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Neue Reisen des woh

viel von Kräbsen sprachen, wobei jedoch allemal einige leng-
liche Gesichter dabei zogen, als ob wenn sie saure Gose ge-
trunken hetten. Mir war dieses im Anfang sehr sonderbar,
indem da ich dachte, daß ich doch auf keinen Fischmarkt nicht
wäre, wo sie mit Kräbsen handeln, welche vielleicht gestorben
waren und faulicht geworden, damit daß die Leite dabei solche
Gesichter ziehen theteu, allein aber ich roch dennoch nichts
dergleichen nicht. Endlich aber sagte mir es ein Herr, daß
dieses die alten aufgeschnittnen und beschmutzigte Ecksemblare
von die Bücher sind, welche kein Mensch nicht will, warum
damit wahrscheinlich die todtcn Kräbse gefittert werden.

Unter die Buchhendler, welche hier auf die Messe zusammen
kommen thaten, unterscheidet man drei Sorten nämlich Sortimen-
thierers und Berlegers, so wie auch fliegende Buchhendler, welche
jedoch nicht auf die Börsche dürfen, sondern größtentheils nur
aus Kinder bestehen, welche an die Straßeneckens die neisten
Nachrichten aus Paris vor einen Groschen verkaufen, was
alles gegen daari gemacht wird und nicht auf die Börsche gehört.
Hier sind nur die sortirten und verlegenen Buchhendler zusammen
welche einander mahnen und auszahlen, wobei Jeder das große
Einmal Eins für die ausländische Luithöre und leichte Tukaden
bei sich fihrt, um damit daß Keiner dem Andern nicht zu
wenig abnimmt, welches jedoch so schon niemals nicht vorkommt.

Damit daß aber die Leite einander ordentlich kennen ler-
nen, haben auch Viele ihre Namens, was man Viermahs nennt,
mit das große Allfabeet aus Babier geschrieben und an den
Hut gebunden, welches sehr komisch aussieht, allein hingegen
die Gescheftsverkehrtheit sehr erleichtert. Ta ich nun sah,
daß solche Leite, welche mit ihre Viermahs an den Hut herum-
liefen, immer von die Andern Geld empfingen, so nahm ich
Fritzen heimlich bei Seide und sagte ihn, daß wir hier könn-
ten vielleicht auch ein Geschäftchen mit die Herrn Buchhendler
machen. Ich hatte nämlich noch zwei Theeaderzcttels in die
Tasche, wo wir waren in allen beiden darin gewesen, nämlich
von die Oper: Rohmeo und Julicha und von das Lustsbiel:
der Sohn der Wildnis. Ta nun diese, Zettel auch bald so
aussahen, als wie Viermahs auf die Hüte, so machte ich
mir auf meinen Schaboh: Rohmeo und Julicha, was doch
auch bald so klingt wie eine Buchhandlung und au Fritzen
seine Mitze klebte ich den Sohn der Wildniß, welches freilich
eichentlich nicht vor ihn baste, indem daß er doch ein gans
ehrsamer Bürgersohn war und nicht aus die Wildniß sondern
aber aus Pirne; dieses muste man aber nur der Viermah
wegen thun. Wir gingen hierauf wieder in den Saal und
setzten uns ruhig an einen leeren Tisch, wo ich gans natir-
licher Weise dachte, daß ich am Ende auch noch ausgczahlt
würde, da wir doch auch so aussahn, als wie die andern.

Allein diese Speckulazion schien mir nicht gelingen zu wollen,
denn cs kam Keiner nicht zu uns, bis sich endlich einige Herren
vor uns hinstellteu unser Viermahs lasen, worauf sie sehr in-
bärdienend lachen thaten. Ta mich dieses erzirnte, so ging ich
auf die Lechler zu und fragte sie, ob sie mit den lecherlicheu
Gesichtern etwa mich meinen theten. Jedoch aber ehe ich eine
Antwort bekam, ward das Gedrengle immer größer und einer

langesehenen Bürgers rc.

von die Herren, welcher sehr gröblicher Natuhr war, fuhr
mich gans kirzlich an: „Was ich hier wollen thete?"

Ich erwiederte hierauf grafitödisch: „Ich will Geschefte
j machen."

„Sein Sie ein Buchhendler?" fragte er nun.

„Dieses nicht," sagte ich, „alleine aber ein Fremder bin ich."

Nun wurde aber der Mann immer unangenehmlicher mit
! zweideitlichen Redensartigkeite», welches ich mir jedoch nicht
annahm, weil noch viele Menschen hier herumstanden, die er
damit hatte auch meinen können. Endlich aber sagte er, daß
ich auf eine falsche Viermah hcrgekommeu were, welches man
Betruch nennt. Wenn ich nicht in so große Mihnohrithet ge-
wesen were, hette ich den Sprecher auf dieses Eine gereicht,

, so aber endgegncte ich mit Wirthigkeit:

„Herr, wissen Sie was ich bin? Ich bin kein Betricher nicht
sondern heiße Graf und bin aus Pirne in diesechsische Schiveits."

Da schrie aber der Andre: „Und ivenn Sie auch meinet-
wegen Müller hießen und ans die wirkliche Schweits weren,
so ist mir das gans eingal. Solcher Schwindel mit falsche
Namens ist auch schon bassirt."

Was er mit diesen Müller ans die wirkliche Schweits wollte,
wußte ich nicht, er winkte jedoch hierauf einen Mann vor der
Thüre, welche man hier Bordigehs Heist, welcher mir frcind-
lich den Arm anbot und mit den ich anstendlich den Saal verließ.

Ich war schon unten auf die Trebbe, als ich auf einmal
mich besinnen that, daß ich noch meinen Fritze, den Sohn der
Wildniß oben stehen gelassen hatte, warum ich noch einmal um-
kehrte. Ich hatte aber kaum einige Stufen erstichen, als mir
Fritze mit einen Satze endgcgcngeflogen kommt, indem sie dieses
unschuldige Lamm hinausgeworfen hatten, da er sich edelmiethig
benommen hatte. Als nämlich Fritze bemerkte, wie grob man
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Neue Reisen des wohlangesehenen Bürgers und jetzt Rentiers Graf aus Pirna bei Dresden"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Stauber, Carl
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Sohn <Motiv>
Sturz <Motiv>
Treppe <Motiv>
Karikatur
Vater <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 16.1852, Nr. 375, S. 114
 
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