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Duhn, Friedrich von; Jacobi, Louis
Der griechische Tempel in Pompeji; Nebst einem Anhang : Über Schornsteinanlagen und eine Badeeinrichtung im Frauenbad der Stabianer Thermen in Pompeji — Heidelberg, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.1420#0006
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Der „grieehifehe" Tempel in Pompeji.

I. Einleitung.

-n der Gefchichte Pompeji's nicht nur, fondern in derjenigen Campaniens über-
haupt ift der fogenannte grieehifehe Tempel auf dem Foro triangolare ein
Räthfel; ein Räthfel durch fein Alter, durch feine Lage, die mehr noch durch
den Gang der benachbarten Stadtmauer, als durch die übrige ftädtifche Raum-
vertheilung ringsum bedingt erfcheint, fchließlich durch feine frühzeitige Zer-
ftörung und die damit zufammenhängenden Unregelmäßigkeiten der Cellabildung.

Nirgends fonft in oder bei Pompeji ift bis jetzt ein Gebäude oder ein Gegenftand, wäre
es auch nur eine Vafenfcherbe oder eine Münze, gefunden worden, welche geeignet wäre, uns
für ftädtifche Anfiedelung an diefer Stätte über die erfte Erwähnung Pompeji's in der Gefchichte,
das Jahr 310 v. Chr.1), hinaufzuführen2): übertriebene Vorftellungen dagegen von einer aller-
orten gleichartigen Entwickelung der dorifchen Bauweife waren für Manche Veranlaffung, den
Tempel dem fechften Jahrhundert, fogar noch älterer Zeit, zuzufchreiben.

Die Axe des Tempels fleht im Widerfpruch zu der Richtungslinie aller Straßen und
Bauten feiner Nachbarfchaft. Wer bewußte Planmäßigkeit der erften Stadtanlage annimmt, wird
die Axe des Tempels ftörend empfinden und fich leicht genöthigt fehen, zur Orientirungstheorie
feine Zuflucht zu nehmen. Auch wer diefe Anfchauungen nicht zu theilen vermag, wird fleh mit
Recht verwundern über das merkwürdige Verhältniß zwifchen Tempel und umgebendem Platz
und über die Ausgleichverfuchc zwifchen Tempelaxe und den fpäteren Baulinien, zu denen in
der «Tuffperiode» die pompejanifchen Baumeifter gedrängt wurden.

Bis auf den erft durch vielfaches Zufammenflicken mühfam in feiner Form erhaltenen
Unterbau, ein paar Mauerquadern und Säulenftücke ift der Tempel zerftört; diefe Zerftörung
war bereits bei der Auffindung 1767 eine vollendete Thatfache5). Die im erften Fundbericht
 
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