aus Antinoë. 103
den Sonnenstrahlen Äthiopiens schwarz gebrannten Gestalt die treue
Seele schätzen lernte, und diese Gunst hegleitete ihn bis zum Tode.
So tönt uns am Schiuse nicht eine bittere Klage über das herbe
Schicksal, sondern ein Dank für das ihm zuteil gewordene Gute und
zugleich ein Segenswunsch für den Herrn Selbst entgegen.
Ja, noch über den Tod hinaus hat letzterer seines treuen Dieners
gedacht und ihm ein prächtiges Grabmal nebst einer Inschrift, die
zugleich des Toten Tugenden der Nachwelt überliefern sollte, errichten
lassen. Denn unzweifelhaft hat Pallas einem Stadtpoeten den Auftrag
gegeben, eine Inschrift in Versen zu verfassen, und dieser hat für
gutes Geld zugleich ein Loblied auf den Besteller gesungen. Man
kann nicht leugnen, dass der unbekannte Dichter seine Aufgabe
glänzend gelöst hat, denn Gedanke und Form sind gleich vollendet,
so dass unsere Inschrift unbedingt zu den schönsten metrischen Grab-
inschriften gerechnet werden darf. So konnte nur ein Grieche dichten,
der in Alexandrien oder richtiger im Heimatlande eine treffliche
Bildung genossen hatte und vielleicht durch irgend ein Schicksal soweit
verschlagen war. Griechen ι waren es ja insbesondere gewesen, die
dem Rufe Hadrian's gefolgt waren, als er hier seinem ertrunkenen
Lieblinge Antinous zu Ehren im Jahre 132 n. Chr. eine neue Stadt
anlegen liess, um zugleich mitten in Oberägypten eine Centrale der
griechisch-römischen Kultur zu errichten. Noch Jomard war es am
Ende des vorigen Jahrhunderts vergönnt, die Trümmer dieser Stadt
zu schauen und uns ein lebendiges Bild von ihrer alten Herrlichkeit
zu geben. Mit Stolz konnten die Bewohner auf ihre Stadt schauen,
die sich schon durch ihre einzigartige Verfassung von den übrigen,
ebenfalls von Griechen stark bevölkerten Städten Ägyptens auszeichnete,
und in diesem ihrem Selbstbewusstseän nannten sie sich Άντινοείς νέοι
Έλληνες1. Die grossen Spiele zu Ehren des Gottes Antinous führten
manchen berühmten "Wettkämpfer oder Rhetor in die Mauern der
Stadt, so dass diese stolz darauf waren, von den Bewohnern öffentlich
geehrt zu werdend Auf diese "Weise dürfen wir uns nicht wundern,
en so bedeutenden Stadtpoeten zu treffen.
' Vergi. Erman Mitth. des K. Arch. Inst, zu Ttom, Band XI, p. 120. Die Namen
Τΰλλας und Έπιτυγχονων sind rein griechisch und finden sich sonst nirgends in
griechisch ägyptischen Urkunden.
1 C. I. Gr. 1678 und 4705.
J Z. B. der Ehetor Publius Aelius Aristides (e. 145—147 n. Chr.) 0. I. Gr.
4W9. Nach C. I. Gr. 5909 hatte ein gewisser M. Aurei. Detnostratos neben dem
Bürgerrecht von Sardes, Alexandrien, Athen, Ephesus, Smyrna, Pergamon, Nicomedia,
llilet und Lacedaemon auch das von Antinoë erlangt
den Sonnenstrahlen Äthiopiens schwarz gebrannten Gestalt die treue
Seele schätzen lernte, und diese Gunst hegleitete ihn bis zum Tode.
So tönt uns am Schiuse nicht eine bittere Klage über das herbe
Schicksal, sondern ein Dank für das ihm zuteil gewordene Gute und
zugleich ein Segenswunsch für den Herrn Selbst entgegen.
Ja, noch über den Tod hinaus hat letzterer seines treuen Dieners
gedacht und ihm ein prächtiges Grabmal nebst einer Inschrift, die
zugleich des Toten Tugenden der Nachwelt überliefern sollte, errichten
lassen. Denn unzweifelhaft hat Pallas einem Stadtpoeten den Auftrag
gegeben, eine Inschrift in Versen zu verfassen, und dieser hat für
gutes Geld zugleich ein Loblied auf den Besteller gesungen. Man
kann nicht leugnen, dass der unbekannte Dichter seine Aufgabe
glänzend gelöst hat, denn Gedanke und Form sind gleich vollendet,
so dass unsere Inschrift unbedingt zu den schönsten metrischen Grab-
inschriften gerechnet werden darf. So konnte nur ein Grieche dichten,
der in Alexandrien oder richtiger im Heimatlande eine treffliche
Bildung genossen hatte und vielleicht durch irgend ein Schicksal soweit
verschlagen war. Griechen ι waren es ja insbesondere gewesen, die
dem Rufe Hadrian's gefolgt waren, als er hier seinem ertrunkenen
Lieblinge Antinous zu Ehren im Jahre 132 n. Chr. eine neue Stadt
anlegen liess, um zugleich mitten in Oberägypten eine Centrale der
griechisch-römischen Kultur zu errichten. Noch Jomard war es am
Ende des vorigen Jahrhunderts vergönnt, die Trümmer dieser Stadt
zu schauen und uns ein lebendiges Bild von ihrer alten Herrlichkeit
zu geben. Mit Stolz konnten die Bewohner auf ihre Stadt schauen,
die sich schon durch ihre einzigartige Verfassung von den übrigen,
ebenfalls von Griechen stark bevölkerten Städten Ägyptens auszeichnete,
und in diesem ihrem Selbstbewusstseän nannten sie sich Άντινοείς νέοι
Έλληνες1. Die grossen Spiele zu Ehren des Gottes Antinous führten
manchen berühmten "Wettkämpfer oder Rhetor in die Mauern der
Stadt, so dass diese stolz darauf waren, von den Bewohnern öffentlich
geehrt zu werdend Auf diese "Weise dürfen wir uns nicht wundern,
en so bedeutenden Stadtpoeten zu treffen.
' Vergi. Erman Mitth. des K. Arch. Inst, zu Ttom, Band XI, p. 120. Die Namen
Τΰλλας und Έπιτυγχονων sind rein griechisch und finden sich sonst nirgends in
griechisch ägyptischen Urkunden.
1 C. I. Gr. 1678 und 4705.
J Z. B. der Ehetor Publius Aelius Aristides (e. 145—147 n. Chr.) 0. I. Gr.
4W9. Nach C. I. Gr. 5909 hatte ein gewisser M. Aurei. Detnostratos neben dem
Bürgerrecht von Sardes, Alexandrien, Athen, Ephesus, Smyrna, Pergamon, Nicomedia,
llilet und Lacedaemon auch das von Antinoë erlangt