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Duhn, Friedrich von; Jacobi, Louis
Der griechische Tempel in Pompeji; Nebst einem Anhang : Über Schornsteinanlagen und eine Badeeinrichtung im Frauenbad der Stabianer Thermen in Pompeji — Heidelberg, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.1420#0010
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DER ALTE TEMPEL. DAS ERHALTENE.

0,17 m, im Maximum 0,20 m beträgt; diefelbe ift dem Tempel vorgelegt (nicht eingehauen),
wie bei den Tempeln E und A der jüngeren Gruppe in Selinus. '

Die Länge des Stylobats, von Oberftufe zu Oberftufe gemeffen, beträgt 27,17 m (beab-
sichtigt auf 27,50 m= 100 «italifche» Fuß), die Breite an der Weftfront 17,20 m, an der Oftfront
17,22 m (um 0,70—72 m das Maß von 60 «ital.» Fuß überfchreitend).

Auf dem Unterbau erhebt lieh nicht ganz genau in der Mitte10) die Cella, deren Grundriß
in vergrößertem Maßftab Tafel III giebt'1). Die Länge der Cella beträgt nach äußeren Maßen
14,70 m, die Breite etwa 6,40 m, nach inneren Maßen 13,25 m (50 «italifche» Fuß beabfichtigt)
X 4,88 m, alfo annähernd ein Verhältniß wie 2:1. Sie zerfällt in einen fehr tiefen Pronaos und die
eigentliche Cella. Auffällig find an der Wandbildung die weit über die Stirnmauer hervortretenden
Anten, eine Erfcheinung, die fich auch bei andern weftgriechifchen Bauten, fowie an pompejanifchen
Tempeln aus fpäterer Zeit (Apollon- und Iuppitertempel) zeigt. Sie waren allerdings nur noch in
den Fundamenten erhalten, und mußte aus diefen eine ungefähre Größe reftaurirt werden. Renard
fcheint, feinem Plan zufolge, noch mehr davon geiehen zu haben.

Der urfprüngliche Fußboden beftand zunächft aus einer Unterlage (0,14 m) von hell-
grauem Mörtel (Kalk mit Tufferde gemifcht), darüber eine Lage (etwa 0,03 m) von grauem
Kalkmörtel mit Lavafand, oben darauf (0,03 m) Ziegelftücke mit weißem Kalk (opus Signinum);
auch diefe Eigentümlichkeit war dem Tempel vielleicht mit ficilifchen Tempelbauten gemeinfam12).
Ein Stück derfelben ift in der Ecke bei S erhalten.

An der nördlichen Außenfeite der Cella befand fich ein etwa 3 m langes Stück Mauer
(f. Taf. II und III; vgl. auch Taf. V, Fig. III), das wohl ein Poftament für ein Bildwerk gewefen
fein dürfte13). Die hintere Kante der oberften Schicht war in der Mitte abgefaft; warum, ift nicht
klar; vielleicht lag der Stein nicht mehr auf der alten Stelle. Das Ganze war mit Stuck bekleidet.
Spuren find erhalten bei S Taf. V, Fig. III. Die Dicke der Stuckfchicht beträgt 0,018 m.

An der Südfeite hat fich kein entfprechendes Poftament nach weifen laffen.

Die Cella umgiebt eine Säulenftellung mit 6X11 Säulen, ein Schema, welches, foweit
bekannt, nur noch am Metroon zu Olympia vorkommt14).

An der Nordfeite find die Standfpuren dreier Säulen in situ erhalten, deren Abftand von
1,40 m. 11 Säulen für die Langfeiten ergiebt. Für die Frontfeiten glauben wir mit 6 Säulen
das Richtige zu treffen. Renard und ihm folgend Mazois15) fetzten 8 Säulen an, Gell,
dann Dyer und viele nach ihm (namentlich die meiften mittelbar oder unmittelbar vom Fiorelli'-
fchen großen Plan abhängigen neueren und neueften Pompejipläne) die unmögliche Zahl von 7:
das Richtige bei Overbeck-Mau 87. Mazois' 8 Frontfäulen würden fehr fchmale Inter-
columnien von nur 3|4 unterem Säulendurchmeffer geben, was fich nicht wohl annehmen läßt:
haben doch viel größere Tempelanlagen nur 6 Säulen in der Front, und woher follte denn das
Licht für die Cella kommen?
 
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