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Nun fang ich mir Ratten in reichlicher Zahl,
lind habe alltäglich ein köstliches Mahl;

Doch will mir'S nicht munden das fetteste Stück,
Stets düster und sehnend muß bleiben mein Blick;
Umgeben von Ratten, doch steh' ich allein —

Kein Mitzchen, kein Kätzchen will bei mir sei».

Der Sänger war von seinem eigenen Liede so ergriffen, daß
er die letzten Strophen nur tremulsncio vortragen konnte. —
Das wirkte entsetzlich, besonders beim weiblichen Personale,
welches jüngferlich verschämt, theilweise wohl auch weinend, die
Augen niederschlug. Das männliche Personale tröstete den ein-
samen Freund und trank ihm auf baldiges Liebesglück seine
vollen Gläser zu. Der Ungeliebte ttocknete still eine Drittel-
zähre, und wank mit. Die Frau vom Hause, welche gar so
gern für den Unglücklichen gesorgt hätte (denn eine Liebe oder
Ehe zu stiften war ihr Lebenselement), sprach kurz darauf mit
einer niedlichen jungen Katze, die ihr, ohne Blume, die innigste
Liebe für den Unglücklichen eröffnere. Hoch erfreut, hier ein
gutes Werk thun zu können, ringelte sie den Schwanz, nahm

eines StallbesenS getroffen, sein wie aus der Erde gewachsenes
Glück'an, umhalste zuerst im Gefühle der innigsten Dankbarkeit
die zartfühlende Wirthin, u»d dann mit vor Wonne zurückge-
schlagenen Ohren unter lautem Schnurren seine feinbärtige
Braut. Laut klopften die Katzenherzen aneinander. — Ein
schallendes Miau der höchsten Freude durchbebte den Saal. Mit
freudestrahlenden Augen streckte der Vater der Braut die zittern-
den Pfoten über die Verlobten aus, und dann nahten fich die
andern Freunde und Freundinnen des Hauses. Unendliche Gra-
tulationen in Prosa und Versen, Toaste, unartikulirte Töne des"
Katzenjubels nahmen kein Ende, und ob es gleich schon tief in
der Nacht war, so wurde doch jetzt gleich das Verlobungsfest
mit allem möglichen Prunke gefeiert. Der selige Bräutigam
lehnte an der Brust seiner Braut, an der Brust des zarten
vielfarbigen Kätzleins mit den schwefelgelben Schmachtaugen und
der schwarzen Schwanzspitze, und schnurrte ihr in's Ohr: „Ja
Dein zu sein auf ewig, wie glücklich und wie selig, wie selig
werd' ich sein; stets will ich Vögel sangen für dich und unsre
Rangen rc. re.!"— Sie streichelte ihm verschämt mit der netten
Pfote den katerlichen Tickkopf und leckte ihm das bärtige Ge-
ficht. Manche alte Katze sah neidisch auf das jugendlich schwär-
mende und glückliche Paar, und dachte still: Wie ledern ist dein
alter Kater gegen diesen netten, zärtlichen Jungen geworden! —

122

Daß Gastmahl der Katzen.

das nur sanft widerstrebende Mitzchen beim Ohre und führte
die von lieblicher Schamröthe Uebergoffene, allerdings wider alle
Katzenhausener und sonstige Convenienz, unter obligatem Schnur-
ren dem Einsamen zu. Dieser starrte, wie vom Wetterschlage
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Das Gastmahl der Katzen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Muttenthaler, Anton
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Gastmahl <Motiv>
Ratte <Motiv>
Küche <Motiv>
Karikatur
Katze <Motiv>
Schlachtung
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 3.1846, Nr. 64, S. 122
 
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