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Ebers, Georg [Gefeierte Pers.]
Aegyptiaca: Festschrift für Georg Ebers zum 1. März 1897 — Leipzig, 1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.7#0161
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H6 Wückeii . Zur iigyiU.ÏKcli-luJlL-uLstistluîii Literatur.

an die weit sel i i uh ti ge astrologische Litt era tur, die in späterer Zeit unter
dem Namen des Petosiris und Nechepso gegangen ist. und doch in
ihrem Kern griechischen Ursprungs ist1. Was unserem [deinen Funde
aber eine gewisse Bedeutung giebt, ist, dass ilie.se Unterschiebung
griechischer Sprüche sicher schon im III. Jalirh. vor Chr. vorgenommen
ist. "Wohl nicht viel später als Demetrios von Phaleron, der gelehrte
Freund des ersten Ptolemaios. die Sprüche der sieben Weisen sammelte
und in der für die Folgezeit massgebend gewordenen Verteilung an
die einzelnen Weisen herausgab, hat ein griechischer Mann2 im fernen
oberägyptischen Theben dem spruehbemhmten3 Ortsheiligen seiner
neuen Heimat die Spruche aus der alten Heimat untergeschoben.
Wie stark muss dieser Mann bereits entnationalisirt gewesen sein!
Wir blicken hier in so enge Berührungen der griechischen und ägyp-
tischen Kultur hinein, wie wir sie für das Theben des III. Jahr-
hunderte vor Oh. anzunehmen bisher nicht gewagt haben würden.

IL

Im folgenden möchte ich mir erlauben, auf ein paar rätselhafte
Papyrusfragmente hinzuweisen, die vor einigen Jahren von K. Wessely
in den Denkschriften der Wiener Akademie (42. 1893 „Neue grieeb.
Zauberpapyrus" S. 3 f.) herausgegeben worden sind. Sie gehören teils
dem Erzherzog Rainer (Jt), teils Herrn Tlieod. Graf (G). Die ersteren
sind nach Wessely's Schätzung im III. Jahrh. nach Chr., die letzteren
im IL Jalirh. nach Chr. geschrieben, beide gehören aber, wie der Editor
richtig erkannt hat, derselben Schrift an. Da Wessely, der sich im
Wes entlieh en auf die Edition beschränkte, das Rätsel nicht gelöst
hat4, und auch von anderer Seite meines Wissens nichts zur Erklärung
beigetragen worden ist, so ist es wohl an der Zeit, dass der in diesen
Fragmenten verborgene Schatz — und es ist wirklich ein Schatz! —
endlich gehoben werde. Leider habe ich keinen Platz, den Text im
Wortlaut mitzuteilen. Noch mehr bedaure ich, dass ich keine Gelegen-
heit hatte, die Edition am Original zu prüfen.

' Vgl. B. Riess, PMlolog. Suppl. VI 1891. S. 327ff.

1 Diese Annahme ist der andf-ren, fi;iss ein Ag_v[>ier os lí^Iiíih. jedenfalls vor-
zuziehen.

3 Da die Inschrift, die die Unvergänglii !ik.-i¡ dei Sprüche des Δ. feiert, dem
II. Jahrh. v. Chr. angehört, könnte man vermuten, dass erst die vorliegende Fäl-
schung ¡lim diesen Ruhm eingebracht habe. Us ist mir absr viel wahrscheinlicher,
dass eben die Thatsache, dass er wegen seiner Sprüche berühmt war, diese Unter-
schiebung veranlasst hat.

* Die Vergleichung mit den sihy 11 mischen Orakeln gi.-Ι,ι kein.-u Schlüssel für das
VeiT-iänthns des vorliegenden Textes.
 
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