die im Osten und Westen abgerundete Form
gebracht, die er auch heute noch zeigt und in
der Platzmitte mit einem Siegesdenkmal aus-
gestattet, das, auf einem Sockel mit Szenen
aus dem Soldatenleben, Germania als Sie-
gesgöttin darstellte. Damals erfolgte auch die
Umbenennung dieses Platzteiles in „Sieges-
platz“. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges
wurden die Eisenteile des Denkmales einge-
schmolzen und der Rest der Anlage demon-
tiert. Mit der neuen Verkehrsführung in den
fünfziger und sechziger Jahren und der Ein-
richtung der südlichen Kerntangente wurde
der jetzt wieder Lessingplatz genannte Grün-
bereich mehr oder weniger zu einer großen
Verkehrsinsel, die in der Mitte zusätzlich von
einer Straßenbahntrasse durchschnitten
wird.
Bis in die sechzigerJahre des 19. Jh. waren
der „Tummelplatz“ und der neu gestaltete
„kleine“ Lessingplatz, die mit ihren Westseiten
damals noch an die hier offen in die Stadt
hineinfließende Oker stießen, auf der Nord-
seite noch ohne Bebauung. In dem Winkel,
den die beiden Plätze hier bilden, lagen Gär-
ten, die ehemals zum Aegidienkloster gehör-
ten und die erst ab 1866 parzelliert und als
Bauplätze ausgewiesen wurden. Als erstes
Haus entstand hier 1866 das dreigeschos-
sige freistehende Wohnhaus Lessingplatz 9,
in spätklassizistischen Formen, mit Walm-
dach und einem wohl etwas jüngeren Anbau
an der Ostseite. Das ursprünglich mit Rund-
bogenfenstern ausgestattete Erdgeschoß
wurde 1955 modernisiert und mit Naturstein-
platten verkleidet.
1872 folgte das in neugotischem Stil und in
Anlehnung an die Hannoversche Schule er-
richtete Wohnhaus Lessingplatz 11. Über un-
regelmäßigem Grundriß aufgeführt, bildet
der gelb-graue Rohziegelbau zum Lessing-
platz hin eine zentrierte Fassade aus, an der
die mittleren drei Fensterachsen in einem fla-
chen Risalit und unter einem Zwerchgiebel
zusammengerückt sind. Das Gebäude ist un-
terkellert und ruht auf einem Sandsteinqua-
dersockel. Ein spitzbogiger Blendgiebel mit
Rundfenster sowie Formsteinziegelmuster
an Sohlbänken und Dachgesims sind der
einzige Schmuck des heute stark überwach-
senen Hauses, dessen Dach mit niedriger
Drempelzone ebenfalls zu Wohnzwecken
ausgebaut ist.
Auf einen Entwurf von C. Müller geht die da-
zwischenliegende ehemalige Villa Lessing-
platz 10 zurück, in der heute das Stadtgarten-
amt untergebracht ist. 1873 als Direktorenvilla
errichtet, zeigt der Bau einen sehr klaren
Grundriß, bestehend aus zwei schmalen, pa-
rallel angeordneten Baukörpern und einem
auf der Vorder- und Rückseite leicht zurück-
springenden Verbindungsbau, in dem das
Treppenhaus untergebracht ist. Die überwie-
gend rundbogigen Fenster sind in fein bear-
beitete Sandsteinrahmen und Felderungen
eingelassen, deren Formen Vorbilder aus der
italienischen Frührenaissance verarbeiten
und in einem dezent abgestuften Kontrast
zu dem gelben Ziegelmauerwerk der übrigen
Mauerflächen stehen. 1888 erfolgte der drei-
geschossige Anbau an der Nordwestecke,
der ursprünglich als Altan mit Dachterrasse
und vorgelegten Baikonen in Eisenkonstruk-
tion ausgeführt war, heute jedoch nur noch
in vereinfachter Form und mit zum Teil ver-
mauerten Öffnungen vorhanden ist.
Erst 1894/95 entstand als jüngster Baukom-
plex an der Nordseite des „großen“ Lessing-
platzes auf dem umfangreichen Eckgrund-
stück dem „kleinen“ Lessingplatz gegenüber,
die dreigeschossige Wohnbebauung Les-
singplatz 6, Z 8, die als Ziegelbauten mit rei-
chem figürlichem und vegetabilem Putz-
schmuck von dem Bauunternehmer Chr.
