Fliegende Blätter (3.1846 (Nr. 49-72))

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Trinklied.

Angezapft!

Rheinwein oder Bier aus Flandern!

Auf der durstgequälten Kehle
Sitzt ermattet schon die Seele,

Um verzweifelnd auszuwandern!

Freilich ist's noch früh am Tage,

Aber glaubt mir, was ich sage:
Trinken schmeckt zu jeder Stund.
Auf beim Spund!

Eingeschenkt!

Füll' die Gläser, schmucke Dirne,

Eins für mich, für dich das andre,
Wenn ich fröhlich weiter wandre,
Bleib' auch heiter deine Stirne.

Die mich liebt, die lieb ich wieder
In der Schleppe wie im Mieder,

Was man auch darüber denkt,
Eingeschenkt!

Ausgeleert!

Alle Zecher, wie ich meine,

Kommen in den Himmel schneller,

Denn im Mond gibt's kühle Keller
Für der Sonne Feuerweine,

Und auf allen großen Sternen
Gibt es sicherlich Tavernen,

Wenn man in den Himmel fährt.
Ausgeleert!

O. v. Reichert.

Todesanzeige.

Wir zeigen hiemit im Gefühle des lebhattesten Schmerzes an, daß gestern
Mittags um halb 12 Uhr unser Großvater, Vater, Bruder, Reffe, Vetter u- Pathe,
Herr Lalduin Mathias Mangrlbachrr.
wirklicher Gerichtspraktikant, allgemein bekannt durch sein verborgenes Wirken
in der Literatur, projektirtes Mitglied mehrerer entstehender Gesellschaften und
künftiger Hauptmitarbeiter der Fliegenden Blätter, in einem Alter von 52 Jahren
wider Erwarten eines höchsttragischen Todes verblichen ist.

Derselbe hat nämlich bei, — in Folge bedeutender Kongestionen wegen
heftigen Nachdenkens, — eingetretenen Zahnschmerzen und gleichzeitiger, naß-
kalter Witterung im Hause eines Freundes, aus Versehen, statt gewöhnlicher
Baumwolle Schießbaumwolle in die Ohren gesteckt. — Beim Eintritte in sein
Geschäftsbureau, in welchem, des vorschriftmäßigen Verbrauches eines Holz-
guantums wegen, sehr heftig eingeheizt war, hat leider die in Ohren habende
Schießbaumwolle explodirt und so einen der trefflichsten Männer zum ersten
Opfer der weltumgestaltenden Erfindung gemacht.

Mit diesem Manne sind merkwürdige Gedanken über die Welt zu Grunde
gegangen'), welches eben so zu bedauern, als es erfreulich war, daß er in
neuerer Zeit wieder Hoffnungen rege werden ließ, angestellt zu werden.

Wer den durch Explosion Verblichenen gekannt hat und von der Kraft
der Schießbaumwolle unterrichtet ist, wird unseren, sowie den Schmerz des
Verblichenen zu würdigen wissen.

Wir bitten um stille Theilnahme.

München, Eggenfelden, Oberbayerberg u. Kopsburg den 23. Rov. 1846.

PetroneNa Mangelbacher, geb. Bogelhuber, Gattin.

Veronika, Anna, Creszentia, Töchter.

tildebrand, Georg, Hieronymus, Söbne.

aroline Knobelwein, geb. Mangelbacher.

Rosalie Hobelstoß, geb. Mangelbacher.

Veronika Steberle, geb. Mangelbacher.

Thaddäus Wolfgang Mangelbacher, Bruder.

Quirin Bogelhuber, Mime, Neffe.

Anastasius Trautihmnicht, Schießbaumwollfabrikant.

Evi Mangelbacher, s

Tilda Mangklbach-r. ! Schwestern.

Korbinian Bogelhuber, Zwieback u. Ulmerbrodniederlag-Besitzer, Schwager.
Andreas Knobelwein, Essigsieder und Landwehr-Korporal
in Eggenfelden.

Benno Hobel stoß, Tändler und vereideter Schätzer in Qber-

bayerberg. Schwieger-

Ulrich Steberle, bürgerl. Knopfmacher uud Gemeindevorsteher söhne,

in Kopsburg, mit seinen zwei unmündigen Kindern und sämmt-
liche sonstige Bogelhube r'sche. K n o b el w e i n'sche H o-
belstoß'sche und Steberl'sche Freundschaft.

*) Doch nicht Alle' denn die Unterzeichnete ist bereits im Besitze des Mangelbacher'schen
literarischen Nachlaffes, besten Quinteffenz sie ihren Lesern nächstens mittheilen wird.

Tie Redaction der Fliegenden Blätter.