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Escher, Konrad; Bercken, Erich von der
Malerei der Renaissance in Italien ([Band 1]): Die Malerei des 14.-16. Jahrhunderts in Mittel- und Unteritalien — Berlin-Neubabelsberg: Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion m.b.H., 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.62235#0009
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EINLEITUNG

1

1. Piero di Cosimo, Tod der Prokris. London.


Einleitung.
Soll das Wesentliche des künstlerischen Schaffens im Süden im Gegensatz zu demjenigen im Norden
klar erfaßt werden, so hat die Analyse und Synthese bei der mittelitalienischen Kunst einzusetzen;
Oberitalien dagegen hat gleichsam eine Vermittlerrolle zwischen beiden künstlerischen Hemi-
sphären übernommen. Für das 15. Jahrhundert fällt das Schwergewicht des künstlerischen
Schaffens auf Florenz, für das 16. auf Rom. Die allgemeinen Voraussetzungen waren selbstver-
ständlich auch für die Malerei maßgebend. In den genannten Städten pulsierte das künstlerische
Leben am stärksten, waren die kulturellen Voraussetzungen die günstigsten, die Aufgaben die
mannigfaltigsten und die schöpferischen, bahnbrechenden Kräfte am zahlreichsten vorhanden.
Wie Florenz das am reichsten bewegte Kunstleben entfaltete — das Spiegelbild zur politischen
Unruhe — so bietet die römische Kunst seit 1500 das reichste und vielseitigste Bild der Kunst des
Cinquecento. Die vielen Anregungen und Probleme, die Florenz gestellt und gelöst hatte, das
feierliche architektonische Zeremonienbild, die dramatische Erzählung, die wohl durchstudierte
Einzelfigur, der ganze künstlerische Niederschlag des literarischen Interesses, der zentrale
Zusammenschluß und die achsialen Beziehungen der Kompositionen, das Ausgehen von
einer räumlichen Gesamtanschauung, all das findet in der römischen Malerei des 16. Jhhs. ab-
schließende Zusammenfassung, aber auch seine Vereinfachung, Milderung und Abklärung.
Über die Unterschiede wird an anderer Stelle zu reden sein. In die Gesamtentwicklung
greift nun aber auch das weit ausgedehnte Umbrien mit bedeutenden Persönlichkeiten ein.
Andere Städte und Gegenden vervollständigen das Bild der italienischen Malerei, ohne an
der Entwicklung irgend welchen bedeutsamen Anteil zu nehmen; sie erfordern unser Interesse
durch die Eigenart ihrer Malerei (Siena) oder durch die Verschiedenartigkeit der sich kreuzen-
den, auch ausländischen Einflüsse (Marken auf einzelnen Zentren, Neapel, Sizilien), oder sie
tragen lediglich einen gelegentlich von einem Hauptzentrum abgeleiteten Provinzialcharakter
(Abruzzen).
Gegenüber der gesamten nordischen Malerei des 15. und des 16. Jahrhunderts weist die mittel-
italienische eine systematische Entwicklung im Großen auf. Jede Jahrhundertwende bedeutet
Escher, Malerei der Renaissance in Mittel- und Unteritalien. 1
 
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