Heineke errichtet wurden. Von den drei an-
einander gebauten Häusern sind die beiden
Eckhäuser Nr. 6 und 71894 erbaut und in
den Formen der Neorenaissance nahezu
identisch durchgebildet, während Nr. 8 als
einachsiger Anbau erst 1895 der zum „gro-
ßen“ Lessingplatz ausgerichteten Front an
der Ostflanke angefügt wurde. Dieser Annex
war als ein die Fassade abschließender Risa-
lit mit Zwerchgiebel ausgebildet und hatte im
ersten Obergeschoß, an der Stelle des später
hinzugefügten viel zu schweren Erkers, einen
Balkon mit filigranem Eisengeländer. Die für
alle drei Bauten ursprünglich einheitlich mit
barockisierenden Lukarnen, Ziergiebeln und
Wetterfahnen ausgestaltete Dachregion erlitt
während des Zweiten Weltkrieges Schäden
und ist danach in sehr unterschiedlicher
Weise erneuert worden.
VILLA „SALVE HOSPES“
(Lessingplatz 12)
Während die Nordseite des Lessingplatzes
erst in der 2. Hälfte des 19. Jh. architektonisch
gefaßt und städtebaulich mit der Innenstadt
verklammert wurde, war die Südseite, an der
Nahtstelle zwischen Stadt und freier Land-
schaft, schon bald nach Schleifung des ba-
rocken Bastionensystems als idealer Ort für
die Anlage eines vorstädtischen Landsitzes
in der Art palladianischer Villen genutzt wor-
den. Mit dem Kaufmann Dietrich Wilhelm
Krause als Auftraggeber und Peter Joseph
Krähe als dem entwerfenden Architekten
entstand mit Villa und Park „Salve Hospes“
(Lessingplatz 12) ein Anwesen, dessen typo-
logische und architekturhistorische Ausfor-
mung über die Grenzen Braunschweigs hin-
aus von Bedeutung ist.
Das ein ehemaliges Bollwerk umfassende
weitläufige Gelände war zur Bauzeit (1805-
08) im Norden von dem Promenadenarm
des heutigen Augusttorwalles sowie von der
ganzen Fläche des damals noch Gänsewin-
kel genannten Lessingplatzes begrenzt, der
im Westen an dem hier in die Stadt eintreten-
den Hauptarm der Oker endete. Das sich
nach Süden hin sanft zur Okerniederung ab-
senkende Grundstück hatte ursprünglich
seine natürliche Begrenzung in der Flußga-
bel, die aus dem heute größtenteils verrohrt
fließenden Hauptarm der Oker und dem öst-
Lessingplatz 11, Wohnhaus, 1872 Lessingplatz 6,7, 8,1894/95, Architekt C. Heineke
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gebracht, die er auch heute noch zeigt und in
der Platzmitte mit einem Siegesdenkmal aus-
gestattet, das, auf einem Sockel mit Szenen
aus dem Soldatenleben, Germania als Sie-
gesgöttin darstellte. Damals erfolgte auch die
Umbenennung dieses Platzteiles in „Sieges-
platz“. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges
wurden die Eisenteile des Denkmales einge-
schmolzen und der Rest der Anlage demon-
tiert. Mit der neuen Verkehrsführung in den
fünfziger und sechziger Jahren und der Ein-
richtung der südlichen Kerntangente wurde
der jetzt wieder Lessingplatz genannte Grün-
bereich mehr oder weniger zu einer großen
Verkehrsinsel, die in der Mitte zusätzlich von
einer Straßenbahntrasse durchschnitten
wird.
Bis in die sechzigerJahre des 19. Jh. waren
der „Tummelplatz“ und der neu gestaltete
„kleine“ Lessingplatz, die mit ihren Westseiten
damals noch an die hier offen in die Stadt
hineinfließende Oker stießen, auf der Nord-
seite noch ohne Bebauung. In dem Winkel,
den die beiden Plätze hier bilden, lagen Gär-
ten, die ehemals zum Aegidienkloster gehör-
ten und die erst ab 1866 parzelliert und als
Bauplätze ausgewiesen wurden. Als erstes
Haus entstand hier 1866 das dreigeschos-
sige freistehende Wohnhaus Lessingplatz 9,
in spätklassizistischen Formen, mit Walm-
dach und einem wohl etwas jüngeren Anbau
an der Ostseite. Das ursprünglich mit Rund-
bogenfenstern ausgestattete Erdgeschoß
wurde 1955 modernisiert und mit Naturstein-
platten verkleidet.
1872 folgte das in neugotischem Stil und in
Anlehnung an die Hannoversche Schule er-
richtete Wohnhaus Lessingplatz 11. Über un-
regelmäßigem Grundriß aufgeführt, bildet
der gelb-graue Rohziegelbau zum Lessing-
platz hin eine zentrierte Fassade aus, an der
die mittleren drei Fensterachsen in einem fla-
chen Risalit und unter einem Zwerchgiebel
zusammengerückt sind. Das Gebäude ist un-
terkellert und ruht auf einem Sandsteinqua-
dersockel. Ein spitzbogiger Blendgiebel mit
Rundfenster sowie Formsteinziegelmuster
an Sohlbänken und Dachgesims sind der
einzige Schmuck des heute stark überwach-
senen Hauses, dessen Dach mit niedriger
Drempelzone ebenfalls zu Wohnzwecken
ausgebaut ist.
