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Die Schatzgräber.

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selbst war, ich selbst, und ich hätte mich fast geschämt vor mir
selber. Da sagte mein Begleiter mit einem schelmischen Lächeln:
; Beim Blitz! wenn einer diese Goldhaufen und dieses Geflimmer
und Gefunkel alles hätte, das wäre ein gemachter Mann und
du könntest alles dieses bekommen, wenn du Lust hättest dazu.

Alles was da ist? fragte ich und er sprach: ja! und ich
fragte: Meister wie so? und er sagte: Ta mußt du nach
Theinheim gehen und den Hexenkaspar fragen, und der wird
: dir dann sagen, wie man all das bekommen kann. Merk dir
* das und komm jetzt mit mir, und thue deinen Wunsch. Mit
diesen Worten führte er mich in eine blutigroth erleuchtete
Höhle, und zeigte auf eine Gestalt, die in der Ecke saß,
ganz eingehüllt und eingewickelt in einen Mantel, daß man
nichts von ihr sehen konnte, als die beiden großen Zehen.

Jetzt thue deinen Wunsch, sprach mein Führer, und wie
ich mich besann und wieder besann, um etwas Rechtes zu
wünschen, spür ich etwas an meinen Füßen; ich schaue voll
Angst hin, sehe meinen Phylax, der mir unter die Füße ge-
krochen, und sage, mir wärs am liebsten, ich wäre drauß
unter freiem Himmel, und ein Knall und ein Gekrach, und
Alles war verschwunden, und ich hörte nur noch das schallende
Hohngelächter des Mannes, mit dem ich hergekommen war.
Wie ich nach und nach zu mir selber komme, ist alles dunkel
um mich her und unter mir spürte ich nassen Grasboden.
Ich richte mich nun auf und war naß bis auf die Haut.
Wie ich mich nun aber besinne, wo ich wäre, höre ich Schritte
und halte mich mäuschenstill; es war der Nachtwächter, der
ein Uhr ausrief, und wie ich ihn fragte, wo ich wäre, schaute
er mich groß an, beleuchtete mich mit seiner Laterne von
allen Seiten, und sprach zuletzt: auf dem Kirchhof bist du;
aber Benedix, du bist doch ein rechter Narr! wie kommst du
denn in solchem Anzug hierher? Du hast gewiß einmal wieder
zu tief in den Krug geguckt! man könnte dir ja alle Schafe
stehlen. Aber ich sagte kein Wort von dem was ich gehört
und gesehen, und bis auf den heutigen Tag hat kein Mensch
ein Sterbenswörtlein von mir vernommen; wenn gleich die
Burker mich aus lachten, und meinten, ich wäre besoffen ge-
wesen, so habe ich doch nichts gesagt, und bei mir gedacht;
wer zuletzt lacht, lacht am besten!

Und was geschah weiter? was sagte der Hexenkaspar?
fragten die Zuhörer einstimmig.

Nichts! war des grauen Schäfers Antwort.

Nichts? habt ihr nicht nachgegraben? fragte der Holz-
hacker.

Glaubt ihr, ich wollte meine Seele um eitel Sünden-
geld dem Bösen überliefern? nein! nein! ich heiße Benedix
und bin Benedix getauft, und will einst eines christlichen Todes
sterben. Habt ihr gehört, wie es dem Mathes, dem Stricker
von Balletsried gegangen? Was hat er für ein Ende genom-
men? ich Hab ihn gesehen, ich, sage ich, schwarz und blau
im Gesicht, die Augen faustgroß aus dem Kopfe gedrückt, wie
er am Stadelthor hing, und mit den Füßen hatte er den
Lehmboden ringsum aufgescharrt, so kurz mar er aufgehangen.

: Seine Nachbarin, die alte Dorothee, hat ihn noch schreien.

hören wie eine Katze. Glaubt ihr etwa, wenn ihn nicht der
Schwarze bei den Füßen gezogen hätte, er hätte sich erdrosseln
können? Beim Blitz! nie! Und warum hat er ein solches Ende
genommen? Drauß auf den Wiesen oberhalb am Eichbühl steht
eine Kapelle, und bei der hat er und noch einige ruchlose
Gesellen nachgegraben nach einem Schatz, und sind auf ein-
mal steinreich geworden. Dies ist eine alte Sache, aber
solch Geld thut kein gut und ich will mich hüten davor.

Ja, ja! sprach der Hvlzhacker, Benedix hat recht; ich
stimme ihm vollkommen bei; in seinem Herzen dachte er aber,
den Hexenkaspar von Theinheim um Rath zu fragen, und
dann nach dessen Ausspruch sich zu richten.. Ter Kastentrüger
dachte eben so und sprach deßhalb, um die andern von der
Meinung abzubringen: Das ist aber noch lange nicht so viel
Geld, als ich am Orinokofluß gesehen habe. Lieber Mann! da
hättet ihr dabei sein sollen, wie die Sonne so drauf geschienen
hat und meilenweit Alles flimmerte und blitzte, daß man die
Augen zudrücken mußte, um nicht zu erblinden.

Der Pfannenflicker aber sprach lachend: Da hat mein
Benedix einen Hirnstüber bekommen und sich das Zeug das
tolle so geträumt.

Beim Blitzstrahl! schrie der Schäfer, Veit du greifst
mich bei meiner Ehre an! glaubst du, ich liege mitten in der
Nacht unter einem fürchterlichen Donnerwetter auf dem Gottes-
acker und in der Geisterstunde? und warum wach' ich gerade
um Eins auf, he? um eiu Uhr, wie der Nachtwächter schreit,
wach' ich auf und bin im Hemde, und mein Karren steht ganz
unten am Berge auf — auf alten Lukas seinem Acker? —

Sei es, wie es will, erwiderte der Pfannenflicker auf
diese unwiderlegbaren Beweisgründe; ich habe, was ich brauche;
meine Liegerstatt gibt mir jeder Bauer, ein Stück Brod oder
einen Löffel voll Suppe auch dazu, und was ich zu Schnapps
und Bier brauche, verdient mir inein Hammer, mehr will ich nicht.

Darob lob ich euch, sprach die tugendsame Veronika,
und weil ihr so christlich und genügsam seid, so könnt ihr
heute Nacht bei mir bleiben.

Während dieser Erzählung war der Abend herbeige-
kommen, und es schneite und regnete noch ununterbrochen
fort, und der Wind pfiff gar unfreundlich durch die Bäume
über die Wiesen und das Ackerland her. Da packte der
Hvlzhacker seinen Brodsack auf den Rücken, ließ sich für
einige Kreuzer Schnapps in die Flasche thun und den Be-
trag zum übrigen schreiben, nahm die Axt unter den Arm
und mit einem wohlgemeinten „Behüt euch Gott" trappelte
er zur Thüre hinaus. Als er den schlüpfrigen Fußpfad
langsam dahinschritt, und in Gedanken die Erzählung des
Schäfers sich vergegenwärtigte, hörte er init einem Male
eine Stimme hinter sich: „Pst! Landsmann, wo aus?" Der
Conchilieu-, Schnecken- und Mineraliensammler mit seinem
Riesenkasten auf dem Rücken kain mit weitausgreifenden
Schritten hinter ihm drein. Er wollte noch nach Thein-
heim , und Frau Veronika hatte ihm auf sein Be-
fragen nach dem nächsten Wege und sichersten Wege dahin den
Bescheid gegeben, er solle init dem Holzmacher gehen, der
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