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Des Nachbars Wachtel grüßt herein
Zu mir mit Hellem Schlage,

Der Frühling muß gekommen sein
An diesem Nachmittage.

Das Volk eilt vor das Thor hinaus.
Das Eilen ist nicht schicklich;

Ich schreit' mit Anstand aus dem Haus
Und bin nicht minder glücklich.

Doch, halt! — Vergessen hätt' ich fast.
Zu fragen den Barometer,

(Man sollte meiden jede Hast!)

Muß sehen erst, wie steht er.

Bedürfniß ist's, nach ihm zu seh'n,

So gut wie Trank und Speise:

Wer möchte denn spazieren geh'n
! Ganz unverbürgterweise?

Nun ja, er zeigt für Stadt und Land
Beruhigende Kunde,

; Und selbst der Hygrometerstand
: Ist günstig mir zur Stunde.

i Auch nachgeschaut am Schlüsselloch
Des Schrankes und der Kaffe!

Damit ich nicht am Ende noch
I Den Schlüssel stecken laffe.

Hinaus nun auf den Frühlingspfad! —
Ich spüre es auch heuer:

Bei einem gewissen Wärmegrad
Bleibt Freiheit stets mir theuer.

Die Bäume steh'n der Straß' entlang.
In adäquaten Blüthen;

Nur macht der viele Staub mir bang.
Vor dem soll man sich hüten.

Ich wandte durch die Wiesenstur,

! Der Weg ist praktisch gehbar,
j So wird das Walten der Natur
Mir heute recht verstehbar.

Ich finde allerdings den Lenz
Nicht ohne Grund erfreulich.

Es regt sich meine Existenz
Eewiffermaffen mailich.

Vergnügt schau' ich des Himmels Plan,
Vergnügt der Erde Wunder!

Gern steckt' ich meine Pfeife an,

Doch — fehlt es mir an Zunder.

Der Winter schuf uns Noth und Grau'n
Durch manchen herben Qualtag;

Jetzt hält die Güte Gottes, traun!
Wahrhaft reellen Zahltag.

Es grünt das Erdreich um und um
Recht lobenswerth und wacker,

Zumal der Klee — Trifolium —

Gedeiht auf diesem Acker.

Auch den notorisch kühlen Wald
Mit seiner Wipfel Hoheit
Schätz' ich als holden Aufenthalt,

Sonst litte ich an Rohheit.

Behaglich unterm Schattendach
Läßt sich zum Ruhen nieder
— und respectiv am Erlenbach —

Mein sämmlliches Gcglieder.

Nun tönet aus der Ferne gar
Ein sanftes Flötenblasen,

So schön, als wir es sonst fürwahr
Im Almanach nur lasen.

O könnt' ich jetzo meiner Braut
Jn's liebe Antlitz schauen!

Ich habe ihr schon längst getraut;

Bald lassen wir uns trauen.

Denn für des Lebens Hochstoff war
Ich nie ganz unempfänglich,

Und ihr fatales Augenpaar
Ist allzu überschwänglich.

Wir fanden uns im Dorfrevier
Dort in des Thales Niedrung:

Auf Liebesfrage gab sie mir
Bejahende Erwiedrung.

Ich habe manchen Tag erlebt,

Sogar schon manches Lustrum,

So aber hat mir's nie gebebt
Wie damals in der Brust 'rum.

Der Blumen zartste bring' ich ihr,
Sobald sie sich entwickeln:

Gelbveigelein, des Gartens Zier,

Und sammtene Aurikeln.

Dem Strauße süß wie Honigseim
Soll auch ein Lied nicht mangeln,
Gottlob, ich darf nach einem Reim
Nicht eben lange angeln.

Zum „Blühen" paßt das „Glühen" meist.
Und auf des Herzens „Triebe"

Reimt sich, auch ohne Dichtergeist,

Von selber schon die „Liebe." —

So Hab' ich wieder kühn geschwärmt,
Entfernt von meinen Acten,

Und kehr' zurück, das Herz erwärmt,
Zum Schreibtisch, dem vertrackten.

Und sage mit gehobner Brust
Dann Alles meinem Collega,

Was ich gefühlt in Frühlingslust
Vom Alpha bis Omega.

Wir zwei versteh'n uns sür und für.
Nicht bloß bei Wein und Schinken,

Und morgen früh beginnen wir
Das Sauerwasserttinken. Roman.
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Philisters Frühlingsfeier."
Weitere Titel/Paralleltitel
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Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

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Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Schreiber
Paar <Motiv>
Frühjahr
Spießbürger
Annäherung
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 3.1846, Nr. 52, S. 28
 
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