Auf einen Entwurf von C. Müller geht die da-
zwischenliegende ehemalige Villa Lessing-
platz 10 zurück, in der heute das Stadtgarten-
amt untergebracht ist. 1873 als Direktorenvilla
errichtet, zeigt der Bau einen sehr klaren
Grundriß, bestehend aus zwei schmalen, pa-
rallel angeordneten Baukörpern und einem
auf der Vorder- und Rückseite leicht zurück-
springenden Verbindungsbau, in dem das
Treppenhaus untergebracht ist. Die überwie-
gend rundbogigen Fenster sind in fein bear-
beitete Sandsteinrahmen und Felderungen
eingelassen, deren Formen Vorbilder aus der
italienischen Frührenaissance verarbeiten
und in einem dezent abgestuften Kontrast
zu dem gelben Ziegelmauerwerk der übrigen
Mauerflächen stehen. 1888 erfolgte der drei-
geschossige Anbau an der Nordwestecke,
der ursprünglich als Altan mit Dachterrasse
und vorgelegten Baikonen in Eisenkonstruk-
tion ausgeführt war, heute jedoch nur noch
in vereinfachter Form und mit zum Teil ver-
mauerten Öffnungen vorhanden ist.
Erst 1894/95 entstand als jüngster Baukom-
plex an der Nordseite des „großen“ Lessing-
platzes auf dem umfangreichen Eckgrund-
stück dem „kleinen“ Lessingplatz gegenüber,
die dreigeschossige Wohnbebauung Les-
singplatz 6, Z 8, die als Ziegelbauten mit rei-
chem figürlichem und vegetabilem Putz-
schmuck von dem Bauunternehmer Chr.
Heineke errichtet wurden. Von den drei an-
einander gebauten Häusern sind die beiden
Eckhäuser Nr. 6 und 71894 erbaut und in
den Formen der Neorenaissance nahezu
identisch durchgebildet, während Nr. 8 als
einachsiger Anbau erst 1895 der zum „gro-
ßen“ Lessingplatz ausgerichteten Front an
der Ostflanke angefügt wurde. Dieser Annex
war als ein die Fassade abschließender Risa-
lit mit Zwerchgiebel ausgebildet und hatte im
ersten Obergeschoß, an der Stelle des später
hinzugefügten viel zu schweren Erkers, einen
Balkon mit filigranem Eisengeländer. Die für
alle drei Bauten ursprünglich einheitlich mit
barockisierenden Lukarnen, Ziergiebeln und
Wetterfahnen ausgestaltete Dachregion erlitt
während des Zweiten Weltkrieges Schäden
und ist danach in sehr unterschiedlicher
Weise erneuert worden.
VILLA „SALVE HOSPES“
(Lessingplatz 12)
Während die Nordseite des Lessingplatzes
erst in der 2. Hälfte des 19. Jh. architektonisch
gefaßt und städtebaulich mit der Innenstadt
verklammert wurde, war die Südseite, an der
Nahtstelle zwischen Stadt und freier Land-
schaft, schon bald nach Schleifung des ba-
rocken Bastionensystems als idealer Ort für
die Anlage eines vorstädtischen Landsitzes
in der Art palladianischer Villen genutzt wor-
den. Mit dem Kaufmann Dietrich Wilhelm
Krause als Auftraggeber und Peter Joseph
Krähe als dem entwerfenden Architekten
entstand mit Villa und Park „Salve Hospes“
(Lessingplatz 12) ein Anwesen, dessen typo-
logische und architekturhistorische Ausfor-
mung über die Grenzen Braunschweigs hin-
aus von Bedeutung ist.
Das ein ehemaliges Bollwerk umfassende
weitläufige Gelände war zur Bauzeit (1805-
08) im Norden von dem Promenadenarm
des heutigen Augusttorwalles sowie von der
ganzen Fläche des damals noch Gänsewin-
kel genannten Lessingplatzes begrenzt, der
im Westen an dem hier in die Stadt eintreten-
den Hauptarm der Oker endete. Das sich
nach Süden hin sanft zur Okerniederung ab-
senkende Grundstück hatte ursprünglich
seine natürliche Begrenzung in der Flußga-
bel, die aus dem heute größtenteils verrohrt
fließenden Hauptarm der Oker und dem öst-
Lessingplatz 11, Wohnhaus, 1872 Lessingplatz 6,7, 8,1894/95, Architekt C. Heineke
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