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Ebers, Georg [Honoree]
Aegyptiaca: Festschrift für Georg Ebers zum 1. März 1897 — Leipzig, 1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.7#0114
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104 Schmidt, Eine griechische Grabinschrift

Wir kommen damit auf einen Punkt zu sprechen, der leider bis
dahin noch nicht nach allen Seiten hin untersucht ist, ich meine die
eminente Bedeutung, welche die Heise des „Kaisers" für das ganze
Land, insbesondere für das Hellenentum ' gehabt hat Nicht will ich
erwähnen die Unterstützung des Handels2 und andere Massnahmen
zur Hebung des Wohl standes, sondern vor allem das Augenmerk auf
zwei Kunstgebiete richten, die in nachhadrianischer Zeit durch
griechische Künstler im Nilthale zu hoher Blüte gelangt sind. Wer
kennt nicht ihre herrlichen Mumienporträts auf Holz oder Leinwand,
welche man im Fajftin gefunden hat? Man hat sie in das erste Jahr-
hundert oder sogar in die Ptolemäerzeit verlegen wollen, aber diese
Kunst ist erst mit Hadrian aufgeblüht. Und wie die Malerei im Fajftm.
so hat in Hermoupoiix magna, das Antinoe gerade gegenüberlag und
eine starke griechische Bevölkerung hatte, die Kunst der Grips-
porträtierung ihre Ausbildung gefunden. Man hat bisher vergeblich
nach der Herkunft dieser Gipsporträts geforscht; die einen geben als
Fundort die Oase El-Charghe (Maspero, Bouriant), andere Balansurah
(Graf), andere Kum-mer (Golenischeff, Erman), andere Tunah an, — ein
sicherer Beweis dafür, wie geschickt die schlauen Araber den Fundort
ihrer Schätze trotz Museum und Museumsbeamten zu verbergen gewusst
haben. Aber alle Porträtköpfe sind ausschliesslich in Gebel Tunall
gefunden; dies aber war der Begräbnisplatz von Hermoupolis magna,
welches ja, da es mitten im Fruchtlande lag, weithin zum Gebirge
seine Toten bringen musste. Ich selbst habe den Ort aufgesucht um!
konnte unter Führung der Araber feststellen, dass an zwei verschiedenen
Stellen der Nécropole — in einfachen areae ■— die Porträts gefundei
waren. Jetzt konnten die Araber ungeschadet ihr Geheimnis preis-
geben, nachdem sie selbst alle Gräber aufgedeckt. Auch hatte ich
Gelegenheit, noch manche Eaubstücke bei den Bewohnern des nahe-
gelegenen Dorfes in Augenschein zu nehmen, und musste mit dei
traurigen Bewusstsein heimkehren, dass ein überaus wichtiges Studien-
material aus jenen glanzvollen Tagen hellenischen Kunstfleisses für
immer uns entrissen war. — Jetzt erst findet eine '■

1 Die Alesandriner haben wohl aus diesem Grunde dem Kaiser au Ehren e
'Abpiaveîov gegründet, vergi, eine griechische Inschrift in Alesandrien aus dem vie
zehnten Jahre des Marc AoreL

2 Um Antinoe zu einem Handeisplatze für Indien zu machen liess er die καινή
66άς Ά&ριανη von Berenice über Myos Hormos nach Ant. anlegen. (Bev. arch, n
s. 21. Jahrgang 1870 S. BW.)
 
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