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Ebers, Georg [Honoree]
Aegyptiaca: Festschrift für Georg Ebers zum 1. März 1897 — Leipzig, 1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.7#0160
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Wilcken, Zar ägyptisch hellenistischen Literatur; 145

Ostr. Βουλεύου χρόνω, πράττε συντόμως: Sosiad. S. 127. Vgl. auch
βραδέως εγχειρεί, ö δ' αν ápírj, διαβεβαιοΰ (Bias): Démet. S. 122, (vgl.
Boiss. S. 140). Ais Sprach îles Asop, (besser tics Isocrates) kehrt der
Gedanke bei Boiss. S. 17 wieder: Βουλεύου μεν ßpabetuc, επιτελεί δε
ταχέως τ« δό£αντα.

ITtir die folgenden, leider nui' verstümmelt erhaltenen Sprüche
habe ich bisher keine Parallelen finden können. Auch kann ich zur
Zeit keine sicheren Ergänzungen vorschlagen. Der 5. Spruch könnte
etwa „ει δίκαιον όρος" beginnen: ..wenn Du einen Gerechten siehst"
u. s. w. Im 7. Spruch (Z. 11—13) könnte der Gedanke enthalten sein,
dass mehr als Weihgeschenke (τών αναθεμάτων) die Tugend dem
Menschen frommt. Der 9. Spruch (Z. 14—16) dürfte etwa folgender-
massen lauten: [ToO τήν] άρετήν άσκε[ΐν ουδέν κάλλιόν] έστιν.

Ziehen wir die Summe. Die ersten drei Sprüche Hessen sich in
ähnlicher Form in den Snrachsaninihingen, die unter dem Namen der
sieben Weisen gehen, wiederfinden; doch bot unser Text immer eine
originelle Fassung. Für die weiteren Sprüche dagegen fanden sich
keine Parallelen. Man konnte nun sagen, dass diese letzteren vielleicht
doch Übersetzungen von Sprüchen des weisen Amenhotep seien, dass
wir also eine Mischung von griechischem und ägyptischem Gut vor
uns hätten. Die Sprüche bewegen sich aber alle in einem so gleich-
artigen Gedankenkreise, dass ich, wiewohl jene Möglichkeit schwer
zu widerlegen ist, doch die Auffassung vorziehen möchte, dass sie alle
demselben Boden entsprossen sind, dass wir also eine rein griechische
Gnomensammlung vor uns haben. Es ist hier nicht der Ort, genauer
auf die Frage einzugehen, wie die in dem Ostrakon vertretene Spruch-
sammlring sich zu den uns sonst überlieferten verhält. Nur auf zwei
Punkte möchte ich hinweisen. Unser Ostrakon, das dem III. Jahrb..
vor Chr. angehört, stellt die bei weitem älteste handschriftliche Über-
lieferung solcher Gnomen dar. Und ferner: das Fragment von Deir
el-Bahri entstammt offenbar einer allgemeinen gnomologischen Samm-
lung, in der sich noch neben den Sprüchen der sieben "Weisen auch
Sprüche anderer weiser Griechen fanden.

"Wie hiernach die Überschrift Άμενώτου ύποθήκαι zu erklären ist,
kann nicht zweifelhaft sein: wir haben ein Pseudepigraphon vor
uns. Die griechischen Gnomen sind untergeschoben einem ägyp-
tischen Weisen, wahrscheinlich jenem Sohn des Hapu, der dort, wo
das Ostrakon gefunden wurde, halbgöttliches Ansehen genoss. Es ist
dies freilich nicht das erste Beispiel dafür, dass gelegentlich grie-
chisches Gut unter altägyptischer Flagge segelte — ich erinnere nur
 
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