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Ueber Auswanderung nach Afrika.

denken kannst, angekommen. Jndiesem Augenblicke liegen die groß-
artigen Flächen der Squampash-Sümpfe, der majestätische Mu-
dibu, der sich inmitten hindurchzieht, und im Hintergrund die herr-
lichen Gruppen derSquab-Gebirge vor meinen trunkenen Blicken.

Die Aussicht kann aber in einem Briefe wahrhaftig nicht
beschrieben werden, ich möchte eben so gut versuchen wollen,
ein Panorama in eine Pillenschachtel aufzustellen.

Wir haben unsere Ansiedlung am linken Ufer des Flusses
gegründet. Beim Uebersetzen über die Stromschnellen ver-
loren wir viel von unserer Bagage und all unser Eisenwerk.
Durch gutes Glück retteten wir aber noch meiner Frau großes
Piano und das Spielzeug der Kinder.

Unsere kleine Stadt besteht aus drei Blockhütten und
einer von Lehm, die jedoch am zweiten Tage wieder einfiel;
wir haben sie aber jetzt neu aufgebaut und befinden uns,
Alles in Betracht gezogen, so behaglich, wie man es unter
gleichen Umständen nur erwarten kann. Unsere Stadt haben
wir, der alten City zu Ehren, Neu-London genannt.

Eins der Blockhäuser gedenken wir für uns allein ein-
zurichten, sobald nämlich der neue Schweinestall fertig ist,
denn bis jetzt ist es wirklich nicht möglich gewesen, die Ferkel
im Freien zu lassen. Die erste Nacht, in der wir es ver-
suchten, holte uns irgend ein Raubthier die Hälfte fort;
übrigens könnten wir sie auch für den Augenblick mit dem
besten Willen noch nicht verhindern, hereinzukommen, bis wir
im Stande gewesen sind, all die kleinen Löcher in den Wänden
zuzustopfeu — was aber doch jetzt, auch anderer Ursachen
wegen, nothweudig geschehen muß.

Bis dahin sind unsere Zimmer freilich mehr vortheilhaft
als elegant meublirt. Das große, aufrcchtstehende Piano haben
wir „ausgenommen" und es hat einen vorzüglichen Speise-
schrank gegeben. Die Stühle mußten wir ebenfalls bei unseren
verschiedenen Bivouaks, aus Mangel an anderem Feuerholz,
verbrennen; da wir aber glücklicher Weise nie Zeit haben uns
niederzusetzen, so vermissen wir dieselben auch nicht im mindesten.

Meine Jungen scheinen zufrieden, und werden mir viel Bei-
stand leisten können, sobald sie erst einmal von ein paar kleinen
Unfällen hergestellt sind, die sie betroffen haben. Der eine be-
rührte zufälliger Weise eine der hier in wahrer Unmasse wach-
senden Kaktusarten und die ihm in der Haut haftenden Dornen
schwellten seinen Arm dermaßen, daß er schon vierzehn Tage das
Bett hüten muß. Der andere war aber an seinem Unfall selber
schuld, ich habe ihm stets Vorstellungen gemacht, daß er Nachts
so unruhig liegt; so hatte er denn auch neulich, beim Umher-
wälzen im Bett das Unglück, einen kleinen Scorpion, von denen
' sich einige bei uns aufhalten, zu quetschen, und der stach ihn —
natürlich ein Wurm krümmt sich ja, wenn er getreten wird.

Meine Frau brummt ein bischen, das ist aber ihr alter
Fehler, dann gerade am unzufriedensten zu sein, wenn sie
sich im Schooß aller Bequemlichkeiten befindet. Sie klagt
besonders über Einsamkeit, und meint, sie könnte sich jetzt mit
den steifsten aller Visiten glücklich fühlen — so sind die Frauen.

Das erste Mal, als wir in unserem neuen Wohnhaus
ein Feuer anmachten, kam eine große Schlange in das Kamin

herein, was ich für ein gutes Omen ansah. Da sich aber
meine Frau gerade nicht viel aus Schlangen macht, und es
sich denken läßt, daß die Hitze diese Reptilien angezogen hat,
so haben wir uns seitdem der Feuer gänzlich enthalten-

Was wilde Thiere anbetrifft, so hören wir sie allerdings die
ganze Nacht, von Dämmerung bis Morgengrauen, um unsere
Fenz herum heulen und brüllen, sind aber bis jetzt erst durch einen
einzigen Löwen belästigt worden. Als er das erste Mal kam, ließen
wir, um die Bestie im Guten loszuwerden, eines von unseren
Schafen hinaus; damit war er aber so wohl zufrieden, daß er
jetzt jeden Abend mit dem Stundenschlag um sein Schaf kommt,
und wenn wir es nicht bald möglich machen seine Bekanntschaft
loszuwerden, behalten wir kein Schaf mehr in der Heerde.

Es wäre leicht gewesen, ihn zu schießen, da wir gut mit
Musketen versehen sind; Barnaby verwechselte aber den Rest
von Schießpulver, der nicht mit im Flusse gesunken war,
mit Zwiebelsamen und säete ihn im Küchengarten.

Allerdings haben wir auch versucht, ihn in einer Fall-
grube zu erwischen, nachdem wir aber meine Frau zweimal
und sämmtliche Kinder, eins nach dem anderen, darin gefangen

hatten, gaben wir es auf. Wegen dem Thiere sind sie jetzt
übrigens ganz unbesorgt, denn sie gehen gar nicht mehr aus
dem Hause, und um es ihnen dort so sicher und behaglich
als möglich zu machen, habe ich die Fenster alle mit Latten
dicht vernagelt und die Thüre verbarrikadirt.

Seit wir hier eingetroffen sind, haben wir erst einen von
unseren Leuten Nackens Diggery, einen Gärtner aus Glasgow,
verloren. Er ging eines Morgens zum Botanisiren aus und
kam nicht wieder. Es wundert mich um so mehr, daß er sich
auf solche Art aus dem Staube gemacht haben sollte, da er
weiter Nichts mitgenommen hat, als einen kleinen Spaten und
seine Botanisirbüchse. Da ich es meiner Stellung schuldig zu
sein glaubte, schickte ich den Zimmermann hinter ihm her; dieser
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Über Auswanderung nach Afrika"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Lichtenheld, Wilhelm
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Grube
Sturz <Motiv>
Karikatur
Frau <Motiv>
Fallgrube <Motiv>
Satirische Zeitschrift
Afrika

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 16.1852, Nr. 371, S. 82

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Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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