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Friesenstraße mit dem Magnitorwall verband.
Heute hat der 1870 errichtete Bau der Bürger-
schule die Adresse Georg-Eckert-Straße 1.
Es ist ein langgestreckter, zweigeschossiger
Rohziegelbau auf einem niedrigen Quader-
sockel, dessen ursprünglich nach Knaben
und Mädchen getrennte Klassenzimmerflü-
gel von einem zentralen Mittelbau über na-
hezu quadratischem Grundriß abgehen.
Ganz im Kreuzverband gemauert, hat nur das
Erdgeschoß eine schmückende Horizontal-
gliederung in Form mehrerer Läuferschichten
aus dunkel glasierten Ziegeln sowie einen im
Zierverband gemauerten Quadratfries als
oberen Geschoßabschluß. Das Dachgesims
ist als Konsolfries ausgebildet und umzieht
das Gebäude auf den damals wie heute nach
Norden wirkenden Schauseiten. Mit gestalte-
rischen Details stärker akzentuiert ist der Mit-
telbau, dessen Portal- und Fensteröffnungen
neugotische Formen verwenden: spitzbo-
gige Portalöffnungen mit eingestellten Sand-
steindoppelsäulen führen in eine rippenge-
wölbte Vorhalle in der die separaten Eingänge
für die jeweiligen Klassentrakte lagen, links
für die Knaben und rechts für die Mädchen.
Heute ist nur noch einer dieser Eingänge ge-
öffnet. Übereckgestellte Strebepfeiler fassen
beide Geschosse des Mittelbaues zusam-
men, derim Obergeschoß hintereiner Dreier-
gruppe von Spitzbogenfenstern mit dazwi-
schenliegenden, sgraffittobemalten Blendni-
schen einen Saal enthält. Ohne die Symme-
trie und die Geschlossenheit der Fassade zu
verändern ist wahrscheinlich bald nach Voll-
endung des Baues der Westtrakt fast auf die
doppelte Nutzungsfläche verbreitert worden,
so daß der ursprünglich auch im Grundriß
symmetrische Entwurf schon früh seine
strukturelle Klarheit verlor, die den realen
Raumbedürfnissen wohl nicht ausreichend
angepaßt war.
Nördlich des heute nicht mehr existierenden
Schulweges lag bis zu ihrer Zerstörung 1944
die nach Süden ausgerichtete, katholische St.
Nikolaikirche. Zwischen 1710 und 1712 von
Hermann Korb errichtet, war sie ein großen-
teils in Fachwerk erstellter Bau, von dem
einige Werksteinfragmente (Portal- und Fen-
sterrahmungen) nach dem Kriege in die
Nordwand des Gebäudes des Männerturn-
vereines, Güldenstraße 11/12 vermauert
wurden (s. dort). Der Zugang zur Kirche, die
mit einer Pfarrerwohnung und einer Gemein-
deschule verbunden war, erfolgte im 18. Jh.
von der Friesenstraße her, durch das Barock-
portal, das auch heute noch das Gelände von
Westen erschließt und sich als einziges Relikt
der Anlage des frühen 18. Jh. an Ort und
Stelle erhalten hat. Zwischen den Gebäuden
Friesenstraße 49 und 51 öffnet es sich mit ei-
ner flach geschichteten Rahmenarchitektur
aus parallel gestellten Doppelpilastern, Archi-
trav und gesprengtem Dreiecksgiebel mit ein-
gestelltem Kreuz. Die Portalöffnung selbst hat
eine korbbogige Rahmung und über dem
zweiflügeligen Tor eine geschlossene Bo-
genfüllung, gearbeitet als kassettierte Stein-
platte und getragen von einem profilierten
Torsturz.
Auf dem Gelände dieses katholischen Ge-
meindezentrums, das 1711 von dem zum Ka-
tholizismus übergetretenen Herzog Anton

Friesenstr. 49, Hofportal 1710/12, Architekt H. Korb



Friesenstr. 50, ehern. Schulgebäude, 1865 und 1874

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