Fliegende Blätter (3.1846 (Nr. 49-72))

Ariadne auf Naxos.

T h e s e u s.

I. Akt.

Erste Scene.

T h e s e u s.

Aon Kreta's Auen trieb ein günst'ger Wind
Des schwarzen Schiffes scharfen Kiel hieher
Zu Naxos unwirthbaren Felsenufern.

Dort ward ich Sieger im graunvollen Kampf
Mit jenem leckerhaften Minotaurus.

Der jährlich einmal sich an Menschenfleisch
(Trotzbietend unsrer Civilisation)

Erlabte, welches ihm Minervens Stadt
Zu liefern vom Orakel war verbunden I
Doch schlecht erging s mir. wenn Ariadne nicht,
(Dieselbe, die noch hier in Morpheus Arm
Sich dehnt) getreulich beigestanden mir!

Von Lieb entbrannt entführt' ich sic aus dem
Palast des Minos, ihres weisen Zeugers.
Vergang'ne Nacht jedoch ward deutlich mir.

Daß jene Flamme plötzlich ausgelöscht!

Kurzum, ich liebe sie nicht mehr; und weil.

Wenn sie nicht schliefe, ich sie heute noch
Hcirathen müßte, d'rum entflieh' ich jetzt. —
Vollzogst du Sklave, was ich dir befohlen?

Sklave.

Zn dienen, gnäd'ger Herr! Nach Ihrem Wort
Hab' ich die Koffer allesammt gepackt
Und die Adreffen auch darauf geschrieben.

T h e s e u s.

Wann gebt das Dampfschiff ab?

Sklave.

Zur Stunde. Herr!

Dann darf ich länger nimmer säumen hier.

Leb wohl Ariadne! grüße mir. wenn du
Dereinst nach Hause wieder kommen solltest.

Das Labyrinth und Minos, den Papa,

Nebst Pasiphaö, deine alte Mutter.

Treulos verlass' ich dich — vielleicht sehn wir
Uns einmal wieder.

(Ab mit dem Sklaven.)

Zweite K c e n c.

Chor der Meerschweinchen.

Brausend auf rollendem
Eilenden rastlos
Dreht sich das Schicksal
Rade der Zeiten!

Kleines. Gewaltiges
Stürmt es vorüber
Hebend und stürzend.

Fühllos den Busen!

Aber wir Glückliche
Wohnen in Ruhe
Tief in des Meeres
Bergendeni Schooße.

Schauen mit Blicken
Kalten, gleichgültigen
Seine Gewalt!

EIIde des ersten Aktes.