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Ebers, Georg [Honoree]
Aegyptiaca: Festschrift für Georg Ebers zum 1. März 1897 — Leipzig, 1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.7#0159
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144 Wilcken, Zar ägyptisch-hellenistischen Litteratur.

"Wer mag dieser Amenhotep sein? Die Ägyptologie kennt nur einen
Weisen dieses Namens, der durch seine Weisheitssprtiche bekannt war,
jenen Amenhotep, den Sohn des Hapu, den Zeitgenossen des Königs
Amenophis III, über den Kurt Sethe in dieser Festschrift von Neuem
gehandelt hat. "Bedenken wir, dass unser Ostrakon aus Deir el-Bahri
stammt, also aus derselben Gegend, in der jener Sohn des Hapu ver-
ehrt wurde, so ist es wohl mehr als wahrscheinlich, dass er der
Amenotes der Überschrift ist. Mein erster Gedanke war daher, dass
die vorliegenden Gnomen nichts anderes seien als griechische Über-
setzungen jener berühmten Sprüche dieses weisen Amenhotep, von
denen es in einer Inschrift der Ptoleraäerzeit heisst, dass sie „nicht
vergehen" werden, und wenn auch derartige Gnomen bisher nicht
von ihm überliefert sind, so wäre doch nichts natürlicher, als dass auch
er wie einst der weise Ptahhotep u. A. solche „Unterweisungen"
(■^'^tji] Pap. Prisse) verfasst hätte. Eine genauere Prüfung

führte mich aber zu einem anderen, vielleicht noch pikanteren Resultat:
einige der Sprüche finden sich, wenn auch nicht in genau derselben,
so doch in ähnlicher Passung in der gnomischen Litteratur der Griechen,
im Besonderen in den sogenannten „Sprüchen der sieben Weisen"
wieder!1 Folgende Parallelen gelang es mir bis jetzt nachzuweisen:

1) Φρόνησιν ασκεί μετά δικαιοσύνης: Ostr. Φρόνησιν Οσκει: Sosiad.
S. 125. Vgl. auch φρόνησιν αγάπα (Bias): Démet. S. 122. Der Zu-
satz μετά δικαιοσύνης findet sich nur in unserer Sammlung.

2) Όμοίως θεούς σέβου [και] γονέας: Ostr. θεούς σέβου, γονείς
αίδοΰ: Sosiad. S. 125. θεόν σέβεσθαι, γονέας αίοεϊσθαι: Boiss. S. 135.
Vgl. Boiss. S. 82. Auch hier bietet unser Ostrakon etwas Originelles:
während die Anderen für die Verehrung der Eltern eine besondere
Uuance des Gefühls, das αίοεΐσθαι, statt des σέβεσθαι verlangen, for-
dert unser Text ausdrücklich das σέβεσθαι „in gleicher Weise" für
Götter und Eltern2,

3) BouXeuou μεν χρόν[ω], συντελεί δ' ö τι αν πράττ[ης τα]χέως;

1 Diese Sprüche der 7 Weisen liegen uns in sehr verschiedenen Redaetioneu
vor. Vgl. die Übersicht bei F. Schultz, Philologue 24. 1868 S. 218 ff. Vgl. auch
Bnmco, de dictis VII sap i w ¡Hum ;¡ Jii;mi:iriu Pluilereo fullt-ctis. .Erlang. 1883. Stanjek,
qnaestionum de sententiarum VII. sapientium collectionibus pars I. Brest. 1891. —
Ohen bedeutet: Démet. <= Δημητρίου Φαληράυς τιΰν ΐπτά σοφών αποφθέγματα in
Stobaei anthol. ΠΙ ed. Hense (1894) S. Ill ff.; Sosiad. = Σιηαιοδου τών επτά αοψυιν
ύποθήκαι(!) ebenda S. lS5ff.; Boiss. ^ Boissonade, Άνάώοτα I, Paris 1829.

1 Das ομοίως kann nicht etwa auf den vorhergehenden Spruch bezogen werden-
Die Ergänzung [aliioö] statt [και] ist nicht nur wegen des Raummangels abzuweisen.
 
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