Zwerchhaus bündig mit der
linken Gebäudekante errichtet. Zu beiden
Häusern wurden auf den rückwärtigen
Grundstücksteilen am Ölschlägern in der 2.
Hälfte des 19. Jh. HinterhäusermitWohn-und
Geschäftsnutzung errichtet. Diese heute un-
ter den Adressen Ölschlägern 9 und 10 ge-
führten Häuser sind dreigeschossig, wobei
das ältere, 1869 errichtete noch in einer
schlichten Fachwerkkonstruktion unter Pult-
dach ausgeführt ist. Das Holzgerüst der Stra-
ßenfassade ist auch hier um eine Mittelachse
zentriert und mit Doppelständern, unter-
schiedlichen Gefachbreiten und Fenstergrö-
ßen sowie Andreaskreuzen in den Eckinter-
vallen in eine geschlossene Form gebracht.
Ölschlägern 9, das ehemalige Hinterhaus von
Langedammstraße 13 ist als unterkellerter
Rohziegelbau erst 1884 errichtet. Einziger
Schmuck des anspruchslosen Baues sind die
hervorgehobenen Sohlbankgesimse und die
aus Formsteinen gemauerten Fensterleibun-
gen. Die Nutzung als Wohn- und Geschäfts-
bau ist die ursprüngliche - die Erschließung
der oberen Wohnetagen erfolgt nach wie vor
über das Vorderhaus.

Derweitere Verlauf des Ölschlägern, vom Ak-
kerhof nach Osten auf das ehemalige Magni-
torzu, hieß noch um die Mitte des 19. Jh. „Am
Magnikirchhofe“, nach dem alten Friedhof
der Magnigemeinde, dessen einstiges Areal
mit der heutigen Platzfläche südlich der St.
Magnikirche identisch ist. Bereits im Laufe
des 18. Jh. war die alte Begräbnisstätte auf-
gelassen und zu einem mit Linden bepflanz-
ten Platz umgestaltet worden. Von den ersten
Begräbnissen auf dem neu hergerichteten
Friedhof vor den Toren der Stadt bei St. Leon-
hard wird um 1720 berichtet.
Auf der Nordseite des Ölschlägern, zwischen
Ackerhof und ehemaligem Magnikirchhof,
reiht sich eine Gruppe von fünf Fachwerkhäu-
sern unterschiedlichen Alters und Erhal-
tungszustandes (Ackerhof 1, Ölschlägern 11,
12, 13 und 14/15), die das an dieser Stelle
noch historisch geprägte Straßenbild stark
mitbestimmen und zusammen mitden beiden
Häusern Magnikirchstraße 5 und 6 einen zu-
sammenhängenden Komplex bilden, dessen
Ostabschluß mit seinem unregelmäßigem
Fachwerkgefüge die westliche Begrenzung
des ehemaligen Kirchhofes bildet.
Auf Kerbknaggen gestützt kragt die mit einem
Treppenfries verzierte Saumschwelle des
Obergeschosses von Ackerhof 1 vor -
Schmuckformen, die die Grundsubstanz des
Gebäudesin dieZeitum 1500 datieren, wobei
spätere Erneuerungen die Hausfront erheb-
lich verändert haben. Die ersten Ladenein-
bauten im Erdgeschoß dürften bereits im 19.
Jh. erfolgt sein. Als ehemaliges Seitenge-
bäude eines auf großem Grundstück u-förmig

Ölschlägern 13,1588


Magnikirchstr. 6, um 1730


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